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Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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in dem kleinen Gesicht mit der goldenen Brille. Der Arzt wies auf ein Bettgestell, wortlos diesmal.
    Apparate. Laura sah zunächst nur Apparate und Schläuche. Kurven auf Monitoren. Und dann diesen Arm, der weiß war wie der Arm eines Toten. Die Hand lag auf dem grünen Tuch, das den Körper verbarg. Eine feine Hand mit langen Fingern und gepflegten Nägeln. Keine Arbeiterhand. Laura versuchte das Gesicht zu erkennen, das halb von einer Sauerstoffmaske verdeckt war. Der Mann sah jünger aus, als Laura erwartet hatte. Aber das lag vielleicht an all diesen saugenden und zerrenden Vorrichtungen um seinen Kopf. Seine Lippen waren wie aufgeworfen, die Augen Schlitze. Das Haar war halblang und blond, jedenfalls an den Spitzen, an den Wurzeln wuchs es dunkel nach.
    Nur das Piepen der Apparate erinnerte daran, dass dieser reglose Körper am Leben war. Und das kaum sichtbare Heben und Senken des Brustkorbs. Laura nahm es erst nach langer Zeit wahr. Und sie dachte, dass der junge Mann wie ein gefallener Engel aussah – auf seltsame Weise schön, trotz der Entstellungen. Sie dachte auch, dass sie in dieser Nacht merkwürdige Einfälle hatte, schrieb sie dem Nebel zu und dem plötzlichen Erwachen aus dem Tiefschlaf. Sah sich kurz nach dem schwarzen Schiffsbug um.
     
    Niemand hatte sich um die Kleider des Unbekannten gekümmert. Schmutzig und zerrissen lagen sie noch immer ineiner Ecke der Notaufnahme. Zum Glück, dachte Laura und sah zu, wie ein Pfleger Stück für Stück in einen großen Müllsack stopfte.
    Eine Lederjacke, die trotz ihres ramponierten Zustands ziemlich teuer aussah, einen schwarzen Rollkragenpullover aus Kaschmirwolle, eine hellbraune Cordhose, ein T-Shirt , Boxershorts, Socken, halbhohe Lederstiefel.
    «Das ist alles!», sagte der Pfleger und richtete sich auf.
    «Und es gab keinen Ausweis, keinen Fahrschein, keine Brieftasche, kein Geld?», fragte Laura.
    «Wir haben jedenfalls nichts gefunden. Alle Taschen waren leer. Er hatte nicht mal ein Taschentuch bei sich.»
    «Es gab keinerlei Hinweis auf seine Identität!», bestätigte der Arzt mit dem zu kleinen Kopf.
    «Ich habe vorhin Ihren Namen nicht verstanden.» Laura schaute auf seinen Mund.
    «Standhaft», murmelte er so leise, dass Laura ihn wieder nur mit Mühe verstand. «Doktor Standhaft.»
    Laura zog die Augenbrauen hoch.
    «Das ist ein sehr verpflichtender Name.»
    «Ich finde ihn eher belastend», antwortete er leise. «Sie können die Sachen des Verletzten später hier abholen. Ich muss zurück auf die Intensivstation. Der Pfleger wird sie zu dem Rangierarbeiter bringen.»
    «Ich nehme den Sack lieber mit. Es könnte ja sein, dass jemand ihn aus Versehen wegwirft. Ganz ohne Absicht natürlich.» Laura griff nach dem Müllsack.
    «Warten Sie, Frau Kommissarin. Ich trag ihn schon!», sagte der Pfleger, ein kleiner Mann um die vierzig mit rosigen Apfelbäckchen und zu weichen Gesichtszügen. Laura reichte ihm den blauen Sack. Als sie sich zu Dr.   Standhaft umdrehte, war dieser bereits verschwunden.
    «Der ist immer so!», sagte der Pfleger hinter vorgehaltenerHand. «Schwieriger Fall, wenn Sie mich fragen. Zum Glück arbeitet er selten in der Notaufnahme.»
    «Können wir jetzt gehen?»
    «Aber klar. Ich dachte nur, es würde Sie vielleicht interessieren. Ich meine, die Polizei braucht doch alle möglichen Informationen, nicht wahr. Ich dachte, dass es vielleicht hilft, wenn Sie wissen, was der Doktor für einer ist   … dachte ich.»
    «Das ist sehr aufmerksam von Ihnen, aber der Doktor hat absolut nichts mit dieser Geschichte zu tun. Oder nehmen Sie an, dass er schnell zum Hauptbahnhof gefahren ist, um die beiden vor den Zug zu stoßen?»
    Die Bäckchen des Pflegers färbten sich noch kräftiger, er zog den Kopf ein bisschen ein und ging schweigend vor Laura her. Die Sohlen seiner Schuhe quietschten bei jedem Schritt auf dem glatten Kunststoffboden.
    Klatschtante, dachte Laura, während sie dem Mann wieder kreuz und quer durch das Krankenhaus folgte. Kurz vor der Chirurgie 1 tat sie ihm den Gefallen und fragte, ob ihm denn etwas an dem Unbekannten aufgefallen sei. Da wuchs er ein Stück, lächelte geheimnisvoll und blieb stehen.
    «Wenn Sie mich fragen: klarer Fall von Upper Class! Sie wissen, was ich meine   … Ist wahrscheinlich ausgeraubt worden, und dann haben sie ihn aus dem Zug geworfen. Die haben ihn genau beobachtet – Gepäck und alles. Oder er wollte Selbstmord begehen, das ist auch noch eine Möglichkeit!» Er schnappte aufgeregt

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