Wie Inseln im Strom
anders überlegt. Nach dem, was am Leuchtturm passiert ist.” Travis runzelte die Stirn. “He, du hast mir noch immer nichts erzählt. Ist es denn nun passiert oder nicht?”
“Ich wusste, dass du es nicht vergisst.” Adam seufzte. “Okay, erzähl mir, was du gehört hast, und ich sage dir, ob es stimmt.”
Travis wirkte plötzlich ein wenig verlegen und spielte mit seiner leeren Bierflasche. “Ich habe gehört, dass du und Lacy eine …” Er hob den Kopf. “Wie heißt das richtige Wort? Wie nennen die Snobs so etwas?”
Adam lächelte. “Eine Konfrontation?”
“Genau. So etwas. Ihr habt euch gestritten. Draußen am Leuchtturm.” Er beugte sich vor und hätte fast die Flasche umgestoßen. Die hübsche Kellnerin sah besorgt herüber. “Ich habe gehört, dass sie verdammt sauer war und dir eine Ohrfeige verpasst hat.”
“Stimmt.” Gelassen nippte Adam am Scotch. “Das hat sie.”
Sein Freund lehnte sich zurück und stieß die Luft geräuschvoll aus. “Mann, das tut mir leid. Wirklich. Ich weiß, du dachtest … dass sie … dass du und sie …” Er zuckte mit den Schultern, als wäre ihm gerade bewusst geworden, dass dies das einzige Thema war, über das sie sonst nie sprachen. “Na ja, du weißt, was ich meine. Tut mir leid.”
“Muss es nicht.”
“Warum nicht?”, fragte Travis verblüfft.
“Weil die Ohrfeige das ermutigendste Zeichen war, das sie mir gegeben hat, seit ich hier bin.”
“Ermutigend? Spinnst du? Die Frau hat dich ins Gesicht geschlagen. Wenn das ermutigend ist, was braucht es, um dich zu entmutigen?”
“Gleichgültigkeit. Apathie.” Adam ließ sich Zeit. Nach vier Bieren war sein Freund immer etwas schwerfällig. “Bei Frauen ist Feuer immer besser als Eis.”
Travis nickte bedächtig, als er begriff, was Adam meinte. “Oh. Oh ja. Ich verstehe.” Seufzend rieb er sich das Gesicht, als würde das Nachdenken ihn anstrengen. “Okay, du hast also ein Feuer gelegt. Und was jetzt?”
Lächelnd stand Adam auf und warf ein großzügiges Trinkgeld auf den Tisch.
“Ganz einfach”, sagte er. “Jetzt werde ich mir ein Haus kaufen.”
8. KAPITEL
A n einem Samstagmorgen im Sommer gab es spätestens um acht Uhr im weiten Umkreis des Bauernmarkts keinen einzigen freien Parkplatz mehr. Heute, da Lacys lang geplante Inseltour für Feinschmecker stattfinden sollte, war es sogar noch schlimmer. Denn jeder, der dazu einen Beitrag leisten wollte, war unterwegs, um frische Zutaten einzukaufen.
Also stellte Lacy ihren Wagen gleich am Anfang der Hauptstraße ab und ging zu Fuß weiter. Das tat sie gern, vor allem am frühen Morgen, wenn die Luft nach Salz roch und die Autos der Touristen die Meeresbrandung noch nicht übertönten.
Es würde ein schöner Tag werden – heiß, aber mit einer erfrischenden Brise. Lacy hoffte, dass das Wetter sich halten würde, denn die Tour sollte quer über die Insel führen und am Abend am Strand enden, wo die Gäste auf Decken sitzen und Cocktails trinken würden, während einheimische Musiker in den Dünen romantische Musik spielten.
Wie sie erwartet hatte, herrschte auf dem Markt bereits gewaltiger Trubel. Mildred Pritchett und Elspeth Jared standen sich bei den frischen Gewürzen gegenüber wie zwei Revolverhelden vor dem Duell. An einem anderen Stand stopften die drei Ehefrauen der Pringle-Brüder Melonen und Zitronen in ihre Taschen, als wären es die Allerletzten in diesem Jahr.
Tilly war auch schon da, obwohl sie das Obst, das sie für ihre Blätterteigpasteten benötigte, längst besorgt hatte. Sie brauchte nichts mehr vom Markt, sondern war gekommen, weil sie ihn so aufregend fand.
Als Lacy sie erreichte, feilschte Tilly gerade mit einem Händler um einige Birnen. Es war ein vertrauter Anblick – ihre Freundinnen taten, als würden sie sie nicht kennen, nur ein paar Touristen waren neugierig stehen geblieben. Hartnäckig versuchte Tilly, den Preis zu drücken. Sie kämpfte um jeden Cent, und keiner der Fremden wäre auf die Idee gekommen, dass sie zu den reichsten Frauen der Insel gehörte.
“Schon gut”, sagte Lacy und hakte sich bei ihr ein. “Sie nimmt die Birnen und zahlt den vollen Preis.”
“Tue ich nicht”, protestierte Tilly. “Er verlangt einen Dollar neunzig, und ich …”
“Sie nimmt sie”, wiederholte Lacy und drückte Tillys Arm. “Lass den armen Mann in Ruhe”, befahl sie streng. “Für dich ist es nur ein Spaß, aber er muss davon leben.”
Tilly zögerte. Erst machte sie ein trotziges Gesicht,
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