Wie Inseln im Strom
Mann bin? Sei nicht so altmodisch, Lacy.”
“Ich bin nicht altmodisch, Adam. Ich kenne viele Männer, die gern backen. Und ich weiß auch, dass du gekocht hast, als du bei deinem Vater lebtest. Aber jetzt bist du …”
Eher auf dem Golfplatz zu Hause, fuhr sie in Gedanken fort. Im Fitness-Studio oder im Bett. Du achtest lieber auf die Börsenkurse als auf eine Eieruhr. Du bist zu sehr Mann und einfach zu sexy, und ich will dich hier nicht.
“Weißt du”, sagte er. “In der Raffinerie gab es keine Frauen. Keine Haushälterinnen, keine Köchinnen, keine Mütter, keine Freundinnen. Wir waren einfach nur ein Haufen verrückter Kerle, die alles allein machen mussten. Wir haben es geschafft, und ich bin ein verdammt guter Koch geworden.” Er sah auf die Uhr. “Aber vor allem habe ich zwei Hände.”
Sie zögerte noch immer. “Du wirst das Essen verpassen”, sagte sie. “Du wirst Jennifer Lansings viel gerühmte Hühnchenbrüste verpassen.”
Schmunzelnd nahm er die Krawatte ab und warf sie über das Jackett. “Auf die kann ich verzichten.” Sein schiefes Lächeln sah noch genauso jungenhaft aus wie früher. “Komm schon, Lacy. Machen wir uns endlich an die Arbeit. Es ist drei Minuten nach halb acht, und wir müssen noch hundert Schwäne backen.”
9. KAPITEL
F reiwillige Helfer parkten die Wagen der Gäste am Strand, sodass Lacy direkt zum Finale der Schlemmertour fahren konnte, obwohl sie sehr spät dran war.
Als sie über den Holzsteg ging, der durch die flachen Dünen führte, sah sie, dass das Wetter mitgespielt hatte. Die Fackeln flackerten in der leichten Brise. Der Himmel war klar, und der Mondschein tauchte den Strand in romantisches Licht.
Die Band spielte langsame Musik. Nach Jakobsmuschel-Biskuits, gefüllten Weinblättern, Meeresfrüchte-Auflauf, Hummersalat – und natürlich Blätterteigschwänen mit Puderzucker – waren die Gäste viel zu satt, um schnell zu tanzen.
So ungern Lacy Tilly mit der Krankenschwester allein gelassen hatte, jetzt war sie froh, dass sie hergekommen war. Sie hatte in den letzten Wochen hart gearbeitet, und dies war der Abschluss einer erfolgreichen Spendenkampagne. Deshalb war sie fest entschlossen, den Abend zu genießen und sich ein wenig zu entspannen. Als sie den abgelegenen Strandabschnitt erreichte, wollte sie sich unauffällig unter die Gäste mischen, aber ihre Helfer hatten sie offenbar erwartet.
Sie gaben der Band ein Zeichen, und die Musik verstummte. Sekunden später hatten sich zwei Dutzend ihrer engsten Mitarbeiter um sie versammelt, alles Männer und Frauen, denen die Neugeborenenstation am Herzen lag. Applaus brandete auf. Verlegen schüttelte Lacy den Kopf.
“Eine Ansprache!”, rief jemand.
Obwohl sie es hasste, so im Mittelpunkt zu stehen, war ihr klar, dass sie ein paar Worte sagen musste. Das war sie den Helfern schuldig, die zum Teil ebenso hart wie sie selbst gearbeitet hatten.
“Hi”, rief sie und setzte trotz ihrer Erschöpfung ihr strahlendstes Lächeln auf. “Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich hier die bestgenährten Menschen von Neuengland versammelt haben.” Die Umstehenden nickten begeistert. “Und ich bin mir absolut sicher, dass keiner von uns morgen früh wagen wird, sich auf die Waage zu stellen.”
Alle lachten fröhlich. Einige rieben sich die Bäuche und stöhnten auf. “Aber dankt nicht mir dafür, sondern all den talentierten Köchen, die solche leckeren Meisterwerke gezaubert haben. Und natürlich gebührt Dank auch unseren großzügigen Freunden, deren Spenden die Errichtung der Neugeborenenstation möglich machen.”
Wieder klatschten die Umstehenden, und die Köche und Spender verbeugten sich stolz.
“Also wünsche ich allen einen schönen Abend. Ihr habt ihn euch verdient. Und wer weiß? Wenn ihr lange genug bleibt, schafft ihr es vielleicht sogar, beim Tanzen ein paar der vielen Kalorien wieder loszuwerden.”
Lacy winkte der Band zu, und die Violinen spielten das Wiegenlied von Brahms – zu Ehren der Babys, deren Leben eines Tages in der neuen Krankenhausstation gerettet werden würde. Die Melodie war zeitlos, und Lacy fühlte, wie ihre Augen feucht wurden. Rasch blinzelte sie die Tränen fort. Dies war ein freudiger Anlass, und sie wollte ihn nicht durch weinerliche Sentimentalität verderben.
Also mischte sie sich unter die Gäste, um sich bei einigen persönlich zu bedanken. Es wurde wieder getanzt – bei einem solchen Mondschein gab es fast keinen, der niemanden in den Armen halten
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