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Wie im goldenen Kaefig

Wie im goldenen Kaefig

Titel: Wie im goldenen Kaefig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Brooks
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aber er sah wütend aus.
    Marianne war so weit gegangen, wie es an diesem Tag möglich war. Obwohl sie am ganzen Körper zitterte, lächelte sie und riet ihm mit ruhiger Stimme:
    “Denk darüber nach, Zeke. Du meinst, du könntest dich nicht ändern, weil du Angst davor hast, es zu versuchen. Das ist eine Sackgasse. Ich liebe dich, ganz egal, was du glaubst, und ich werde dich lieben, solange ich lebe.
    Du nervst mich manchmal und machst mich wütend, wenn du es genau wissen willst. In gewisser Weise hast du mich hereingelegt. Im Grunde uns beide. Aber ich liebe dich mehr denn je, denn die Liebe, die wahre Liebe, lässt sich nicht bestimmen. Sie geschieht einfach. Sie folgt keinen Regeln und erscheint oft grundlos. Ganz sicher folgt sie keiner Logik. Aber sie existiert.”
    Marianne hatte erwartet, dass er ihr jetzt mit einem seiner beißenden ironischen Sätze kommen würde, aber er schwieg. Seine Miene war ausdruckslos. Als sich jetzt eine junge Kellnerin erkundigte, ob sie mit dem Essen zufrieden seien, machte er eine höfliche Bemerkung über die bisher unberührten Speisen. Dann langten sie beide zu.
    Aber Marianne hatte bemerkt, dass seine Hand zitterte, als er die Gabel zum Mund führte. Und das schien ihr mehr als nur ein winziger Hoffnungsschimmer zu sein.

7. KAPITEL
    Marianne saß am Fenster ihres Zimmers und blickte auf die kleine Straße hinaus. Nach dem Lunch mit Zeke einige Wochen zuvor hatte sie angenommen, er würde in Kontakt mit ihr bleiben.
    Zwei Tage danach hatte sie von seinen Rechtsanwälten einen Scheck über eine sehr hohe Summe erhalten. Es war eine Notiz beigefügt gewesen, wonach sie in Zukunft an jedem Fünften des Monats mit einem weiteren Scheck über dieselbe Summe rechnen konnte und mit der man sie bat, der Firma Jarvis & Smith ihre neue Adresse mitzuteilen, sobald sie umgezogen sei. Sie hatte den Scheck noch am selben Tag zurückgeschickt und ebenfalls eine Notiz dazugelegt. Sie wollte weder umziehen noch das Geld annehmen.
    Danach hatte sie weder von Zeke noch von seinen Rechtsanwälten gehört, und das war jetzt sechzehn Tage her.
    Ihr Vater hatte sie zwei Mal besucht und zum Essen eingeladen, und sie hatten sich, nachdem die erste Unsicherheit überwunden gewesen war, so gut unterhalten wie schon lange nicht mehr. Wichtiger noch, ihr Vater hatte verstanden, wie die Dinge zwischen ihr und Zeke lagen, so dass sein zweiter Besuch ganz locker verlaufen war.
    Am vergangenen Wochenende war Pat über Nacht geblieben. Sie hatte ihren Schlafsack mitgebracht und darauf bestanden, selbst auf dem Fußboden zu schlafen, obwohl Marianne ihr das Sofa angeboten hatte. Sie hatten bis tief in die Nacht geplaudert und gekichert. Die Zeit mit ihrer Freundin hatte Marianne sehr gut getan. Wenn Pat da war, bekamen ihr Selbstmitleid und andere negative Gefühle keine Chance.
    Mrs. Polinski hatte es sich offenbar zur Aufgabe gemacht, darauf zu achten, dass Marianne ordentlich aß und nicht vereinsamte. Mehrmals pro Woche lud sie sie zum Abendessen in ihre geräumige Wohnung über dem Supermarkt ein und bestand darauf, dass ihr Sohn Wilmer sie anschließend bis vor die Haustür zurückbegleitete.
    Wilmer wird über kurz oder lang zum Problem werden, dachte Marianne.
    Obwohl sie den Polinskis erzählt hatte, dass sie verheiratet war und in Trennung lebte, hatte Wilmer sie schon mehrmals auf einen Drink eingeladen. Dass sie regelmäßig ablehnte, schien ihn nicht zu stören. Er sah sie nur mit großen, traurigen Hundeaugen an und kam bei jeder Gelegenheit im Laden vorbei, um zu sehen, ob es ihr gut ging. Es begann, sie verrückt zu machen.
    Er war ganz nett, etwa in Mariannes Alter und sah gut aus mit seinem dunkelblonden Haar und den großen braunen Augen. Aber abgesehen davon, dass sie verheiratet war, hätte sie sich auch sonst nicht in ihn verliebt.
    Insgesamt war in ihrem Leben ziemlich viel los gewesen. Sie hatte es gerade noch geschafft, die Broschüren durchzusehen, die sie sich von Universitäten und Fachhochschulen hatte zuschicken lassen. Doch was immer sie tat, wohin sie auch ging, sie fühlte sich einsam. Das war so seit jenem Tag, als sie Zekes Apartment verlassen hatte. Befand sie sich unter Menschen, empfand sie das Einsamkeitsgefühl noch stärker, als wenn sie allein war. Im Grunde sehnte sie sich nach einem einzigen Menschen, egal, was sie gerade tat oder sagte.
    “O Zeke! ” seufzte sie. Er hatte zugegeben, sehr tiefe Gefühle für sie zu hegen, die er normalerweise meisterhaft

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