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Wie Inseln im Strom

Wie Inseln im Strom

Titel: Wie Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O`Brien
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das Ding machte einen Satz nach vorn, direkt auf einen schnittigen roten Austin Healy Sprite zu, der gerade auf den Hotelparkplatz gefahren war.
    Und dann setzte der dämliche Motor wieder aus. Gwen kippte zur Seite. Nur knapp verfehlte ihr behelmter Kopf den Asphalt, aber sie konnte nicht verhindern, dass der Lenker die Fahrertür des Sportwagens streifte.
    “Oh, verflucht”, murmelte sie. Das würde Ärger geben. Sie wusste nur zu gut, wie die Kerle sich mit ihren Autos anstellten. Darian, ihr Exfreund, dem sie keine Träne nachweinte, hatte seine Radkappen mit einer Zahnbürste poliert. Zweimal täglich. Und ihr Vater – nun ja, einmal hatte er seinen Chauffeur fast umgebracht, weil der einen Fingerabdruck auf der Windschutzscheibe hinterlassen hatte.
    Sie machte sich auf eine Schimpfkanonade gefasst, während sie das Motorrad mühsam aufrichtete. Dann sah sie dem Typen entgegen, der sich langsam aus seinem Flitzer faltete. Ende zwanzig, schätzte sie. Blond. Locker sitzendes Hawaii-Shirt, das in der Sommerbrise flatterte und dadurch den Blick auf eine Khakihose freigab, in der ein knackiger Po steckte. Wow! Durch das Visier ihres Helms waren keine Einzelheiten zu erkennen, aber verdammt noch mal, der Typ war süß, das stand fest.
    Er kam auf sie zu – lächelnd. Kaum zu glauben. “Sind Sie okay?”
    Ob sie okay war? Das fragte er, bevor er sich seinen Wagen ansah? Gwen legte den Kopf schief und musterte ihn neugierig. War er etwa schwul? Das wäre wirklich Pech.
    Sie nahm den Helm ab, um ihn genauer zu betrachten. Als ihre Locken auf die Schultern fielen, wurden seine Augen groß. Den Gesichtsausdruck kannte sie. Nein, schwul war er ganz bestimmt nicht.
    “Ja”, sagte sie. “Ich bin okay. Das mit der Delle tut mir wirklich leid.”
    Er drehte sich nicht einmal danach um. “He, kein Problem. Ein Wagen ohne Dellen ist wie ein Gesicht ohne Lachfalten. Hat nicht richtig gelebt, wissen Sie?”
    Verblüfft starrte sie ihn an. Er war nicht schwul, aber dafür vielleicht verrückt? “Kann schon sein”, sagte sie. “Aber trotzdem – selbstverständlich komme ich für den Schaden auf.” Sobald mein nächster Scheck eingelöst ist, fügte sie in Gedanken hinzu.
    Er schüttelte den Kopf. “Ich denke nicht im Traum daran, das reparieren zu lassen. Ich werde jedem erzählen, wie eines Tages diese tolle Frau angeröhrt kam und meinen Wagen für immer gezeichnet hat.” Er streckte eine gebräunte Hand aus. “Travis Rourke”, sagte er grinsend. “Nette Maschine.”
    Sie ergriff die Hand. “Gwen Morgan”, erwiderte sie, und ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln, noch bevor das Gehirn ihm die Erlaubnis dazu gab. “Netter Wagen.” Sie zog eine Augenbraue hoch. “Bis auf die Delle.”
    Das gefiel ihm. Er lachte. Makellose weiße Zähne blitzten auf. Es klang, als würde er sehr oft lachen. Einen Moment lang beneidete sie ihn um seine Unbeschwertheit. Es war höllisch anstrengend, vierundzwanzig Stunden am Tag auf sein Image zu achten.
    “Wohnen Sie auch hier?” Er zeigte auf das Hotel – Pringle Islands Viersternestolz mit rustikalem grauen Schieferdach und eigenem Golfplatz direkt am Wasser.
    “Vorübergehend”, erwiderte sie. Eigentlich sollte sie sich bei der Stiefhexe einquartieren. Ihre Kreditkarte war nicht mal mehr für zwei Stunden in dieser Nobelherberge gut, erst recht nicht für zwei Nächte. Aber sie war noch nicht bereit, sich Lacys Herablassung zu stellen. Vielleicht würde sie es morgen schaffen.
    Travis Rourke sah erfreut aus. “Das ist ja großartig. Ich würde gern mal auf Ihrem Motorrad mitfahren – wenn Sie herausgefunden haben, wie es funktioniert, meine ich.”
    Sie reckte das Kinn. Er war wirklich nett, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, sich über sie lustig zu machen.
    “Ehrlich gesagt, ich habe sie gerade erst gekauft”, gestand sie. “Das Ding ist ganz schön anstrengend. Vielleicht behalte ich sie nicht.”
    “Oh, Sie werden sie behalten”, entgegnete er. “Ich wette fünfzig Dollar, dass Sie viel zu stolz sind, um sich von einem Haufen Metall unterkriegen zu lassen.”
    “Also wirklich!” Sie bedachte ihn mit ihrem hochnäsigsten Blick. “Ich finde nicht, dass eine fünfminütige Bekanntschaft Sie dazu berechtigt, mir eine solche Wette anzubieten. Ich kann und werde dieses Motorrad loswerden, wann immer ich will.”
    Er lächelte nachsichtig. “Ja, das habe ich auch mal gesagt – über meine Zigaretten. Aber als ich es endlich schaffte, mit dem Rauchen

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