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Wie Inseln im Strom

Wie Inseln im Strom

Titel: Wie Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O`Brien
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Arbeitsinsel in der Mitte der Küche warteten.
    Flügel. Sie musste die Flügel machen. Lacy hatte erst ein Dutzend der kleinen Teigdreiecke fertig, als das scharfe Messer abrutschte und sie sich in die Fingerspitze schnitt.
    “Autsch!” Sie ließ das Messer fallen und betrachtete die Wunde. Der Schnitt war nicht lang, aber tief. Und er blutete heftig. Hastig nahm sie die Hand vom Schneidbrett, damit kein Blut auf die Schwäne tropfte.
    Ohne den Ofen aus den Augen zu lassen, hielt sie den Finger unter den Wasserhahn. Sechs Minuten nach sieben. Was konnte noch alles schiefgehen?
    “Mrs. Morgan?” Angie stand schon wieder in der Tür und sah noch verwirrter aus als sonst. “Was soll ich tun? Ein Mr. Kendall ist hier. Er sagt, Mrs. Barnhardt hätte ihn angerufen und gebeten herzukommen. Aber Sie haben mir gesagt, dass Sie nicht gestört …”
    “Ich bin nicht hier, um Mrs. Barnhardt zu sprechen”, verbesserte eine tiefe Stimme hinter Angies Schulter. “Ich bin hier, um Mrs. Morgan zu sprechen.”
    “Oh.” Angie trat zur Seite und strahlte Adam bewundernd an, als er an ihr vorbei in die Küche ging. Als er dann auch noch kurz ihre Schulter berührte und sie anlächelte, wurden ihre Augen noch größer.
    “Danke”, sagte er. “Ich werde jetzt Mrs. Morgan helfen.”
    Er war bereits zum Abendessen angezogen, aber das hinderte ihn nicht. Im Gehen zog er sich das Jackett aus, warf es über einen Küchenstuhl, lockerte die Krawatte und krempelte die blütenweißen Hemdsärmel auf.
    Der dunkle Anzug war mindestens so edel wie die, die Malcolm stets getragen hatte. Maßgeschneidert, dachte Lacy. Und doch war der Effekt ein ganz anderer als bei ihrem verstorbenen Mann. Malcolm hatte sich in seiner teuren Garderobe immer steif bewegt, als wolle er sicherstellen, dass man auch bemerkte, wie reich und wichtig er war. Bei Adam dagegen stand der Mann im Vordergrund. Der tadellos sitzende Anzug unterstrich seine athletische Figur, und man wusste, dass Adam auch in Jeans ebenso gut aussehen würde. Oder in nichts.
    Plötzlich wurde Lacy bewusst, dass sie ihn genauso fasziniert anstarrte, wie Angie es getan hatte. Rasch drehte sie das Wasser ab, mit dem sie sich den blutenden Finger abgespült hatte. “Adam, ich weiß nicht, was Tilly sich …”
    Er griff an ihr vorbei nach dem Backhandschuh, zog ihn an und nahm das Blech mit den neuen Schwanenhälsen aus dem Ofen – gerade noch rechtzeitig, wie Lacy sah. Sie waren goldbraun.
    “Danke”, sagte sie. “Die hatte ich ganz vergessen. Ich habe mir in den Finger geschnitten und …”
    Er stellte das Blech ab, riss einige Papiertücher von der Rolle und nahm ihre Hand. Der Finger blutete noch immer. Er presste das Papier auf die Wunde und hielt es dort fest.
    Sie wartete darauf, dass er eine spöttische Bemerkung machte. Über Öfen, die zu heiß wurden, und Messer, die abrutschten – über die Frau, die in der feinen Gesellschaft von Pringle Island als ‘perfekte Gastgeberin’ galt.
    Lacy war nicht sicher, ob sie auch noch seinen Sarkasmus ertragen würde. “Hör zu, Adam”, begann sie gereizt. “Ich weiß nicht, warum Tilly dich angerufen hat. Aber ehrlich gesagt, ich glaube, im Moment bin ich einfach zu beschäftigt, um mich mit dir zu streiten. Wie du siehst, habe ich ein paar Probleme. Ich bin in letzter Minute gebeten worden, etwas zu backen, wovon ich keine Ahnung habe. Die Zeit läuft mir davon, und ich mache mir große Sorgen um Tilly. Das Letzte, was ich brauche, ist jemand, der mir über die Schulter schaut und mich kritisiert.”
    Er nahm die Papiertücher hoch und betrachtete ihren Finger. “Hast du etwas draufgetan?”
    “Ja.” Sie zog die Hand fort. “Adam, hast du mich verstanden? Ich finde wirklich, es wäre besser, wenn du jetzt gehst.”
    Er knüllte die Papiertücher zusammen und warf sie in den Abfalleimer unter der Spüle. “Ich bin hier, um zu helfen”, sagte er ruhig. “Das ist alles. Tilly hat mich darum gebeten.”
    Was sollte sie darauf erwidern? Selbst wenn er nicht lästerte, würde er sie ablenken. Aber das konnte sie schlecht zugeben.
    Um Zeit zu gewinnen, suchte sie nach einem Pflaster. Mit dem Rücken zu ihm unternahm sie einen zweiten Versuch, ihn loszuwerden. “Sie hat es sicher gut gemeint, und ich weiß das Angebot zu schätzen, aber …” Endlich fand sie das Pflaster. “Ich backe, Adam. Kleine Schwanenflügel aus Blätterteig, mit Schlagsahne und Puderzucker. Nicht gerade deine Spezialität, oder?”
    “Weil ich ein

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