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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Feuer, Andrew. Es hat mich fast zerstört.“
    Er fragte nicht nach, schien es zu verstehen. Zu fühlen. In seiner Vorstellung konnte er sich all die Jahre nach dem Feuer ausmalen, in denen Melissa Sinclair alles getan hatte, um ihrer Tochter das Leben so leicht und so perfekt wie möglich zu machen. Aus Schuldgefühl ebenso sehr wie aus Liebe.
    Fiona wusste nicht, warum sie Andrew all das erzählt hatte. Sie hatte doch vor Langem schon gelernt, ihre Gedanken und Gefühle für sich zu behalten. Sie schenkte ihm ein zittriges Lächeln als Entschuldigung. „Es ist zwar dasselbe Zimmer, aber ich bin nicht mehr dieselbe, nicht wahr? Ich musste herkommen und wieder aus dem Raum hinausgehen, auf meinen eigenen zwei Beinen. Für mich ist die Zeit mit dem Moment stehen geblieben, als mein Vater mich damals zu Bett brachte und mir den Gutenachtkuss gab. Jetzt muss ich die Zeiger anstoßen, damit die Uhr wieder zu ticken beginnt.“
    Er legte die Hände auf ihre Schultern, verbundene Hände, die aufgrund der Tragödie eines anderen Kindes schmerzten. Er beugte sich vor, und Fiona schloss die Augen. Heute Morgen hatte er sie auf die Wange geküsst. Sie erwartete, sehnte sich danach, dass er das wiederholen würde. Sie wollte die Wärme seiner Lippen noch einmal spüren, wollte von der Geborgenheit seiner Zuneigung eingehüllt werden.
    Wie überrascht sie war, als seine Lippen über ihre strichen! Sie waren warm und weich, und ein wohliges Prickeln und grenzenloses Erstaunen breiteten sich in ihrem Körper aus. Sein Mund ruhte auf ihren Lippen, erst sanft, dann fordernder – als sollte sie diesen Kuss keinesfalls als Trost missverstehen. Fiona hielt den Atem an; ihre Lippen öffneten sich. Eine fremde Welt voll verzauberter Sinnlichkeit und mit samtschwarzen Nächten schien in greifbarer Nähe zu sein.
    Sie öffnete die Augen, als er den Kopf hob. „Die Zeit ist nicht wirklich stehen geblieben, Fiona. Damals warst du ein Kind, jetzt bist du eine Frau. Dein ganzes Leben liegt noch vor dir.“
    Mit der Fingerspitze strich er ihr über die Wange, doch er lächelte nicht. Ohne ein weiteres Wort verließ er das Zimmer, ließ sie allein zurück.
    Andrew war schon lange fort, bevor Fiona endlich auf den Korridor trat und leise die Tür hinter sich zuzog.

4. KAPITEL
    D  as ist zauberhaft!“ Fiona stand oben auf dem Hügel, der zu Maras kleinem Bauernhof hinunterführte, und sah sich überwältigt um. „Ich kann nicht glauben, dass du all das zurücklässt, um im Hotel zu leben.“
    „Nun, dein Bruder war ein großer Anreiz“, erwiderte Mara.
    „Duncan?“ Fiona hob fragend eine Augenbraue. „Meinst du etwa den Duncan, der Rockmusik in voller Lautstärke hört und grundsätzlich die Zeitung gegen den Falz zusammenlegt?“
    „Ich bin die Erste, die zugibt, dass er alles andere als perfekt ist. Aber er hat da eine Art an sich … Du als seine Schwester weißt wahrscheinlich nichts davon.“
    Billie stieß jetzt zu ihnen auf den Hügelkamm und beteiligte sich sofort an dem Gespräch. „Ich fürchte, da hat sie recht, Fiona. Jeder der Mitternachtsmänner ist absolut unwiderstehlich.“
    Es war eine Unterhaltung, die Fiona vielleicht genossen hätte, wüsste sie denn überhaupt, wie man eine solche führte. Der einzige Mitternachtsmann, der der eigenen Unwiderstehlichkeit bisher widerstanden hatte, befand sich seit zwei Wochen auf einer Ölplattform in der Nordsee. Während Fiona sich langsam in Druidheachd einlebte, war er komplett aus ihrem Leben verschwunden. Und sie vermisste ihn.
    Mara legte Fiona den Arm um die Schultern. „Sollen wir auf Entdeckungsreise gehen?“
    „Ich kann’s kaum erwarten.“
    „Bist du sicher, dass du dich dem gewachsen fühlst?“
    „Ich könnte hundert Meilen wandern!“ Fiona lächelte. „Nun, im Laufe des nächsten Jahres.“
    Ohne Eile stiegen sie den sanften Hügel hinab und blieben vor Maras strohgedecktem Cottage stehen, das sie mit ihren eigenen Händen gebaut hatte, um das Häuschen gebührend zu bewundern. Narzissen blühten vor dem Zaun, hinter dem eine kleine Schafherde friedlich graste. Lämmchen sprangen übermütig über die Weide.
    „Zuerst habe ich alle weiblichen Schafe decken lassen“, erzählte Mara, „doch jetzt halte ich nur noch so viele, wie ich für meine Wolle brauche. Ich hab’s nicht mehr übers Herz gebracht, jeden Sommer die Lämmchen zu verkaufen. Die Mütter leiden dann so.“
    Fiona hatte schon die wunderschönen Garne gesehen, die Mara aus der Wolle ihrer

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