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Wie Kinder heute lernen

Titel: Wie Kinder heute lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Korte
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größere Methodenvielfalt erlauben als die 45-Minuten-Unterrichtseinheiten. Beim Frontalunterricht hören die Schüler in einer 45-Minuten-Schulstunde nur etwa 4,5 Minuten aufmerksam zu. Beim Arbeiten in der Gruppe lernen sie aber Teamarbeit, selbstständiges Arbeiten und schlicht mitzudenken. Vor allem sind sie aber aktiv ins Lernen involviert, da sie Sachverhalte anderen Gruppenmitgliedern erklären und sich den Stoff selbst erarbeiten müssen. Dadurch sind die Schüler kreativer und tragen mehr Verantwortung. Aber auch Gruppenarbeit will gelernt sein. Den Unterrichtstoff einfach in kleinen Gruppen erarbeiten zu lassen, statt von der vollzähligen
Klasse, ist noch kein dynamischer Gruppenunterricht. Dazu gehört eine klare Aufgabenstellung für jede Gruppe sowie das Präsentieren der Ergebnisse vor den anderen. Wie die Hirnforschung mittlerweile weiß, fasst das Gehirn einen methodischen Wechsel im Unterricht als Neugierde weckende Abwechslung auf und erhöht die Aufmerksamkeit.
    Eine weitere Neuerung sind jahrgangsgemischte Klassen. Groß und Klein lernt hier miteinander und voneinander. Erste Ergebnisse von Modellversuchen, die die sogenannten Kombiklassen eingeführt haben, sind durchweg positiv. Zweit- und Drittklässler lernen gemeinsam genauso gut und viel wie in getrennten Klassen, aber sie trainieren zusätzlich soziale Fähigkeiten. Denn das beste Lernen bleibt das Lehren. Und das funktioniert nicht nur, wenn ältere Schüler Jüngeren etwas erklären, sondern auch umgekehrt. Hier sind finnische Schulen ein Vorbild, nicht zuletzt weil dort in den jahrgangsübergreifenden Klassen auch mehr als eine Aufsichtsperson je Klassenzimmer vorgesehen ist.
     
    Optimale Schulklassengrößen
    Die optimale Schulklassengröße liegt wahrscheinlich zwischen 23 und 29 - vor allem die untere Zahl überrascht, da man intuitiv gedacht hätte, je kleiner, desto besser. Aber das stimmt eben so nicht. Es gibt auch nach unten hin eine Begrenzung, eine Mindestzahl von Schülern, die man zur gegenseitigen Stimulierung und für die intensive Arbeit in Frage- und Gruppenarbeitsphasen braucht. Wie Studien zeigen, ist die Leistung einer größeren Klasse in einem stärkeren Maße von einem erfahrenen Lehrer abhängig, als dies bei kleineren Klassen der Fall ist. Immer mehr Experten sind überzeugt davon, dass die Qualität des Unterrichts entscheidend ist, nicht die Anzahl der Schüler - wenigstens solange 30 Schüler pro Klasse nicht überschritten werden. Wichtiger noch als die Klassengröße ist das double teaching, die Besetzung einer Klasse mit zwei Aufsichtspersonen oder Lehrern. Dies bietet nicht nur die Möglichkeit in
stärkerem Maße individuell auf die Schüler/innen einzugehen, sondern es erhöht auch die methodische Vielfalt und Kompetenz des Unterrichtes.
     
    Sollte die Schule später beginnen?
    Menschliche, vor allem aber kindliche, Tagesrhythmen sprechen hier eigentlich eine klare Sprache: Die kognitiv produktivsten Zeiten liegen zwischen 8.30 und 11 Uhr und zwischen 14 und 16 Uhr. Vor allem in der Pubertät, wenn sich das Schlafbedürfnis und der Wach-Schlaf-Rhythmus der Jugendlichen ändert - die Tagesrhythmik verschiebt sich dann um eine Stunde nach hinten -, wäre ein späterer Schulbeginn sinnvoll; das belegen viele Studien. Oftmals hemmt jedoch ein Argument vonseiten der Eltern eine Umstellung des Unterrichtsbeginns auf beispielsweise 8.30 Uhr: Berufstätige Eltern verlassen meist zusammen mit ihren Kindern zwischen 7.00 Uhr und 7.30 Uhr das Haus, um selbst zur Arbeit zu fahren, und so wären die Kinder dann unbeaufsichtigt. Dennoch bleibt festzuhalten: Wo immer man die organisatorische Möglichkeit des späteren Schulbeginnes hat, sollte man sie nutzen, da sie für die Aufnahmekapazität der Kinder viele Vorteile bringt, insbesondere pubertierenden Jugendlichen, die neben allen anderen Umstellungsproblemen sich auch an eine veränderte Tagesrhythmik gewöhnen müssen. Hinsichtlich der Tagesrhythmik ist bei Ganztagsschulen zu bedenken, dass sie dem Mittagstief durch Sport, soziale Interaktionen und Relaxationszeit gerecht werden sollten, ebenso wie dem zweiten Tageskonzentrationshoch zwischen 14 und 16 Uhr.
     
    Warum Sport, Kunst und Musik nicht ausfallen dürfen
    Die sogenannten weichen Fächer fallen häufiger aus als Mathematik oder Englisch. Schulsport, Kunst oder Musik werden oft geradezu stiefmütterlich behandelt. Das gilt für Eltern wie Schüler und oftmals auch für Lehrer (natürlich nicht für die

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