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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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antworte ich ausweichend. Aber in Wirklichkeit waren es natürlich schon ein bisschen mehr gewesen. Lautlos zählt Linda die Bilder.
    »Neun Stück«, hält sie lapidar fest.
    Scheibenkleister! Dann wurde also gerade das zehnte im Fernsehen gezeigt.
    »Okay, es waren zehn«, gebe ich kleinlaut zu.
    »Mensch, Vicki!« Linda klingt wütend. »Wie blöd kann man denn eigentlich …?!«
    »Aber welcher Paparazzi klaut nur ein einziges Foto und lässt den ganzen Rest hier?«, wird sie von Tom unterbrochen.
    In diesem Moment fällt mir siedend heiß ein, wer das zehnte Foto »geklaut« hatte. Ich selbst. In einem Anfall von Nostalgie hatte ich es als Letztes in meine schwarze Tasche gepackt, als ich aus Köln flüchten wollte. Bevor ich Max angefahren hatte und mit ihm frühstücken gegangen war. Die schwarze Tasche war die ganze Zeit über in meinem Auto gewesen, als Max mich darin rumkutschierte. Erst später hatte ich die Tasche in die Küche gestellt. Ob Max die Tasche durchsucht und das Foto gefunden hatte?
    Auf einmal trifft mich eine Erkenntnis wie eine einstürzende Betonmauer: Max musste das Foto der Presse zugespielt haben. Nur so lässt sich sein merkwürdiges Verhalten erklären. Er meldet sich nicht mehr, weil er seinen Job für beendet hält. Einmal noch schnell mein Innenleben auf den Kopf gestellt, bevor er die Falle endgültig zuschnappen lässt! Der Verrat durch die Fotoübergabe an die Presse ist dabei natürlich nur ein Nebenkriegsschauplatz, der meine zügige Verhaftung, den eigentlichen Höhepunkt, unumgänglich macht. Erstklassige Arbeit. Wahrscheinlich wird er dafür gerade befördert. Vielleicht klopft ihm gerade sein Chef mit einem zackigen »Sauber!« auf den Rücken.
    Wie in Trance marschiere ich ins Ankleidezimmer, hole die inzwischen unter den Schrank gepfefferte schwarze Tasche hervor und ziehe den Reißverschluss auf. Seit meinem Fluchtversuch hatte ich die Tasche nicht angerührt. Alles liegt friedlich an seinem Platz: zwei Paar Jeans, fünf T-Shirts, ein Bikini sowie Unterwäsche für eine Woche. Die Tasche beherbergt genau die Sachen, die ich ursprünglich eingepackt hatte. Bis auf einen winzigen Unterschied. Das Nostalgie-Foto von Tom und mir … ist verschwunden. Und genau in dem Moment, in dem mir das ganze unglückselige Ausmaß von Max’ bodenlosem Betrug dämmert, klingelt jemand an der Tür.

[home]
    82.
     
     
     
    D u musst das für mich machen, Tim!« Nicole hatte beide Hände auf Tims Schultern gelegt und sah ihm tief in die Augen. Doch Tim wirkte noch immer nicht überzeugt.
    »Nicole, das ist Max’ Fall. Ich kann doch nicht einfach … und auch noch, ohne Petersen zu informieren.«
    »Tim, ich nehme das auf meine Kappe. Du leitest das Überfallkommando auf meine Veranlassung, okay?«
    »Aber warum machst du es dann nicht selbst?«
    »Das habe ich dir doch schon erklärt, es gibt zwei Spuren, und wir müssen beiden gleichzeitig nachgehen!«
    »Gibst du mir das schriftlich?«
    »Wenn es sein muss.«
    »Und was mache ich dann mit der Leenders und ihren Komplizen?«
    »Falls du sie inklusive Schneider quasi auf frischer Tat erwischst, nimmst du sie mit aufs Revier. Sonst rufst du mich an, wenn du die Wohnung und die Bewohner gesichert hast. Es kann sein, dass sich dieser Hagedorn auch dort aufhält … schau dir bitte noch mal das Phantombild an, damit du ihn erkennst.«
    »Mach ich, aber ich werde auch noch mal Max anrufen und schauen, ob er sich nicht doch wieder auf die richtige Seite schlagen will.«
    Nicole rollte mit den Augen. Wahrscheinlich ging Max sowieso nicht ans Telefon. »Dann tu, was du nicht lassen kannst!«, sagte sie genervt. Das war eindeutig fehlgeleitete Solidarität!
    In genau diesem Moment steckte Martin seinen Kopf zur Tür rein.
    »Sagt mal, treibt ihr euch heute den ganzen Tag im Aufenthaltsraum rum? Wenn ihr sonst nichts zu tun habt, könnt ihr mir gerne mit meinen Protokollen helfen!«
    Nicole presste die Lippen aufeinander. »Martin, wir sind in einer Besprechung.«
    »Ach ja? Das kann ja jeder sagen. Ich bin übrigens wegen deiner Wenigkeit hier, Nicole. Eine Frau Mehlmann-Larsen wartet draußen auf dich. Sie sagt, ihr hättet einen Termin!?«

[home]
    83.
    Montag, 14.35 Uhr
     
     
     
    L inda muss die Tür aufgemacht haben, denn das schrille Dauerklingeln hatte aufgehört. Es ist mir völlig egal, ob das jetzt schon die Polizei, mein Vater oder vielleicht doch nur Zack ist. Ich bin einfach am Boden neben der schwarzen Tasche

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