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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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»Auch für mich?«
    »Für alle«, wiederholte Mattes und sah aus dem Augenwinkel, wie sie sich darüber freute. Wie kann man so blöd sein, dachte er. Sie hat keine Ahnung, dass es hier morgen mit hoher Wahrscheinlichkeit krachen wird. Und sie freut sich, weil sie dabei sein darf. Irgendwie tat sie ihm leid, und gleichzeitig tat er sich selber leid. Sich selber mit seiner ganzen Blödheit. Er griff nach einer Ausgabe von ›Hassos Herrchen – Finas Frauchen‹, die in einem Stapel auf dem Wandregal lag, rollte sie zusammen und verließ grußlos die Redaktion.
    Zuhause schnappte er sich Mina, packte sie ins Auto und fuhr eine halbe Stunde raus, bis er außerhalb der Stadt war. Er brauchte jetzt Platz, Luft und Zeit, um seine Gedanken zu ordnen. Die freie Fläche der vor ihm liegenden kahlen Felder machte den Kopf frei. Mina stürmte begeistert los und war konzentriert damit beschäftigt, alle Gerüche aufzunehmen und ihre Nase in jedes Mauseloch zu wühlen. Mattes ging den lanen, geraden Feldweg entlang, hatte die Hände in den Taschen und fragte sich: Was will ich? Die Antwort hatte er sofort: Ganz bestimmt nicht in dieser Redaktion arbeiten. Nicht mehr zurückkehren, alles vergessen und so tun, als wäre es nie geschehen. Das hatte doch alles keine Zukunft. Er stöhnte. Diese Typen, die da rumsaßen. Die Althoff! Und dieser nikotinverqualmte Platter. Oder Plattner? Wie hieß er noch, der Suizeeds-Bass? Frau Berger war noch die netteste von allen, aber viel zu ruhig. Die bekam doch nichts gebacken. Und mit denen sollte er ein Magazin machen? Er lachte humorlos auf. Machen? Nein, er sollte ja gar nichts machen, er sollte nur als Chefredakteur-Placebo in seinem Büro sitzen und sie wie immer weitermachen lassen. Bloß nicht stören.
    Mattes trat mit Kraft gegen einen Stein, der auf dem Weg lag, und katapultierte ihn in den Graben. Nicht mit ihm. Wenn er schon Chefredakteur war, dann auch richtig. Hunde waren doch ein tolles Thema. Das lag ihm doch. Er würde mit neuen Ideen ankommen und den lahmen Laden ans Laufen bringen. Neue Ideen, das war’s. Aber was konnte man in einem miefigen, kleinen Hundemagazin an neuen Ideen bringen? Er sah, dass Mina weit hinten auf dem Feld nicht mehr alleine war. Ein anderer Hund tobte mit ihr herum und beide rannten schließlich nebeneinander auf Mattes zu. Weit entfernt erkannte er eine Person, die im Laufschritt, unablässig winkend und rufend, hinterherkam. Augenscheinlich rief sie den Hund, der mit Mina spielte und ihre Rufe völlig ignorierte. Mattes ging weiter den Feldweg entlang und sah den beiden Hunden zu, die in seiner Nähe tobten und ganz in ihrem Spiel aufgingen. Die inzwischen als weiblich erkennbare Person kam im Laufschritt näher und rief unablässig: »Pää-dock! Päääää-dock! Hierher! Komm jetzt! Pää-dock!!« Aufgelöst und verschwitzt grüßte sie Mattes mit kurzem Kopfnicken und zog genervt die Augenbrauen hoch.
    »Der hört einfach nicht, der Blödmann.«
    Sie wandte sich wieder dem Hund zu: »Päää-dock, jetzt kommst du her! Pädock!« Padock fand es nett, seine Halterin wieder mal zu sehen, und kam schwanzwedelnd auf sie zu. Sie ergriff ihn am Halsband und schüttelte ihn. Jetzt, wo sie ihn hatte, wurde sie sauer, was sie mit lauter Stimme zum Ausdruck brachte: »Da bist du ja! Warum kommst du nicht, wenn ich dich rufe? Frauchen ist sehr sauer auf den bösen, bösen Padock!«
    Mattes räusperte sich und warf freundlich ein: »Jetzt hat er gerade gelernt, dass er Ärger kriegt, wenn er kommt.«
    Die Frau guckte hoch und sah verwirrt aus. »Wieso?«
    »Sie rufen ihn, er kommt und dann zerren Sie am Halsband und schimpfen. Wenn er nicht total blöd ist, kommt er beim nächsten Mal lieber gar nicht.«
    Sie ließ erschrocken den Hund los und guckte Mattes mit großen Augen an.
    »Ich habe den noch nicht lange«, sagte sie hilflos. »Und er ist mein erster Hund. Er hört einfach nicht auf mich. Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    Mattes spürte, wie seine Hirnzellen plötzlich rotierten.
    »Dr. Sommer«, sagte er halblaut und grinste. Die Frau sah ihn verwirrt an. Er lachte vergnügt vor sich hin und erklärte: »Kennen Sie ›Dr. Sommer‹ aus der ›Bravo‹? Da bekommen Jugendliche Antworten auf ihre Liebes- und Beziehungsfragen.«
    Sie nickte zögernd und wusste nicht, worauf er hinaus wollte.
    Mattes sagte: »Das müsste es auch für Hunde geben. Eine Fragerubrik, in der Hundehalter ihre Probleme schildern und Antworten darauf bekommen.«
    Die

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