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Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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standen große Vasen gefüllt mit Stoffblumen, die täuschend echt aussahen.
    Als Laura im zweiten Stock ankam, lehnte Dr.   Petrovic mit verschränkten Armen am Eingang zu ihrer Wohnung. Sie trug einen engen Hausanzug aus schwarzem Samt und ihr Haar glänzte. Im Gegensatz zu den anderen Begegnungen war sie perfekt geschminkt. Keine Spur mehr von der blassen Frau im Kaninchenfellmantel.
    «Ich weiß nicht, ob ich Sie in meine Wohnung lassen muss!», sagte sie.
    «Sie müssen nicht», erwiderte Laura. «Es wäre allerdings günstiger für Sie, wenn Sie mich hineinließen, denn sonst könnte es sein, dass ich mit einem Durchsuchungsbefehl wiederkomme. Und dann könnte ich mir Ihre Wohnung wesentlich genauer ansehen als jetzt!»
    «Ist das die Revanche für die Handynummer?»
    Laura fielen wieder diese schrägen Augen auf, die mit Hilfe eines Lidstrichs noch mehr betont wurden. Sie zuckte die Achseln.
    «Vielleicht wollte ich Ihnen nur zeigen, dass wir auch nicht ganz unfähig sind   … nachdem Sie sich bisher so verhalten haben, als könnten Sie uns an der Nase herumführen.»
    «Wie haben Sie mich gefunden?»
    «Eine meiner leichtesten Übungen!»
    Natali Petrovic zögerte einen Augenblick, dann lächelte sie plötzlich und gab die Tür frei.
    «Kommen Sie schon rein, Laura! Ich mach uns einen Tee, oder ziehen Sie etwas Stärkeres vor?»
    «Ich bin nicht durstig, sondern ich brauche ein paar Antworten, die Sie mir bisher schuldig geblieben sind!»
    Dr.   Petrovic machte eine auffordernde Kopfbewegung und trat vor Laura in den Flur ihrer Wohnung, der geräumig und hoch war wie ein großes Zimmer, voller Spiegel mit goldenen Rahmen, Gemälden, Tischchen und Blumengebinden.
    Spezial-Edelbordell, dachte Laura. Hat sie hier vielleicht die Transfer-Damen für ihre künftigen Karrieren fit gemacht?
    Natali Petrovic führte Laura nicht in ihre Wohnräume, sondern in eine Art Besprechungszimmer mit einem langen Tisch, acht Stühlen und getäfelten Wänden. Am Fenster stand eine große Yuccapalme in einem Terrakottatopf. Es war ein schlichter, eher unpersönlicher Raum.
    «Führen Sie Konferenzen durch?», fragte Laura.
    «Ich empfange hier hin und wieder Arztkollegen – immer wenn internationale Medizinkongresse in München stattfinden. Sie wissen vermutlich inzwischen, dass ich Ärztin bin.»
    Laura nickte. «Ich frage mich nur, was für eine Art von Ärztin. Nach ihrem Lebensstil zu urteilen, müssen Sie mindestens Chefärztin einer Spezialklinik für Schönheitschirurgie sein   …»
    «Ich behandle im Augenblick ausschließlich Privatpatienten. Darüber muss ich Ihnen keine Auskunft geben. Ärztliche Schweigepflicht. Die kennen Sie wohl!»
    Laura trat ans Fenster und schaute auf die Baumkronen, lächelte grimmig, als sie wieder ein paar Krähen entdeckte.
    «Hören Sie, Dr.   Petrovic, es geht hier um Morde und in diesem Zusammenhang um Ihre schöne Wohnung in dieser schönen Gegend. Es wird für mich kein Problem sein, Ihre geschäftlichen Aktivitäten zu überprüfen und gegebenenfalls zu unterbinden, falls Sie nicht kooperativ sind. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie mir Kontakt zu den Personen vermitteln, die den Transfer in der Hand haben.»
    «Und wenn ich es nicht kann?», erwiderte Natali Petrovic heftig. «Ob Sie es glauben oder nicht! Das ist eine Organisation, die Menschen befreit!»
    «Es gibt ja verschiedene Formen von Freiheit, Frau Doktor! Auch illegale Prostitution bezeichnen manche als Freiheit. Lassen Sie mich nachdenken: nicht genehmigte ärztliche Tätigkeit, Quacksalberei, Beihilfe zur illegalen Einwanderung, Steuerhinterziehung, illegale Ehevermittlung   … da fällt einem doch eine ganze Menge ein!»
    Natali Petrovic verließ das Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Langsam ließ Laura sich auf einen Stuhl fallen und spürte dem leichten Kopfschmerz nach, der von ihrer Grippeattacke zurückgeblieben war.
    Die große Frau kehrte nach wenigen Minuten zurück und knallte einen Zettel vor Laura auf den Konferenztisch. «Hier ist eine Nummer in Florenz und ein Codewort. Mehr habe ich nicht. Damit sind meine Informationen erschöpft!»
    «Danke!», sagte Laura und erhob sich. «Ich nehme an, wir werden uns in nächster Zeit wiedersehen. Sie wollen doch auf dem Laufenden bleiben, oder?»
    Natali Petrovic lehnte sich an die getäfelte Wand und schloss kurz die Augen. «War das ein diskreter Hinweis darauf, dass ich besser verschwinden sollte?»
    Laura zuckte mit den Schultern. «Ich habe nichts

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