Wie immer Chefsache
hier das Gefühl, wild, aber völlig wirkungslos mit den Armen zu rudern und den Überblick zu verlieren?
Aus Giselas Althoffs Büro schrillte das Telefon bis in den Gang, und Mucki begann zu kläffen. Mattes wusste nicht, wen er in diesem Moment lieber abschießen würde, den durchgedrehten Hund, das schrill klingelnde Telefon oder die fürchterliche Althoff. Genervt sagte er: »Stellen Sie den Hund ab!«, und sah Frau Althoff nach, die in ihr Büro eilte. Er konnte an den Geräuschen erkennen, wie sie in die Hundekeksdose griff, zuerst ihren Prinzen ruhigstellte und sich dann am Telefon meldete. Nach einer Pause hörte er sie sagen: »Das tut mir leid. Herr Reuter ist auf Geschäftsreise und erst in der nächsten Woche wieder da. Ja, ich werde es ihm ausrichten.«
Auf dem Flur herrschte Stille, als sie langsam aus ihrem Büro trat. »Das war Dr. Steinle-Bergerhausen vom Verlag«, sagte sie. »Er möchte wissen, was es mit dem Monatsmagazin auf sich hat. Er hat vermutlich mit jemandem aus der Druckerei gesprochen. Ich habe gesagt, dass Herr Reuter erst in der nächsten Woche wieder da ist. So haben wir etwas Zeit gewonnen.«
Mattes sah sie stumm an.
»Scheiße!«, murmelte Peter, verschwand in seinem Zimmer und schlug laut die Tür hinter sich zu.
Gisela Althoff lehnte sich an den Türrahmen und sagte halblaut: »Ich habe gewusst, dass es Ärger gibt.«
Berrys Frauchen grinste ihm zu, als er ihr am nächsten Morgen mit Mina im Park entgegenkam.
»Haben Sie einen neuen Job, weil Sie jetzt oft morgens schon unterwegs sind?«, fragte sie.
Er nickte. Sollte er ihr sagen, was er machte? Ein joviales »Ich bin Chefredakteur« würde sie ziemlich beeindrucken. Aber dann müsste er sagen, bei welcher Zeitung, und ›Hassos Herrchen – Finas Frauchen‹ fand sie bestimmt nicht prickelnd. Mist, er musste dringend einen Namen für das Magazin finden, ehe noch mal so eine Chance vorbeiging.
»Ich schreibe«, umging er weiträumig den Gefahrenpunkt und hoffte, damit ebenfalls Punkte zu erzielen. Schreiben klang immer nach Pulitzer-Preis, sensibler Seele und tiefen Gedanken.
Bei Berrys Frauchen wohl nicht, denn sie fragte sofort inte ressiert nach: »Was denn? Comedy-Dialoge, Krimis oder Werbesprüche?«
»Weder noch«, setzte er weltmännisch an und warf lässig ein »Ich bin Journalist« hin.
»Aaah«, sagte Berrys Frauchen und hinter ihrer Stirn konnte er weitere Fragen erahnen. Das war ihr alles noch zu diffus. Zum Glück kamen Berry und Mina auf die Idee, quer über die Wiese zu rennen, und mussten laut zurückgerufen werden.
»Wie heißen Sie eigentlich?«, fragte Berrys Frauchen und lachte. »Für mich sind Sie immer der Mann mit der Mina.«
»Ich bin Mattes Reuter.«
»Dann schreiben Sie keine Bücher. Wenigstens keine erfolgreichen, sonst würde ich den Namen kennen. Ich bin nämlich Buchhändlerin. Beatrice Wagner«, stellte sie sich vor.
Endlich hatte Berrys Frauchen einen Namen. Sie rief Berry zu sich und leinte ihn an.
»Dann vielleicht bis morgen, Herr Reuter«, sagte sie, und er korrigierte: »Mattes.« Ein Versuch war es wert. Sie guckte hoch und lächelte.
»Bis morgen – Mattes.«
Bingo!
In der Redaktion hatte Nadine schon auf ihn gewartet.
»Ich habe jetzt Kontakt zum ›Royal Dogs Club‹, ein sehr elitärer Club, der ganz neue Wege geht. Da kommt nicht jeder rein. Die Hunde müssen in ihrem Stammbaum einen Verwandtschaftsgrad zu einem Hund eines europäischen Königshauses nachweisen können. Total abgedreht. Das wäre was für einen Artikel. Die sitzen aber in Hamburg.«
Mattes ließ sich die Unterlagen reichen und überflog sie.
»Das sieht gut aus. Sind die einverstanden, dass wir einen Bericht über sie machen?«
Nadine strahlte zufrieden: »Ja, du kannst vorbeikommen.«
»Ruf an, mach einen Termin aus, und dann soll die Althoff Flüge für mich und Peter buchen. Gut gemacht. Wie war es im Tennisclub? Hast du dich an jemanden ranmachen können?«
Ihre Augen blitzten: »Ging ganz einfach. Ich hab mir einen Cocktail geholt, bin durch den Laden geschlendert und hab immer erzählt, ich hätte mir einen Welpen geholt. Die Hundebesitzer sind sofort drauf angesprungen, und dann habe ich ihnen vom neuen Magazin erzählt und dass ich kaum hinterherkäme, weil die Werbekunden total wild auf die Seiten sind. Und dass wir aber nur exklusive Kunden nehmen können, weil die Leser exklusiv sind. Ich habe jetzt drei Leute, die unbedingt einen Termin mit mir ausmachen wollen. Der eine ist von
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