Wie im goldenen Kaefig
beinahe aus der Fassung.
“Ja”, sagte er sanft. “Und wunderschön.”
“Vielen Dank. ” Sie wies mit der Hand in den Hausflur. “Willst du einen Moment hereinkommen?”
“Nein. Ich möchte nicht, dass du dich meinetwegen verspätest.”
Sie sah ihn unsicher an. Dieser große, kraftvolle und attraktive Mann war ihr Ehemann, und doch konnte sie nicht erraten, was in ihm vorging.
“Der Grund, warum ich hier bin…” Er verstummte, und sie merkte überrascht, wie nervös er war. Zeke nervös? Unmöglich!
“Also ich … dein Vater hat mir gestern am Telefon erzählt, dass du Weihnachten nicht bei ihm verbringst.”
“Hattest du das denn erwartet?” fragte sie ruhig.
“Vermutlich. Ja, klar. Oder mit Pat oder anderen Freunden. Aber Josh hat gemeint, dass du Weihnachten allein feiern willst.“
“Er hätte dich nicht anrufen sollen”, sagte sie ärgerlich. Auf Zekes Mitleid konnte sie gut verzichten.
“Hat er auch nicht. Ich habe ihn angerufen, weil ich mich vergewissern wollte, dass es dir gut geht.” Ehe sie etwas erwidern konnte, fuhr er sich irritiert durchs Haar. Diese Geste war ihr vertraut. Dann sagte er ärgerlich, als würde er es nur ungern zugeben: “Tatsächlich wollte ich herausfinden, ob wir uns vielleicht an Weihnachten sehen könnten. Aber ich wusste nicht, wo du sein würdest und ob sich eine Gelegenheit bieten würde. Und ob du überhaupt Lust dazu hättest.”
“Warum hast du nicht einfach mich gefragt?” Sie brachte die Frage kaum heraus, so stark pochte ihr Herz.
“Ich war nicht sicher, ob du mit mir sprechen würdest”, erklärte er ehrlich. “So wie die Dinge zwischen uns stehen. Unsere Trennung bedeutet ja, dass du frei bist, und ich wollte die Situation nicht noch komplizierter machen oder dich in Verlegenheit bringen. “
Sie wusste nicht, ob sie ihn küssen oder schlagen sollte. Seine Bemerkung, dass sie frei sei, hatte sie tief verletzt.
“Du bringst mich nicht in Verlegenheit, Zeke. Was hast du dir denn vorgestellt?”
Er zuckte die Schultern und sah sie schweigend an. Plötzlich empfand sie den unwiderstehlichen Drang, ihn zu berühren und in seinen Armen zu liegen.
Resolut ballte sie die Hände in den Manteltaschen zu Fäusten, um sich zurückzuhalten.
“Ich habe auch nichts Bestimmtes vor”, antwortete er ebenso vorsichtig wie sie.
“Vielleicht können wir ja heute Abend zusammen essen?”
“An Heiligabend ist bestimmt alles ausgebucht.” Sie nahm ihren Mut zusammen und schlug vor: “Wie wär’s, wenn du herkommst und ich uns etwas koche?” Mrs. Polinski würde ihr die Lebensmittel sicher als Vorschuss auf den nächsten Lohn geben.
Doch Zeke hatte eine bessere Idee. “Okay, gern, wenn ich den Wein und das Essen mitbringen darf.”
„Ja, gut, abgemacht.” Wie können sich alle Probleme innerhalb weniger Sekunden in nichts auflösen? fragte sich Marianne insgeheim. Plötzlich erschien ihr der Tag wunderschön, und alles nur, weil sie an diesem Abend Zeke sehen würde. Und er war damit einverstanden, sie hier zu besuchen, in ihrem bescheidenen kleinen Zimmer. Noch vor wenigen Wochen, als er so wütend über ihren Auszug aus seinem Apartment gewesen war, hätte sie sich das nicht träumen lassen.
Dann sagte er in sachlichem Tonfall: “Ich werde die Situation nicht ausnutzen, mach dir keine Sorgen deswegen”, und der Morgen war nur noch halb so strahlend.
Die Situation nicht ausnützen? Sie hätte überhaupt nichts dagegen gehabt, wenn er das getan hätte. Oder doch? Ganz sicher war sie sich nicht. Nichts war sicher, wenn es um Zeke ging. Ein Blick von ihm reichte, um sie völlig durcheinander zu bringen.
“Ich begleite dich zum Supermarkt”, bot er an und fragte dann höflich: “Wie gefällt dir die Arbeit?”
Hätte sie ehrlich geantwortet, hätte sie gesagt, dass es recht langweilig war und ihr an ruhigen Tagen oft zu viel Zeit blieb, um von ihm zu träumen. Stattdessen sagte sie locker: “Polinskis, die Besitzer, sind sehr nett. Ich glaube, Mrs.
Polinski betrachtet mich inzwischen als Teil der Familie. Sie hat sogar durchblicken lassen, dass ich weiterarbeiten könnte, wenn ihre Tochter in zwei Wochen aus Polen zurückkommt.”
Zeke nickte. Marianne geriet ins Grübeln darüber, wie, um Himmels wille n, sie auf dem uralten Kocher ein Festessen zustande bringen sollte, geschweige denn einen festlichen Tisch decken. Der Tisch bot gerade Platz für zwei Teller und zwei Gläser. Auf Kerzen und weihnachtliche Dekoration würde sie
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