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Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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führte ihn am Arm zu dem Chirurgen, der sich gerade mit einem Kollegen unterhielt.
    «Professore, das ist der Commissario, der Sie sprechen wollte. Commissario   …?» Sie sah Guerrini fragend an.
    «Ä   … ini», murmelte er unverständlich.
    «Professore Albano!» Der Arzt schüttelte Guerrinis Hand.
    «Tut mir Leid, ich war den ganzen Tag im OP. Bin total erschöpft. Deshalb konnte ich mit Ihren Kollegen bisher noch nicht sprechen. Es war eine schwierige Operation, wirklich. Stand ständig auf Spitz und Knopf. Der Stich ging ganz knapp an der Leber vorbei, hat aber den Zwölffingerdarm erwischt. Der Blutverlust war enorm, und die Gefahr einer Infektion des Bauchraums besteht nach wie vor.»
    «War es ein professioneller Stich?», fragte Guerrini, der jetzt ohnehin gefangen war.
    «Doch, doch, durchaus professionell. Wenn er noch ein bisschen mehr nach oben gehalten hätte, dann wäre es aus gewesen. Vielleicht hat sich der junge Mann gerade bewegt, als der Täter zugestochen hat.»
    Guerrini nickte.
    «Wann werden Sie wissen, ob er überlebt?»
    «Schwer zu sagen, Commissario. Wir Ärzte sind keine Hellseher – das meiste liegt sowieso in den Händen von dem da oben. Aber ich muss weiter   … wenn Sie noch Fragen haben, müssen Sie mitkommen!» Professore Albano strebte mit gewaltigen Schritten und flatterndem weißen Kittel dem Aufzug zu, den gerade ein Maresciallo und ein junger Carabiniere verließen.
    «Im Augenblick reicht es, danke!», rief Guerrini, winkte kurz der Dame an der Rezeption zu und verließ möglichstruhig und unauffällig das Krankenhaus. Kaum draußen, begann er zu laufen, bis er seinen Wagen erreicht hatte, sprang hinein und blieb im Dunkeln sitzen. Von seinem Parkplatz aus konnte er den Eingang des Hospitals ganz gut sehen, und es entging ihm nicht, dass die beiden Polizisten es eilig hatten, ja geradezu aus der Drehtür flogen, sich nach allen Seiten umsahen, sich sogar auf die Zehen stellten, dann einer nach rechts, der andere nach links gingen, die Hälse reckend und ganz offensichtlich auf der Suche nach etwas.
    «Na gut, Kollegen!», sagte Guerrini halblaut zu sich selbst. «Es ist wahrscheinlich besser, wenn ich den Schauplatz verlasse.» Er ließ den Motor an und gab langsam Gas, reihte den Lancia in den Strom der Besucherautos ein, die den Parkplatz verließen.
    Plötzlich fand er Gefallen an seinem Einzelkämpfertum, vielleicht auch nur daran, die Kollegen zum Narren zu halten. Er hatte keine guten Erinnerungen an seine Dienstzeit in Florenz, war den Vernetzungen von Politik, kriminellen Geschäftemachern und der Polizei zu nahe gekommen. Seine Strafversetzung nach Siena lag jetzt fünf Jahre zurück und er wusste genau, dass er bis ans Ende seiner Berufszeit in der Provinz bleiben würde. Niemand in Italien, der dem Netzwerk Ärger machte, gab sich irgendwelchen Illusionen hin.
    Nun gut, er wollte ja nicht Rambo spielen, und er wusste jetzt, was er machen würde. Ein paar Straßenzüge weiter hielt er an und tippte die Nummer in sein Handy ein, die er unter
«Nuovo telefono»
in Flavio-Rinaldos Büchlein gefunden hatte. Es klingelte lange, und Guerrini wollte seinen Versuch schon abbrechen, da meldete sich ein Frauenstimme, sagte nicht
«pronto»
, sondern einfach
«sì»
!
    «Entschuldigen Sie, aber ich müsste mit jemandem in Kontakt treten, der etwas mit dem Wort ‹Uccellini › anfangen kann. Es ist ziemlich wichtig, weil es um Rinaldo geht!»
    Guerrini glaubte einen leisen Aufschrei zu hören, irgendwie unterbrochen, als hätte die Frau ihre Hand über die Sprechmuschel gelegt.
    «Hallo! Sind Sie noch da?», fragte er leise.
    «Sì!»
Ihre Stimme klang plötzlich sehr laut. «Sagen Sie nochmal das Wort!»
    «
Uccellini
– er antwortete beim letzten Mal
‹ci vediamo›

    «Ich erinnere mich!», sagte die Frau. «Was wollen Sie mir von Rinaldo erzählen? Woher kennen Sie überhaupt seinen richtigen Namen?»
    «Das ist eine komplizierte Geschichte – eigentlich kenne ich ihn ja nur unter dem Namen Flavio. Es ist etwas geschehen, und es wäre mir lieber, wenn Sie
‹ci vediamo ›
sagen würden. Ich möchte es Ihnen nicht am Telefon erzählen.»
    «Ist ihm etwas zugestoßen?»
    Guerrini zögerte. «So könnte man es nennen.»
    «Und warum sagen Sie nicht, was?»
    «Weil ich Ihre Hilfe brauche. Sie wissen wahrscheinlich, dass Flavio sich vorgestern mit jemandem getroffen hat.»
    Ein paar Sekunden lang blieb es still, dann hustete die Frau leise, räusperte sich und

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