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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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angelesener psychologischer Sachverstand sagt mir, dass die Wurzeln meines unvollkommenen Ichs ganz tief in meiner Vergangenheit zu suchen sind. »The first cut is the deepest«, sang doch auch schon Rod Stewart.
    Bilder meiner ersten großen enttäuschten Liebe fluten in mir hoch … Sven! Seine göttliche Haltung hoch zu Ross oder auch ohne, ließen mich nicht mehr los … wie jedes vierzehnjährige Mädchen war ich natürlich unsterblich in meinen Reitlehrer verknallt. Sven! Ich hatte seinen Namen auf die Ränder meiner Schulhefte gekritzelt. Nächtelang lag ich wach und malte mir unsere Hochzeit in Farbe und 3D aus. Er war schließlich Sternzeichen Waage und passte so perfekt zu mir. Im Reitcamp, wenn er meine Hand beim Aufzäumen wie zufällig berührte, liefen mir heiß-kalte Schauer den Rücken hinunter. Manchmal half ich ihm, die Pferde zu füttern, und lehnte mich jedes Mal ein bisschen näher zu ihm hin, um gemeinsam den Hafer aus der Futtertruhe zu schöpfen. Wie ein kleiner (Liebes-)Sklave, der ich ja auch war, trug ich ihm Sattel, Trense, Sporen und seine Gerte den ganzen Tag lang hinterher.
    Am letzten Abend war ich fest entschlossen, bis zum Äußersten zu gehen: Ich würde ihn küssen! Nach dem Essen schlich ich vorsichtig im Halbdunkel des Stalles in die Box meines Lieblingsponys Becky. Sehnsüchtig atmete ich die gute Stallluft ein und wartete darauf, dass Sven seinen letzten Stallrundgang machte. Mir schlug das Herz bis zu Hals, aber ich war vorbereitet: Linda und ich hatten an leeren Colaflaschen bereits den perfekten Zungenschlag geübt.
    Da! Die Stalltür knarrte. Er kam. Plötzlich ein Kichern. Vor Schreck verharrte ich reglos neben Becky. Ein definitiv weibliches Kichern. In der Box nebenan begann es, zu rascheln. War das wirklich ein Reißverschluss, der da aufging? Irgendetwas ging hier fundamental schief! Ich nahm all meinen Mut zusammen und riskierte einen Blick durch die trennenden Holzbretter. Das konnte ja wohl nicht wahr sein. Sven machte sich gerade an Tinas Bluse zu schaffen. Ihre Hüften drängten sich suchend aneinander. Ausgerechnet Tina, diese arrogante Zicke! Die konnte doch noch nicht mal richtig reiten. Warum tat er mir das an?
    Zwanzig Minuten später war das Schauspiel zu Ende. Mit gebrochenem Herzen, aber um einige passiv-sexuelle Kenntnisse reicher, schlich ich traurig zurück in mein Bett.
    Und jetzt hatte ich die Bescherung: Sechzehn Jahre später sitze ich in meinem Badezimmer direkt neben dem Mann meiner Träume und wünsche mir nichts sehnlicher, als dass er wieder aus meinem Leben verschwindet … und er weigert sich.

[home]
    22.
     
     
     
    A uf dem Weg zu Hagedorns Apartment versuchte Nicole, sich wieder zu beruhigen: Ihr Kollege hatte ihr erzählt, dass Max mit einem neuen Fall betraut worden war. Und richtig. Als sie auf ihr Handy sah, das sie im Wagen hatte liegen lassen, fand sie eine Nachricht von ihm, abgesandt um neun Uhr zehn:
    Hey, Nicole,
    Petersen hat mich heute früh angerufen und mir noch einen anderen Fall aufs Auge gedrückt. Ein Schauspieler aus einer RTL-Serie ist gestern nicht zur Arbeit erschienen. Da es sich anscheinend um einen Alkoholiker handelt, der unter etwas merkwürdigen Umständen verschwunden ist, besteht RTL darauf, dass wir nach ihm suchen. Schade, ich hätte dich gerne weiter im Fall Hagedorn unterstützt! Aber ich habe Petersen gesagt, dass mir das zu viel wird und dass du den Fall hundertprozentig auch alleine lösen kannst
?
! Petersen war einverstanden. Also hau rein und viel Glück!

    Max
    Obwohl sie sich zunächst freute, dass sie nun tatsächlich ihren ersten eigenen Fall hatte, war Nicole durch die SMS etwas verunsichert. Was sollte denn bitteschön der Smiley bedeuten? Zweifelte Max daran, dass sie diese Aufgabe hundertprozentig alleine lösen konnte? War das ein Witz für ihn? Und warum wünschte er ihr Glück? Sie würde hart arbeiten und ihren (hoffentlich) messerscharfen Verstand einsetzen. Wer brauchte da noch Glück!? Außerdem war es ja mal wieder unverkennbar, wem Petersen den schlagzeilenträchtigeren Fall übertragen hatte: dem unfehlbaren Max Benninger! Wem sonst. Aber ihr sollte es recht sein. Sie würde schon noch zeigen, was in ihr steckte.
    Als Nicole Hagedorns Haustür aufschloss, waberte ihr ein strenger Geruch entgegen. Sie rümpfte unwillkürlich die Nase. Schweiß und stinkige Socken. Die Hochleistungsscheinwerfer, mit denen die Kollegen bei der Spurensicherung die Tatorte ausleuchteten, sorgten

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