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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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nikotingelben Fingern über die Wange.
    »Sie Arme!«, raunt sie mir zu. »Sie leben im Chaos!«
    Ja, das konnte man so sehen.
    »Sie leben in Angst!«
    Ja, stimmt auch irgendwie.
    »Sie leben in unendlicher Einsamkeit.«
    Nagel auf den Kopf getroffen! Ich nicke traurig. »Können die Naturgeister helfen?«, flüstere ich vertrauensvoll.
    Ursula hustet. Danach steckt sie sich – ohne mich um Erlaubnis zu fragen – eine Kippe an. Eine HB, wie sich unschwer an der gelbroten Packung erkennen lässt. Sie schließt einmal kurz die Augen, zieht genüsslich an ihrem Glimmstängel und legt ihn dann in dem bereits übervollen Aschenbecher ab.
    »Kommen Sie.«
    Ich folge ihr. Wir gehen aus dem Wohnzimmer über den Flur und dann in ein unaufgeräumtes Schlafzimmer. Ursula öffnet die Balkontür, tritt hinaus und bedeutet mir, es ihr gleich zu tun. Wir stehen auf einem Minibalkon mit Blick auf den Innenhof. Der Balkon ist nach oben hin zugemauert. Nur ein schütteres kleines Tannenbäumchen fristet hier sein trauriges Dasein. Der letztjährige Weihnachtsbaum der Schamanin? Egal. Unten spielt eine Horde Kinder Fußball. Einige von ihnen blicken jetzt feixend nach oben, während Ursula ein goldenes Glöckchen unter der kleinen Fichte hervorzieht. Klingeling. Klingeling. Klingeling. Hingebungsvoll schüttelt die Schamanin das Glöckchen.
    »Wind, sprich mit uns«, ruft sie mit tiefer Stimme, bis sie erneut von einem Hustenanfall unterbrochen wird.
    Leider weht hier oben noch nicht mal das kleinste Lüftchen. Ist das ein schlechtes Omen? Ich traue mich nicht zu fragen, denn inzwischen hüpft Ursula rhythmisch von einem Bein aufs andere. Ein mystischer Tanz?
    »Geister des Lebens …«, sie tanzt schneller, »sprecht mir uns!« Ihre Stimme wird lauter, ekstatischer. Plötzlich fällt sie vor dem Bäumchen auf die Knie. In Augenhöhe sitzt ein kleiner Vogel. »Da bist du ja, mein Krafttier! Mein Bote der Weisheit der Seelen«, gurrt sie.
    »Aber der ist doch aus Plastik!«, werfe ich ein wenig ungehalten ein, denn das Vöglein war mir schon vorher aufgefallen.
    Die Schamanin presst einen Finger auf die dünnen Lippen, um weitere Kommunikationsversuche meinerseits zu unterbinden. Dann klopft Ursula energisch mit einer Hand neben sich auf den Boden. Aha, sie will, dass ich mich neben ihr hinknie. Ich tu ihr den Gefallen. Die Schamanin steht umständlich wieder auf und stellt sich hinter mich. Dann platziert sie in einer dramatischen Geste beide Hände auf meinen Kopf und beginnt, mir energisch übers Haar zu streichen. Dazu murmelt sie Unverständliches.
    Es klingt wie »Haba, Hawa, Hersem« oder so ähnlich, aber ich möchte mich da nicht festlegen. Es tut gut. Irgendwie beruhigend. Auch wenn ich leider permanent an meine nächste Haarwäsche denken muss, bei der ich hoffentlich den übermächtigen Nikotingestank wieder loswerde. Urplötzlich hält die Schamanin inne.
    »Ein Stern«, krächzt sie kryptisch. »Ein Stern wird Sie leiten. Ein Stern wird Sie retten.«
    Wie bitte?

[home]
    78.
     
     
     
    N icole zitterte praktisch schon vor Jagdfieber, seitdem sie Hagedorn in den Leenderschen Hauseingang hatte verschwinden sehen. Nach einer Schrecksekunde, in der sie überlegt hatte, ob sie ihm einfach im Alleingang hinterherschleichen sollte, hatte sie diesen Plan als zu gefährlich verworfen. Zwar konnte sie unter Umständen mit den zwei Kriminellen auch alleine fertig werden – diese Victoria Leenders hielt sich ja bestimmt ebenfalls in ihrer Wohnung auf – aber sie hatte keine Ahnung, ob die kleine Schlampe Max alarmieren würde. Und Max war ihr sowohl physisch als auch psychisch haushoch überlegen. Außerdem wusste sie nicht, in welcher Verfassung man Tom Schneider antreffen würde. Besser, sie organisierte neben dem Überfallkommando auch noch gleich einen Krankenwagen. Denn daran, dass dieses Gaunerpärchen dort oben auch noch Tom Schneider gefangen hielt, zweifelte Nicole keinen Deut mehr.
    Es passte alles genau ins Schema. Von der Heiratsschwindelei bis hin zur Entführung war es doch nur ein kleiner Schritt. In beiden Fällen ging es um Geld. Viel Geld. Da diese Leenders in selbigem geradezu schwamm, ließ sich ihre kriminelle Tätigkeit nur durch einen massiven Dachschaden erklären. Aber den hatte Tim ihr ja bereits attestiert.
    Auf dem Weg zurück ins Revier hatte Nicole dann Blitzis Anruf erreicht. Wow! Hagedorn war also wirklich der Ex-Freund der Leenders. Das war eine Offenbarung. Jetzt machte endlich alles Sinn. Und

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