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Wie Inseln im Strom

Wie Inseln im Strom

Titel: Wie Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O`Brien
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gerade wild paddelte, um drei älteren Jungs zu entkommen, die sie immer wieder nass spritzten und im Chor hänselten.
    “Das ist DeeDee?”, fragte sie.
    Travis nickte. “Und die anderen sind DeeDees Brüder. Die drei sind einfach zu dämlich. Natürlich können sie nichts dafür. Sie sind elf, zwölf und dreizehn.”
    Gwen seufzte. “Und wieso kennen wir DeeDee?”
    Travis lächelte hinreißend. “Ich habe sie vor zehn Minuten kennengelernt – als ich auf dich wartete.”
    “Ach, jetzt ist es also meine Schuld?” Aber sie sah noch einmal zu DeeDee hinüber. Das kleine Mädchen war den Tränen nah. Das Haar klebte an ihren geröteten Wangen, während sie den Wasserschwaden ihrer Brüder auszuweichen versuchte. Gwen kniff die Augen zusammen und musterte die drei johlenden und pfeifenden jungen Rüpel.
    Und dann erwischte es sie. Genau wie es Travis erwischt hatte. Er schien es gewusst zu haben, denn er lächelte zufrieden. Sie holte tief Luft. “Okay. Jetzt pass mal gut auf, Mr. Hai. Ich erledige das.”
    Sie marschierte zu den Jungs hinüber. “He, du.”
    DeeDees böse Brüder hoben verblüfft die Köpfe, und ihre Augen wurden groß, als sie die blonde Lady in dem Millionen-Dollar-Bikini sahen. Gwen schmunzelte. Offenbar zahlte sich der neue Zweiteiler doch noch aus. Der Dreizehnjährige errötete sogar. Vermutlich hatte er an seiner Kinderzimmertür das Poster einer Schauspielerin, die etwas ganz Ähnliches trug.
    Nervös sah er sich um. “Ich?”
    “Ja, du.” Sie lächelte. “Ich suche jemanden, der meinem Freund dort drüben zeigt, wie man einen richtigen Kopfsprung vom obersten Brett macht. Und als ich dich sah, habe ich mir gesagt, das ist ein junger Mann, der es kann.” Sie strahlte ihn an. “Du kannst es doch, oder? Ich meine, du hast keine Angst oder so?”
    Der Knabe hatte Angst. Höllische Angst. Aber seine jüngeren Brüder verpassten ihm kichernd Rippenstöße und spornten ihn an. Und natürlich hatte der kleine Feigling, der seine Schwester so unbarmherzig gequält hatte, nicht den Mut zuzugeben, wie sehr ihm vor dem Sprungturm graute.
    “Angst? Ganz bestimmt nicht”, sagte er und schob seine Brüder wütend zur Seite. “Haltet den Mund, ihr beide. Ich kann es.”
    Aber er konnte es nicht. Er kletterte auf den Turm, ging langsam bis ans Ende des Fünf-Meter-Bretts, schaute nach unten, schloss die Augen und erstarrte. Eine geschlagene Minute lang stand er so da, bis seine gebannt nach oben starrenden Brüder die Geduld verloren und zu lästern begannen. Er schaute noch einmal nach unten, gab auf und machte kehrt. Mit hochrotem Kopf kletterte er wieder nach unten.
    Keine zwei Minuten später stiegen alle drei Jungs wortlos aus dem Schwimmbecken. Ihre kleine Schwester konnte in Ruhe weiterspielen, unter den wachsamen Augen ihrer Eltern, die bisher gelesen und das Drama offenbar gar nicht mitbekommen hatten. Mit einem selbstzufriedenen Lächeln schlenderte Gwen zu Travis zurück.
    Leise lachend stemmte er sich aus dem Pool und begann, sich mit einem Handtuch abzutrocknen. “Das war gemein”, sagte er anerkennend. “Absolut teuflisch sogar.”
    Sie polierte sich die Fingernägel an der Brust und pustete anschließend darauf. “Nur ein kleiner Trick, den ich im Internat aufgeschnappt habe”, erklärte sie bescheiden. “Pass auf, der Trick ist ganz einfach. Wenn man von einer Horde wild gewordener Typen drangsaliert wird, nimmt man sich den größten und fiesesten von allen vor und macht ihn genüsslich zu Hackfleisch. Danach wird man in Ruhe gelassen, denn keiner traut sich mehr, einen auch nur schief anzusehen.”
    Travis stieß einen anerkennenden Pfiff aus. “Wo warst du denn auf dem Internat? Alcatraz?”
    “Eine Art Filiale davon.” Gwen drapierte sich so auf einem Liegestuhl, dass ihre Kurven zur vollsten Geltung kamen. “Daddy war es ziemlich egal, wohin er mich schickte. Hauptsache, er hatte keine Zuschauer, während er versuchte, seine gefriergetrocknete Braut aufzutauen.”
    Travis setzte sich ebenfalls und legte neugierig den Kopf schief. “Damit meinst du Lacy?”
    Gwen setzte ihre Sonnenbrille auf. Manchmal fingen ihre Augen an zu brennen, wenn sie über dieses Thema sprach, und sie wollte nicht, dass er auf falsche Gedanken kam.
    Sie nickte. “Genau. Lacy, die hübsche Dame des Hauses. Sie wollte keine Kinder um sich haben – erst recht keins, das genau wusste, dass sie eigentlich gar keine Dame war. Sie war einfach nur eine kleine Verkäuferin aus Daddys

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