Wie ich Brad Pitt entführte
trocknete. Wenn der eingebildete Sack sich nicht an diese Abmachung hielt, dann würde es ihm noch leidtun. Dann sollte der Kerl sein blaues Wunder erleben. Dafür würde er höchstpersönlich sorgen.
»Wir wissen beide, dass ein Exklusivvertrag auf dem Rücken eines Briefumschlags nur einen recht begrenzten rechtlichen Wert hat«, sagte von der Bodenschwingh, als ob er Blitzis Gedanken lesen könnte. »Aber wir sind ja beide Ehrenmänner, oder?« Er lachte ein kehliges Lachen und streckte die Hand aus. »Hand drauf?«
Blitzi schlug ein, ohne das Lachen zu erwidern. In Gedanken plante er schon den nächsten Schritt. Der Gnom. Er würde dem Gnom stecken, dass er ihn mit sofortiger Wirkung wieder in Amt und Würden einsetzen musste. Ansonsten ging der Coup des Jahres zur Konkurrenz. Sollte der Gnom auch nur eine Sekunde zögern, würde er die Story einfach dem meistbietenden Blatt verkaufen.
Ha! Jetzt konnte Blitzi sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Endlich saß er wieder am Drücker. »Gut. Dann brauche ich noch die Adresse dieser Bekannten, die die ganze Chose mit angesehen hat.«
Bodenschwingh nickte. »Besorg ich dir! Aber erst muss ich meinen Klienten davon in Kenntnis setzen, dass ich den Deal seiner Zukunft abgeschlossen habe.«
Auf dem Weg zu Gnoms Büro dachte Blitzi darüber nach, wie schnell Schneiders Manager die einmalige Chance begriffen hatte, die sich seinem Schützling hier gerade bot. Gott sei Dank war von der Bodenschwingh nicht so ein ehrenpusseliger Volksbedenkenträger, der erst überredet werden musste! Und wie gut, dass sich dieser Schneider genau im richtigen Moment gemeldet hatte. Er hatte zwar nicht so wahnsinnig viel zu seiner Beziehung mit Victoria Leenders gesagt, aber er hielt sich auf jeden Fall in ihrer Wohnung auf. Jetzt waren die Fronten geklärt, und man konnte endlich mit der Arbeit anfangen. Legal, illegal, scheißegal! Wenn sich die Tochter vom alten Leenders mit so jemanden einlässt, dann ist das alles, was »Boulevard« braucht!
Zuerst ließ ihn der Gnom eine geschlagene halbe Stunde warten, und jetzt zierte er sich wie eine Jungfrau vor dem ersten Mal! Lächerlich! Blitzi hatte die Schnauze gestrichen voll.
»Ich muss erst mit dem Verleger sprechen«, quiekte der Gnom immer wieder.
Seit wann war der so ein Angsthase? Blitzi murmelte leise drohend: »Also … ich warte … noch fünf Sekunden … und dann …« Langsam hob er die Hand mit fünf ausgestreckten Fingern. Dann knickte er den Daumen um. Die Zeit lief. Natürlich bluffte er. Er würde wesentlich lieber beim »Boulevard« bleiben, anstatt als Freelancer zu einem anderen Blatt zu wechseln, aber diese Tatsache würde er tunlichst für sich behalten. Langsam und bedeutungsschwanger bog er auch den Zeigefinger nach unten.
»Also gut!«, lenkte der Gnom wütend ein. Er sah so aus, als ob ihm sein Magengeschwür gerade schwer zu schaffen machte. »Aber wenn uns dieser Mist hier Ärger mit der Rechtsabteilung einhandelt, dann bist du draußen. Endgültig, verstehst du?«
Blitzi zuckte kaltblütig mit den Schultern, stand auf und ging zur Tür.
»Hey, warte! Wann können wir mit dem ersten Artikel rechnen?«
»Halt mir für morgen die Hälfte der Titelseite frei!«, sagte Blitzi, ohne sich umzudrehen. Er hatte es eilig. Vor wenigen Minuten hatte von der Bodenschwingh ihm die Adresse der Tussi gemailt, die vorgestern mit Tom Schneider aus war. Und er musste unbedingt rausfinden, ob außer ihr und Monique noch jemand von dem Serienheld und der kleinen Leenders wusste.
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21.
Donnerstag, 10.15 Uhr
H elfersyndrom! Es ist schon unglaublich, was einem in Phasen größter Anspannung so durch den Kopf geistert. Um Psychosen-Meyer bei der Stange zu halten, hatte ich mich durch die psychologischen Standardwerke gearbeitet. Intensiv machte ich mich mit den Auswüchsen der verschiedensten Diagnosen vertraut, um sie naturgetreu nachzuspielen. Wie ein pawlowscher Hund sprang Herr Dr. med. psych. auf meine künstlerisch dargebotenen »Symptome« an und diagnostizierte prompt den gewünschten Zustand. Ich freute mich jedes Mal wie eine Schauspielerin bei der Oscar-Verleihung. Erst kürzlich hatte ich ihm das Helfersyndrom »serviert«.
Doch wenn ich daran denke, warum Tom hier ist, kommen mir doch ein paar Zweifel … Fehlen mir nicht tatsächlich ein paar Schrauben im Getriebe? Warum bin ich nur so bescheuert und schleppe einen wildfremden, wenn auch attraktiven Mann in meine Wohnung?
Mein
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