Wie immer Chefsache
unbedingt auf Hochglanzpapier«, bestimmte Mattes. »Wenn wir ein Produkt der obersten Liga machen, dann gehört das dazu. Ich drehe das mit der Druckerei. Das ist, wie immer, Chefsache.«
Er zog grinsend die Augenbrauen hoch, da stockte er plötzlich in der Bewegung. Der Nikotinqualm hatte sich weitgehend verzogen und gab den Blick frei auf mehrere große Ausdrucke, die an der Wand hingen.
»Da sind ja die Fotos von Saskia Hoffmann«, rief er völlig überrascht aus. »Die sehen ja unglaublich aus!« Er ging näher heran und konnte es nicht fassen. Die waren nicht nur gut, die waren der Hammer.
Hinter sich hörte er Peter sagen: »Sie sind noch nicht alle fertig. Ich muss den Rest noch ausdrucken.«
Mattes blickte auf eine gelöst lächelnde Moderatorin, die durch weiches Sonnenlicht, das in Strahlen durch die seitliche Fensterscheibe fiel, sanft beleuchtet wurde. Es war eine zauberhafte Atmosphäre, die durch die zurückhaltenden Farben, einen leicht unscharfen Hintergrund und eine exakt auf die Augen eingestellte Schärfe erreicht wurde. In ihren Armen hielt sie einen Hund, der pfiffig in die Kamera blickte. Sensationell.
»Und alles ohne Blitz«, sagte Mattes verwundert.
Peter schnaubte durch die Nase: »Blitz! Mit Blitz wird alles kalt und leblos. Da kriegste nur fette Schlagschatten. Blende auf und an der Schärfe schrauben. Man muss die Haut atmen sehen, nur dann ist es gut.«
Mattes sah ihn erstaunt an: »Du bist ja richtig poetisch. Vielleicht solltest du Artikel schreiben.«
Ein unfreundliches Schnauben ließ erkennen, dass Peter das nicht vorhatte. Egal. Wenn der solche Fotos machen konnte und einfach mal so ein geniales Layout präsentierte, war er der richtige Mann für das neue Magazin.
Nadine hing am Telefon, als er in ihr Büro guckte. Er gestikulierte, dass sie sich danach bei ihm melden solle, und sie nickte ihm zu. Leise schloss er die Tür und ging zu Frau Althoff, wo Mucki bei seinem Eintreten schrill bellend aufsprang.
»Das kann ja wohl nicht mehr daran liegen, dass ich ihm fremd bin«, stellte Mattes genervt fest. »Der sieht mich seit einer Woche täglich und müsste es langsam mal kapieren.«
Frau Althoff sah ihn feindlich an: »Er ist hochsensibel und reagiert auf jede Veränderung. Auch er muss sich an einen neuen Chefredakteur erst gewöhnen. Außerdem liegt es daran, wie Sie das Zimmer betreten.«
»WIE betrete ich das denn?«, fragte Mattes und zählte auf: »Ich mach die Tür auf und komm rein. Machen Sie das anders?« Er sah sie ernst an: »Frau Althoff, Ihr Hund nervt. Sie müssen den irgendwie ruhig kriegen. Auf Dauer geht das nicht, dass der ständig kläfft.«
Erschrocken blickte sie ihn an. Was war los? Der Hund nervte – warum sollte er es nicht sagen dürfen?
»Wenn Mucki gehen muss, gehe ich auch!«, brach es aus seiner Sekretärin heraus, und Mattes war erschrocken über die Ernsthaftigkeit, mit der sie es sagte. In was für ein Wespennest hatte er denn jetzt schon wieder gestochen?
»Ich habe ja gar nicht gesagt, dass er gehen muss. Aber haben Sie keinen, bei dem der Hund tagsüber bleiben kann?«, erkundigte er sich.
»Mein Mann kommt nicht mit ihm zurecht«, sagte sie knapp. Ah, sie hatte also tatsächlich einen Mann. Der Arme. Wahrscheinlich trug er eine elektronische Fußfessel, damit sie ihn stets unter Kontrolle hatte. Sie jeden Tag im Büro zu haben war an der Grenze des Erträglichen, aber sie abends und nachts zuhause um sich zu haben war für ihn nicht vorstellbar. Vermutlich würde der Mann hervorragend mit Mucki zurechtkommen, dachte Mattes, aber sie konnte nicht ertragen, die Oberaufsicht abzugeben. Die Tatsache, dass es einen Mann gab, der sich irgendwann unüberlegt an Gisela Althoff gebunden hatte, setzte Mattes zu. Die war doch niemals ein sanftes Reh gewesen, auf das man hätte reinfallen können. Die hatte ganz sicher schon als Kind bestimmt, wer im Sandkasten die Förmchen bekam, wer die Schaufeln wegräumen musste und wer Schaukelverbot hatte. Jetzt sah sie allerdings immer noch erschrocken aus.
Er wechselte das Thema: »Können wir Tina zu etwas Sinnvollerem einsetzen als zum Kopieren? Quasi Phase zwei in der Praktikantenausbildung.«
Frau Althoff guckte ihn skeptisch an: »Was haben Sie sich vorgestellt?«
»Telefonieren?«, fragte Mattes.
Er sah, dass die Althoff energisch den Kopf schüttelte: »Unmöglich!«
»Aber sie kann doch hier nicht nur Kaffee kochen und Kopien ziehen. Warum haben wir sie, wenn wir sie nicht einsetzen
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