Wie Kinder heute lernen
gesamte Schulsituation verbessert werden sollen, helfen Vorwürfe nicht weiter, sondern nur die richtige wie konkrete Unterstützung. Vor der Hilfe steht jedoch die Analyse, wo die Schulprobleme herrühren, mit anderen Worten: wo sich Fehler im Lernverhalten eingeschlichen haben könnten.
Den Schultag richtig vorbereiten
Markus geht in die sechste Klasse des Gymnasiums. Jeden Morgen weckt ihn seine Mutter um 6.30 Uhr. Beim Frühstück fragt sie ihn eben noch mal die Hauptstädte Europas für den Test in der vierten Stunde ab und unterschreibt die Einverständniserklärung für den Wandertag. Leicht verspätet rennt Markus gegen 7.15 Uhr zum Bus, mit dem er dann eine halbe Stunde zur Schule fährt. Nach einem sechsstündigen Schulvormittag singt er noch eine Stunde im Schulchor und tritt dann die Heimreise per Bus an. Dort angekommen, isst er schnell zu Mittag, denn um 15.30 Uhr
beginnt sein Fußballtraining. Um 17 Uhr holt ihn seine Mutter wieder vom Training ab, anschließend macht er bis 19 Uhr Hausaufgaben. Danach übt er eine halbe Stunde für den Test in Geschichte. Jetzt ist es Zeit fürs Abendessen. Die Mutter erinnert Markus daran, im Bett noch die Vokabeln für Englisch zu lernen, aber er schaltet lieber den Fernseher an und schaut sich Musik-Videoclips an. Die Vokabeln - so denkt er sich - kann er ja auch am nächsten Morgen vor dem Frühstück lernen. Nach zweimaliger Ermahnung stellt der Sechstklässler gegen 21.30 Uhr den Fernseher aus und löscht das Licht. Ein 15-Stunden-Schülertag geht zu Ende.
Der Alltag eines Schülers beginnt im Prinzip mit dem Aufstehen und endet mit dem Zubettgehen. Wie ein Erwachsener, der einen Beruf ausübt, hat der Schüler neben der Schule noch andere Verpflichtungen, etwa das Training in einem Sportverein oder den Besuch der Musikschule. Gerade ein Kind muss aber neben all dem noch ein ausreichendes Maß an Freizeit zur Verfügung haben, einfach mit Freunden spielen oder nichts tun können. Um den verschiedenen Aktivitäten und dem Bedürfnis nach freier Zeit gerecht werden zu können, ohne dass die Schule zu kurz kommt, muss der Schulalltag geplant und organisiert werden. Viele Eltern werden jetzt spontan denken: Mein Kind ist aber ein Kind. Es kann doch nicht einen ähnlich verplanten Alltag wie ein Manager haben! Und haben nicht fast alle Eltern irgendwann in einem Ratgeber zu Erziehungsfragen gelesen, dass das Lernen in der Schule ausschließlich Spaß machen und möglichst frei sein und nicht reglementiert werden sollte?
Neueste Forschungsergebnisse haben jedoch bewiesen, dass die richtige Planung des Schulalltags und die damit verbundene Organisation letzten Endes zu einer wesentlich stressfreieren Bewältigung der Schule führen. Jede Mutter oder jeder Vater, der schon einmal bis spätnachts mit einem Kind für eine Klassenarbeit geübt oder vor den Zeugnissen um die Versetzung gebangt hat, kennt Beispiele für wirklichen Schulstress. Wie viel Stress hat eine Mutter
/ein Vater zu bewältigen, wenn er oder sie am Sonntagabend dabei helfen muss, ein Religionsreferat über den Buddhismus zu erstellen oder ein Projekt über Astrophysik zu realisieren, das vor drei Wochen als Gruppenarbeit für sechs Schüler aufgegeben wurde und das eigentlich zwölf Gruppentreffen erfordert hätte? Sicher, man wächst über sich hinaus, wenn man die mit Tränen gefüllten Kinderaugen sieht, und versucht, das Ganze zusammen mit dem Kind schnellstmöglich zwischen 18 Uhr und dem Beginn des Sonntagskrimis zu erledigen (wenn man es denn kann!). Allerdings steigt der Adrenalinspiegel durch solche Aktionen enorm, und nicht selten hängt anschließend der Haussegen schief. Ob ein Kind in solchen Extremsituationen wirklich etwas lernt, ist fraglich. Vielleicht lernt es aber auch das Falsche, nämlich dass alles irgendwie zu schaffen ist, was aber wenig mit richtigem Lernen zu tun hat.
Die folgenden Überlegungen sollen dazu beitragen, den Schulalltag stressfreier zu gestalten und durch effektivere Arbeit die Schulleistungen zu verbessern.
Zunächst einmal ist es für Kinder enorm wichtig, so früh aufzustehen, dass die Zeit vor der Schule ohne Hektik ablaufen kann. Ein Kind, das schon morgens hinter dem Bus herläuft oder zu spät zur Schule kommt, wird die erste Stunde kaum entspannt und konzentriert verbringen können. Ein gesundes Frühstück vor der Schule ist ebenfalls wünschenswert.
Um morgens nicht unnötig Zeit zu verlieren, sollte die Schultasche vom Schüler selbst bereits am
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