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... Wie Gespenster in der Nacht

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Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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gesehen zu haben.“
    „Ich habe sie tatsächlich gesehen. Und was für ein Anblick sie ist!“
    „Ja, das habe ich mir sagen lassen.“
    „Also haben Sie sie nie selbst gesehen?“
    „Nur in meinen Träumen.“
    Davids Miene verriet absolut nichts, dennoch hatte Andrew das Gefühl, dass er hier einer genauen Musterung unterzogen wurde. „Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten, Mr. MacDougall.“
    „Andrew.“
    „Gut, dann Andrew. Ich würde gern in Ihrem Boot eine Tour über den See machen.“
    „Haben Sie denn nicht schon gesehen, weshalb Sie hergekommen sind?“
    „So könnte man annehmen. Aber das war eher so, als hätte man das Pferd von hinten aufgezäumt. Ich habe das Wesen gesehen, bevor ich überhaupt die Geschichten über sie gehört habe. Und man hat mir gesagt, Sie erzählen die besten Geschichten.“
    Andrew reagierte nicht auf die Schmeichelei. „Und was werden Sie mit den Geschichten machen, die ich Ihnen erzähle?“
    „Ich schreibe eine Artikelserie über meine Erfahrungen und Erlebnisse hier. Ich möchte gern all das, was Sie mir erzählen, ebenfalls mit einfließen lassen.“
    „Und wenn ich nicht zustimme?“
    Für einen Augenblick schien David Gow verdutzt. „Ich zahle gut. Und ich nehme nicht mehr als ein paar Stunden Ihrer Zeit in Anspruch.“
    „Es geht nicht um das Geld, Mr. Gow. Nicht alle von uns sind bereit, sich zu verkaufen.“
    „Ich heiße David.“
    Unwillig musste Andrew bewundern, dass David Gow nicht locker ließ. „Was ist, wenn ich ablehne?“
    „Dann könnten vielleicht falsche Informationen in meine Artikel einfließen. Ich denke, das würde keinem von uns gefallen.“ Eine Drohung war es nicht, aber David Gow war mit Sicherheit ein Mann, der daran gewöhnt war, seinen Kopf durchzusetzen.
    Andrew hatte nicht vorgehabt, in den nächsten Tagen mit dem Boot Leute auf den See hinauszufahren. Der Schlafmangel steckte ihm noch in den Knochen, und seine Kehle war rau und kratzte von den langen Tagen auf der sturmgebeutelten Ölplattform in der Nordsee. Er hatte vorerst nichts anderes tun wollen als ausruhen und auftanken. „Wann?“
    „Morgen, wenn es Ihnen passt. Ich habe nämlich auf Ihre Rückkehr gewartet.“
    „Dann morgen. Sagen wir, gegen Mittag?“
    „Sehr schön, abgemacht. Danke.“ David überlegte kurz. „Da ist noch etwas … Andrew. Meine Haushälterin ist gestern hier angekommen, um ihre Schwester zu besuchen. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn die beiden mitkommen? Es würde Violet viel Freude machen, das weiß ich.“
    Andrew wollte diesen David Gow unsympathisch finden. Er glaubte genauso wenig, dass der Mann seinen Darling gesehen hatte, wie er glaubte, dass Martin Carlton-Jones und Nigel Surrey nur das Beste für Druidheachd im Sinn hatten, wenn sie die bisherige Lebensart im Dorf zerstörten. Nur war der Mann nicht das, was Andrew erwartet hatte. „Bringen Sie sie mit“, brummte er.
    Er trat zurück, drehte sich um und pfiff nach Poppy. Der Hund kam mit hängendem Kopf angetrottet, so als wüsste er, dass er bei einer wichtigen Wachhundprüfung durchgefallen war. Andrew rief ihn ins Boot, dann ging er zum Bug, um die Leine loszumachen. Ohne darum gebeten worden zu sein, löste Gow die Leine am Heck. Andrew ging über Deck, und Gow warf ihm die Leine zu.
    „Bis morgen dann, Andrew.“
    Fast grimmig hob Andrew die Hand zum Gruß.
    „Wenn Sie Ihre Darling sehen, richten Sie ihr Grüße von mir aus.“
    „Ich werde ihr sagen, dass Sie darauf hoffen, eines Tages ihre Bekanntschaft zu machen.“ Andrew ließ den Motor an. Falls David etwas auf seine Bemerkung erwiderte, so ging es im Dröhnen des Bootmotors unter.
    Dieses Mal waren keine Arbeiter auf Kayes Grundstück zu sehen, als Andrew den Motor drosselte und das Boot langsam an den letzten noch stehenden Pier steuerte. Seit seinem letzten Besuch hier hatte sich nicht viel verändert, was ihn überraschte. Er hatte sich schon darauf vorbereitet, die Cottages abgerissen und die alten Haselnussbüsche und großen Birken gefällt zu sehen. Stattdessen schien alles wie vorher geblieben zu sein. Nur dass kein einziges Lebenszeichen zu bemerken war, nicht einmal Licht in Kayes Haus.
    Er vertäute das Boot und ging auf die Suche nach Kaye. Im Haus war sie nicht, wie er vermutet hatte. Er fand sie schließlich bei dem Staudenbeet, das sich an der gewundenen Auffahrt zu den Cottages entlangzog. Er beobachtete sie, wie sie den Spaten ansetzte und eine der Stauden aus dem Boden hievte, um den

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