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... Wie Gespenster in der Nacht

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Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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nach dem Sommer wieder zurückkam. Andrew und er hatten irgendwo alten Tabak gefunden und haben sich wohl eine Pfeife stibitzt, um ihn zu rauchen. Mein Vater muss schrecklich wütend geworden sein.“
    „Vielleicht ist das hier ja tatsächlich seine Sammlung.“
    Fiona hielt die Pfeife fest an ihre Brust gedrückt, ohne dass sie sich dessen überhaupt bewusst war. „Ich bin sicher, das ist sie. Und diese anderen Kartons … da müssen seine ganzen Sachen sein. Hat Duncan nach Vaters Tod alles verpackt und hier heraufgebracht?“
    „Das glaube ich nicht. Eher hat er jemanden damit beauftragt, bevor er nach Schottland zurückgekommen ist. Aber er wird wohl wissen, was alles hier oben steht.“
    „Er und mein Vater kamen nie besonders gut miteinander zurecht. Wahrscheinlich hatte Duncan gar kein Interesse, Vaters Sachen durchzusehen.“
    „Dann solltest du das tun“, meinte Mara.
    Fiona sah auf. Sie war hin- und hergerissen zwischen ihren Gefühlen und ihren Erinnerungen. Sie dachte an den jungen Vater zurück, der seine kleine Tochter abgöttisch geliebt hatte, und an den abwesenden Vater, der sie bis zuletzt aus seinem Leben ausgeschlossen hatte. „Glaubst du wirklich?“
    „Aye. Du wolltest doch helfen. Es wäre ein guter Anfang.“ Mara wandte sich ab, bevor Fiona den Ausdruck auf ihrer Miene deuten konnte. „Es ist spät geworden. Ich sollte Duncan bitten, die Sachen nach unten zu tragen.“
    Fiona sah auf ihre Armbanduhr. „Du hast recht. Ich bleibe noch ein wenig hier oben und stöbere weiter. Nur, damit ich eine Vorstellung davon bekomme, was ich vor mir habe.“
    „Sehen wir dich nachher beim Abendessen?“
    „Ich glaube, ich esse nur eine Kleinigkeit in meinem Zimmer. Aber ich komme auf jeden Fall noch, um April Gute Nacht zu sagen, wenn das in Ordnung ist.“
    „Wann wäre das jemals nicht in Ordnung gewesen?“ Beim Treppenabsatz blieb Mara kurz stehen. „Ich bin in der Nähe, falls du mich brauchst.“
    Fiona besah sich die Pfeifen, eine nach der anderen. Alle waren wunderschöne und außerordentliche Stücke, von Meisterhand gefertigt, jede von ihnen ein Unikat. Fiona fragte sich, ob ihr Vater vielleicht eine Sammlung geerbt und dann zu seinen Lebzeiten weitere Stücke hinzugefügt hatte. Eigentlich wusste sie kaum etwas über Donald Sinclair. Außer, dass er nach dem Feuer aufgehört hatte, ihr ein Vater zu sein.
    Und sie kannte auch den Grund dafür.
    Aus einem Impuls heraus beschloss sie, den Karton mit nach unten zu nehmen. Vermutlich würde sie auf dem Boden der Kiste ein Stellregal finden oder vielleicht eine kleine Vitrine, in denen die Pfeifen aufbewahrt worden waren. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihr Vater die Pfeifen nicht für jedermann sichtbar irgendwo aufgestellt hatte. Und sie selbst war zu sehr Künstlerin, um derart feine Kunstwerke in einer Kiste verkommen zu lassen. Wenn Duncan die Pfeifen nicht haben wollte … Sie würde schon ein neues Plätzchen für sie finden.
    Auf halbem Wege zur Treppe hörte Fiona unten eine Tür schlagen. Offensichtlich hatte Mara jemanden gefunden, der sich bereit erklärt hatte, den Möbelpacker zu spielen. Beim Treppenabsatz angekommen, fand sie dann auch heraus, wen.
    Einen Fuß auf der letzten Stufe, den anderen schon auf dem Speicherboden, versperrte Andrew ihr den Weg und verschränkte die Arme vor der Brust. „Soll ich dir tragen helfen?“
    Bis jetzt waren ihre Hände absolut ruhig gewesen. Jetzt waren sie das nicht mehr. „Nein, danke. Der Karton ist nicht schwer.“
    Er trat nicht beiseite, ließ sie nicht durch. „Du siehst schön aus, Fiona.“
    Das tat er auch. Er trug einen dicken hellen Wollpullover mit Zopfmuster, der seine breiten Schultern betonte. Seine Jeans war ausgewaschen, seine Schuhe blitzten frisch geputzt. Sein Haar, wenn auch ein wenig zu lang, wirkte jungenhaft vom selben Wind zerzaust, der auch seine Wangen gerötet hatte. Doch inmitten dieses Bilds perfekter Gesundheit und Frohmut standen unendlich traurige grünbraune Augen.
    Sie wünschte, sie hätte Zeit gehabt, etwas anderes als Leggings und ein übergroßes Männer-T-Shirt anzuziehen. Sie versuchte sich an einem Lächeln. „Ich vermute, ich sehe staubig aus.“
    „Dann steht dir Staub.“
    Tausend Dinge gab es zu sagen, und nicht eines davon brachte sie über ihre Lippen. Da zog sie Klatsch dem Schweigen vor. „Hast du schon gehört? Dein Darling ist wieder gesichtet worden.“
    „Aye, hab ich gehört. Von diesem Reporter, David Gow, allein in

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