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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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Wiederhören.« Er drückte den Empfang weg und ärgerte sich, dass Saskia Hoffmann seine Nummer weitergegeben hatte. Wäre besser, wenn sein Vorzimmerdrache erst mal alles abfangen und sieben würde.
    Nachmittags wählte er die Nummer von Alex und rief: »Ein weltbewegendes Ereignis ist im Anmarsch.«
    »Du hast den Job bei der ZEIT?«, feixte Alex.
    »Quatsch! Wer will denn zur ZEIT? Die ersten frisch gedruckten Exemplare von ›doggies live‹ kommen heute an.«
    »Ey, großartig!«
    »Das kannst du laut sagen!«
    Alex’ Stimme wurde ernster: »Das heißt, dass wir die Tennis stunde heute ausfallen lassen?«
    »Nein!«, rief Mattes, »ich bin dabei. Ab jetzt wird hier alles ruhiger. Aber ich bring ein Magazin mit und wir feiern das!«
    »Das hört sich doch mal gut an«, lachte Alex.
    Ein wenig später kläffte Mucki nebenan los, und Mattes sprang vom Stuhl hoch und raste in den Flur, um dem Boten aus der Druckerei ein Paket aus der Hand zu reißen. Mit durchsichtiger Plastikfolie umwickelt und von einem breiten Klebestreifen gehalten, hatte er den ersten Stapel druckfrischer Magazine in den Händen. Saskia Hoffmann lächelte verschwommen durch mehrere Lagen Plastik, über ihr stand in breiten Lettern ›doggies live‹, und der Hund an ihrer Seite schien konzentriert durch die Verpackung nach draußen gucken zu wollen. Mattes hatte ein ähnliches Gefühl im ganzen Körper wie damals, als er Mina als Welpe abgeholt und auf den Arm genommen hatte. Ein Augenblick im Leben, an den er sich immer erinnern würde. Es war ein geburtsähnlicher Prozess. Wie bei der Geburt aller Säugetiere spielten bei ihm, dem Muttertier, die Hormone verrückt. Er gebar sein erstes Kind. Serotonin und Dopamin überrumpelten ihn. Er wartete jede Sekunde auf den Milcheinschuss, um sein Baby mit allen Brutpflegemaßnahmen überschütten zu können. Frau Althoff kam und reichte ihm wortlos eine Schere. Für eine Sekunde dachte er, dass er nun die Nabelschnur durchtrennen sollte, aber es handelte sich nur um das Klebeband. Dass die immer schon vorher wusste, nach was er wenige Augenblicke später verlangen würde, war fast unheimlich. Egal. Er legte das Paket sanft auf einen Tisch und löste vorsichtig die Verpackung. Der Geruch, der aus dem Paket aufstieg, war der nach frischer Druckerfarbe, und die Magazine sahen mit ihrem glatten, glänzenden Papier jugendlich und unberührt aus. Ohne das Plastik darüber waren die Farben viel kräftiger. Es sah alles so viel besser aus als beim Andruck. Vor der sonnenbeschienenen Saskia Hoffmann standen frische Croissants und eine Frühstücksplatte mit Käse und Obst auf dem Holztisch des Cafés. Der Hund blickte freundlich in die Kamera und neben ihm stand groß: »Abnehmen mit Hund!«
    »Sieht aus, als ob sie beim Frühstücken abnimmt«, sagte Frau Althoff.
    Mattes grinste: »Ich hätte auch meine joggende, verschwitzte Schwester auf den Titel setzen können, aber das wäre zu viel harte Realität, die keiner sehen will.« Er blätterte vorsichtig im Heft und nickte zufrieden: »Es ist wirklich schön geworden. Das wird am Montag niemand im Regal liegen lassen.«
    Alex wartete vor der Tennishalle auf ihn und schlug vor: »Ich denke, wir sollten uns irgendwo hinsetzen und du zeigst mir das Magazin. Oder willst du heute wirklich Tennis spielen?«
    »Nein, ich will dir den ganzen Abend nur mein ›doggies live‹ zeigen, und du sollst alles bestaunen und sagen, wie toll es ist«, bestätigte Mattes lachend. Alex klopfte ihm auf die Schulter: »Dann komm! Wir gehen zum Italiener und feiern den Chefredakteur.«
    »Zu dem mit der scharfen Bedienung?«, fragte Mattes.
    »Nee, die ist inzwischen weg. Du kommst zu spät, mein Junge«, bedauerte Alex. »Jetzt kann ich dir da nur noch das weltbeste Saltimbocca bieten.«
    Mattes konnte sich nicht erinnern, in den letzten Jahren so rundum glücklich und zufrieden gewesen zu sein wie an diesem Abend. Wie sich das Magazin am Montag verkaufte, war eine andere Sache, wichtig war, dass er nach den vier härtesten Arbeitswochen seines Lebens ein fertiges Produkt vor sich liegen hatte. Er hatte es durchgezogen, trotz der Althoff, trotz der unscheinbaren Nadine und trotz des wortkargen, qualmenden Peter Plattlers. Oder eher mit? Ohne die drei hätte er überhaupt nichts machen können, und vielleicht war sogar Tina in irgendeiner Form – ihm fiel allerdings nicht ein, in welcher – wichtig gewesen. Ihm gegenüber saß Alex, sein vertrauter Kumpel aus Kindertagen, und

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