Wie immer Chefsache
können? Als Praktikantin soll sie etwas lernen.«
Die Althoff sah ihn an und sagte: »Sie ist nicht für uns hier, sondern für sich.«
Wieder eine Andeutung, die ihm nichts sagte.
»Was heißt ›für sich‹?«, fragte er nach.
Frau Althoff stand auf und ging an ihm vorbei zur Tür. »Tun Sie einfach so, als wäre sie nicht da. Tina ist voll beschäftigt und nicht für weitere Arbeiten einsetzbar.«
Mattes starrte ihr hinterher. Sie hatte einfach ihr Büro verlassen und ihn stehen gelassen. Mucki guckte ihn feindselig an und knurrte leise. Am besten wäre es, wenn er die Althoff zusammen mit ihrem Hund rauswarf. Das würde seine beiden größten Probleme gleichzeitig lösen. Es gab doch ganz andere Chefsekretärinnen, so langhaarige, nette junge Frauen, die ihre Chefs klasse fanden, die obersten drei Knöpfe ihrer Bluse offen ließen und ihnen mit endlos langen, übereinandergeschlagenen Beinen gegenübersaßen und Diktate entgegennahmen. Er dagegen hatte die Mädchenpensionats-Vorsteherin bekommen. Mit Autoritätspersonen hatte er schon immer seine Schwierigkeiten gehabt und war ihnen gerne aus dem Weg gegangen, und ausgerechnet so eine war jetzt seine persönliche Assistentin. Das Leben war grausam. Nadine kam in sein Büro: »Mein Bekannter nimmt mich heute Abend in den Tennisclub mit. Ich versuch’ mal, an die Hundehalter ranzukommen und rauszufinden, bei welchen Firmen die sind.«
Das war ein Anfang. Nadine schien sich einsetzen zu wollen. Mattes bot ihr einen Stuhl an, und sie setzte sich ihm gegenüber an den Tisch.
Er erklärte: »Wir beide müssen uns Gedanken machen, was für Themen wir für das erste Heft realisieren können.«
Nadine sah ihn zweifelnd an: »Ich kann aber nicht ständig unterwegs sein, um Anzeigenkunden zu akquirieren, und gleichzeitig auch noch Artikel recherchieren und schreiben.«
»Doch, kannst du«, verlangte Mattes. »Wir müssen sofort mit der ersten Ausgabe reinhauen. Vergiss dein Privatleben, die nächsten drei Wochen gibt es nur das neue Magazin!«
Wenig begeistert guckte ihn Nadine an. »Da krieg ich Ärger mit meinem Freund.«
»Was ist wichtiger? Dein Freund oder dass wir ein Hochglanz-Premium-Magazin auf den Markt werfen?«, fragte Mattes und versuchte sie mitzureißen.
»Mein Freund«, entschied Nadine, ungewöhnlich forsch, sofort.
»Quatsch!«, widersprach Mattes. »Hör mal, du hast gerade die Gelegenheit, Redakteurin eines Nummer-Eins-Magazins zu werden. Das ist ein riesiger Karrieresprung von ›Hasso und Fina‹ zum Top-Hunde-Magazin. Dafür kann dein Freund doch auch mal ein paar Abende alleine zu Hause sitzen.«
Ihrem Gesicht konnte er ansehen, dass er sie noch kein Stück mitgerissen hatte.
»Wenn wir Erfolg haben, und da zweifle ich keine Sekunde dran, giltst du als Top-Redakteurin in der Szene. Du bist dann jung und schon ganz oben an der Spitze«, versuchte Mattes es erneut.
»Vielleicht will ich das gar nicht«, sagte Nadine ruhig.
Das brachte Mattes aus dem Konzept. Wenn sie nicht den Drang hatte, an die Spitze zu kommen, woher sollte sie ihre Motivation nehmen? Aber wenn Nadine nicht mitzog, die Althoff ständig alles boykottierte und Peter Plattler mal großartige Ideen hatte, sich dann aber auch wieder komplett verweigerte, konnten sie es nicht schaffen.
»Na, super«, sagte er. »Stellt doch mal euren Kopf an! Einmal kräftig Arbeit reingesteckt und das Ding läuft. Und wenn es einmal läuft, haben wir es doch wieder bequem. Es geht nur um das eine Heft!«
»Ich hab ja nicht gesagt, dass ich nicht mitmache, aber mir hat die Arbeit bei ›Hassos Herrchen – Finas Frauchen‹ gut gefallen. Von mir aus muss das jetzt nicht ein Premium-Magazin werden«, sagte Nadine abweisend.
Es gab Finder und Sucher, dachte Mattes, und er hatte eine natürliche Abneigung gegen Sucher, die sich anstrengten, um etwas zu erreichen. Aber es gab auch Sitzenbleiber. Nadines, die gar nichts wollten, und auf einmal fand er das noch viel schlimmer.
Nadine seufzte und legte dann einen Zeitungsabschnitt auf den Tisch.
»Das hab ich gestern gesehen. Auf dem Bild ist ein Hund mit einem brillantenbesetzten Halsband drauf. Ich hab gedacht, wir könnten vielleicht was über Luxus-Zubehör schreiben.«
»Aber klar«, sagte Mattes sofort. Vielleicht war Nadine gar kein Sitzenbleiber, sondern brauchte erst mal etwas Schwung und würde dann weiterlaufen.
»Informier dich, was es gibt an Halsbändern, Körbchen und wer weiß was für einen Mist. Da machen wir was
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