Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
Vom Netzwerk:
»Vertrauen«. Was für ein Riesenar…, und in dem Moment sah sie ihn.
    Blonde Haare. Männliches Profil. Hagedorn. Wie er leibte und lebte. Ganz entspannt ging er langsam den Bürgersteig entlang und verschwand schließlich in einem Hauseingang. Im Leenderschen Hauseingang!

[home]
    75.
    Montag, 10.43 Uhr
     
     
     
    N achdem wir Stefan »versorgt« haben – Linda hat ihm kurzerhand ein starkes Beruhigungsmittel verabreicht, damit er in Ruhe seinen Rausch ausschlafen kann, und ihn dann im Gästezimmer eingesperrt –, weiß ich nichts Rechtes mit mir anzufangen. Mein Termin mit Dr. Meyer ist abgesagt. Einkaufen brauche ich auch nicht. Tom macht oben seinen Sport, und Linda war mit einem eindringlichen »Bitte bleib in der Wohnung. Ich bin gleich wieder zurück!« zu sich nach Hause gefahren, um sich kurz umzuziehen. Übers Wochenende waren ihr die sauberen Klamotten ausgegangen, und da sie fast einen Kopf größer ist als ich, passten ihr meine nicht.
    Unglücklich starre ich das Telefon an, aber es rührt sich nicht. Es ist zum aus der Haut fahren! Und auf einmal halte ich es nicht mehr aus. Ich muss einfach hier raus. Vielleicht finde ich irgendwo jemanden, der mir mein verkorkstes Leben schönreden kann. Ich halte diese Ungewissheit auf jeden Fall nicht länger aus. Ich muss JETZT in dieser Sekunde wissen, ob ich den Traum von Max und mir begraben muss! Oder ob doch noch eine winzige Chance für uns besteht. Ich stehe schon unten in der Tiefgarage, als ich merke, dass meine Autoschlüssel noch oben in der Wohnung liegen. Was soll’s! Ich werde jetzt bestimmt nicht noch mal zurückgehen und dann eventuell wieder Tom oder gar Linda in die Hände fallen. Da fahre ich doch lieber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Wozu lebe ich denn mitten in der Innenstadt? So schwierig kann das ja nicht sein.
    Okay, »schwierig« ist die Untertreibung des Jahres. Ich stehe an der Bushaltestelle und verstehe nur Bahnhof. Dabei möchte ich gerne zu genau demselben, dem Hauptbahnhof nämlich. Dort soll man – laut einer freundlichen Passantin, die ich neben dem leeren »Boulevard«-Automaten angesprochen hatte – noch ein Exemplar der aktuellen Ausgabe beziehen können, und die ist bekanntermaßen immer randvoll mit Annoncen von Selbsthilfegruppen, einschlägigen Hellsehern, Wahrsagern (Wo ist da noch mal der Unterschied?), Handauflegern und Wunderheilern.
    Aber irgendwie gehe ich in dem Gewirr aus verschieden Fahrplänen und der Unübersichtlichkeit des KVB-Fahrkartenautomaten unter. Kurzstrecke? Regio-Ticket? Zone A? Hä?
    Ich beschließe, zu Fuß zum Bahnhof zu gehen. Gerade, als ich die Straße überquere, summt mein Handy. Mein Herz hüpft mir vor lauter Aufregung mal wieder in den Hals. Ich krame fahrig das Handy aus den Tiefen meiner Jackentasche … und lass den Kopf gleich wieder hängen, sodass mein Herz umgehend an seinen ursprünglichen Platz zurückrutscht. Lindas Nummer leuchtet auf. Nicht die von Max. Jetzt bloß nicht drangehen. Weiß der Himmel, was Linda schon wieder von mir will. Es kann nichts Gutes sein. Und schließlich bin ich auf einer Mission und darf mich da nicht abbringen lassen.
    Der Kölner Hauptbahnhof, noch vor wenigen Jahren ein relativ versiffter Tummelplatz für Drogies, Taschendiebe und ähnlich erfreuliche Zeitgenossen, hat sich seit Kurzem zu einer Art Shopping-Oase gemausert, in der man rund um die Uhr so ziemlich alles finden kann, was man zum Leben im weitesten Sinne (es gibt immer noch einen Sexshop!) benötigt.
    Ohne Umwege steuere ich auf den riesigen Zeitschriften- und Bücherladen zu, der wie immer brechend voll ist. Und tatsächlich, direkt vor der Kasse finde ich ein kleines, verwaistes Häufchen mit den übrig gebliebenen »Boulevard«-Ausgaben. Ich schnapp mir einen und stelle mich brav hinten an der Schlange der Zahlungswilligen an. Wobei warten, wie bereits erwähnt, nicht so mein Ding ist. Wenn’s nach mir ginge, müsste man ein Gesetz erfinden, nachdem man bei einer Kassen-Wartezeit von mehr als fünf Minuten seine Ware umsonst bekommt. Vielleicht beflügelt das ja uneinsichtige Shoppingkettenbesitzer, mal wieder eine angemessene Anzahl an Kassierer/innen einzustellen. Aber das sei hier nur am Rande erwähnt.
    Während der Wartezeit fällt mein Blick auf die Titelseite des »Boulevards«. »Neue Spur im Fall Schneider?«, schreit es mir in balkendicken Buchstaben entgegen. Schnell blättere ich weiter und schlage die Seite mit den Service-Annoncen auf. Auf weitere

Weitere Kostenlose Bücher