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Wie kommt das Salz ins Meer

Wie kommt das Salz ins Meer

Titel: Wie kommt das Salz ins Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Schwaiger
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es dir nicht verbieten, sagt Rolf. Ja, ich weiß. Und wenn ich dich bitte, Albert nicht mehr zu treffen? Was hättest du davon, wenn ich Albert nicht mehr sehe? Nein, wir sagen nichts. Wir sagen nur guten Morgen und guten Appetit. Das Fleisch ist in Ordnung.
     
    Albert schlägt meine hohlen Hände auseinander. Er will nicht, daß ich das Wasser aus dem Tümpel trinke, in dem wir gebadet haben. Letzte Herbstwärme. Ein Hasenkadaver war das Weiche, auf das ich getreten bin. Albert sagt, von solchen Gewässern kriegt man Typhus. Was ist Typhus gegen dich, Hilde und Rolf! Dumme Gans. Ja, ich bin so dumm. Ich werde eure Spielregeln nie kapieren. Und im Winter kommt eine trübe Zeit, vielleicht bringe ich mich um. Sei nicht kindisch. Sei nett zu Rolf. Machen wir das beste draus. Rufst du mich heute noch an? Um fünf ruft er aus der Ordination an. Er sagt, daß er gerade eine Wurstsemmel ißt, mit einem grünen Paprika. Den zerbeißt er an meinem Ohr, ich höre es krachen, und daß er mich natürlich liebt, sonst hätte er sich doch nichts mit mir angefangen. Daß er jetzt Schluß machen muß, weil ein Patient kommt. Gallenkolik. Und ob er mir wieder die Vitamine verschreiben soll. Vorsicht mit dem Valium. Nur nehmen, wenn das Kribbeln unter der Kopfhaut zu stark wird. Natürlich ist die Liebe eine hormonelle Angelegenheit. Und es läßt sich alles, auch das höchste Gefühl, auf den Geschlechtstrieb zurückführen. Und daß jeder Mensch bis zu einem gewissen Grad einsam ist. Daß er jetzt aufhören muß, nicht wegen der Telefonrechnung, sondern weil die Gallenkolik soeben geläutet hat.
     
    Jedes Jahr im Herbst wird eine Freundschaft gefeiert, die wir Frauen nicht verstehen können. Das gibt es nur unter Männern, daß sie sich richtig wohl fühlen in Rudeln. Da sitzen sie und haben Haare verloren und Redensarten und Fett angesetzt, und Kinder. Die Ehefrauen vergleichen Lippenstifte und Parfums in der Toilette. Aus der anderen Abteilung tönt Lachen. Worüber lachen Männer beim Urinieren? Keine Frau wird das je ergründen. Hilde hat zuviel getrunken, jetzt wird ihr schlecht, sie beugt sich über die Muschel, will nach Hause. Ihre ausdruckslosen Augen! Sie wird von Frösteln geschüttelt, während ich sie in Rolfs Auto heimfahre, meinen Arm um sie lege, wie Albert seinen Arm um meinen frierenden Körper gelegt hat, wenn er nichts zu sagen wußte. Es ist schon hell. Taschentücher aus Rolfs Handschuhfach für Hilde. Sie möchte sich ausweinen, nicht gerade bei mir, aber sie tut es nun doch, nachdem sie gesagt hat, daß ich meinen Mann lächerlich gemacht habe, eine kleine Hure bin, in ihre Ehe einbreche, daß sie es schon lange weiß. Ich bin doch ein Mensch, sagt sie, kein Vieh in einem Käfig, das man nur füttert und bestaunt, warum vertraut er sich mir nicht an, warum hält er mich für verständnisloser, als ich bin? Das bin ich ja gewöhnt von ihm, daß er seinen Schwanz überall hineinsteckt. Entschuldige! Hilde erschrickt und heult, und sie liebt ihn doch, er und sie gehören zusammen, warum hat er ihr zwei Kinder gemacht und sie auf ein Podest gestellt, von dem sie nicht herunterkann, weil er alles so hoch hinaufgeschraubt hat, manchmal möchte ich ja herunterspringen, aber in meinen Träumen ist immer nur Wasser, immer träume ich von Wasser, sagt Hilde, und ich könnte die Wände hochklettern, wenn er nicht heimkommt, und früher ist er auch spät heimgekommen, abends, aber ich war nur ängstlich, es sei ihm etwas passiert.
    Wie hat sich das abgespielt? Hilde schaut mich verwundert an. Du weißt nicht, wie sich so was abspielt? Kommt dein Mann nie spät nach Hause? Nein, Rolf ist pünktlich. Das hat sich in den ersten Jahren immer gleich abgespielt, sagt Hilde, da liege ich und warte und warte, und da kommt er und sagt, er weiß, daß er ein schlechter Mensch ist, und ich sage: Blödsinn, und er umarmt mich, und ich bin froh, daß er mich umarmt und nett ist zu mir, und er sagt, daß er mich liebt, und dann schnarcht er. So hat sich das abgespielt. Und jetzt? Jetzt weiß ich, daß er ein feiges Schwein ist, und wenn ich könnte, würde ich ihm einen Tritt geben. Rolfs Taschentücher reichen nicht aus. Sie schneuzt sich in mein italienisches Seidentuch, bedankt sich fürs Heimbringen und sagt, ich soll vergessen, was sie mir vorgeplärrt hat, alles nur halb so schlimm, ab und zu verliert man eben die Nerven, das kommt vom Trinken.
     
    Sonntagsspaziergang, Alberts kleiner Sohn wirft mit Kastanien, Alberts kleine

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