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Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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näherte sich, niemand sprach die Frauen an. Dann rollte der Zug in den Bahnhof, hielt mit kreischenden Bremsen. Der Speisewagen kam genau vor Clara und Anita zum Stehen. Laura setzte ihren Rucksack ab, tat, als suchte sie nach etwas. Die Türen des Zuges öffneten sich, die beiden Frauen blickten sich verwirrt um. Da erschien der Kellner in der offenen Tür, streckte seine Hand aus und rief: «
Ma che freddo!
Wie kalt es in Florenz ist! Kommen Sie rein, meine Damen. Sie können auch hier einsteigen. Warten Sie, ich helfe Ihnen mit den Koffern! Wenn Sie mir Ihre Fahrkarten zeigen, dann bringe ich Sie zu einem leeren Abteil, auch wenn Sie keine Reservierung haben! Es sind genügend Plätze frei! Niemand will heutzutage mit der Bahn fahren!»
    Der redet auch viel, dachte Laura. Und er ist ganz sicher derjenige, der die beiden in Empfang nehmen soll!
    Sie schnürte ihren Rucksack wieder zu, ging nahe an Clara vorbei und nickte ihr zu. Dann stieg sie in den Waggon hinter dem Speisewagen, stellte sich ans Fenster und beobachtete, wie der Kellner die Koffer der beiden Frauen in den Zug hob, ihnen die Hand reichte, damit sie mit ihren engen Röcken leichter die Stufen erklimmen konnten.
    Laura wartete, bis sich die automatischen Türen schlossen und der Eurocity losfuhr. Dann öffnete sie mit einem Knopfdruck die Verbindungstür zum Speisewagen und schlenderte hinüber. Nur drei Tische waren besetzt, vom Kellner und den beiden Frauen war nichts zu sehen. Langsam ging Laura weiter, vorbei an der Küche, dem kleinen Tresen, an dem Getränke ausgegeben wurden, zum nächsten Waggon. Der Kellner stand mitten im Gang, hatte Clara und Anita offensichtlich gerade in einem Abteil untergebracht und redete immer noch intensiv auf die beiden ein. Als Laura näher trat, verstand sie Bruchstücke   … «den Vorhang zuziehen, dann kommt niemand herein! Bester Trick, wenn man in Ruhe reisen will   … Kaffee gleich nebenan, gutes Essen, gute Reise!» Er verbeugte sich rückwärts gehend, stieß gegen Laura, die schnell das Gesicht wegdrehte.
    «Scusa, Signora!»
, murmelte er, und sie machten sich beide schmal, drückten sich aneinander vorbei und gingen in entgegengesetzten Richtungen weiter. Laura drehte sich nicht um. Er durfte sie nicht erkennen. Erst zwei Waggons weiter hielt sie an und blickte zurück. Niemand war ihr gefolgt. Der Zug war wirklich nicht überfüllt. Sie fand ein leeres Abteil für sich, zog ihr Handy aus dem Rucksack und drückte Guerrinis Nummer.
    «Ja!», sagte er. «Ich bin im Zug, obwohl das ein reines Wunder ist. Um ein Haar hätte ich ihn verpasst!»
    «Bravo!», erwiderte Laura. «Die beiden Zugvögel sitzen im Waggon nach dem Speisewagen, Plätze 72 bis 77.   Haben ein ganzes Abteil für sich. In Empfang genommen hat sie der Speisewagenkellner!»
    «Na, sieh einer an!»
    «Ich werde versuchen, mich im Nebenabteil niederzulassen. Du kannst ja mal vorbeischauen   …»
    «Dann bis gleich!»
    «Ci vediamo!»
    Laura wartete noch ein wenig, ging dann langsam zurück Richtung Speisewagen, traf nur ein paar andere Reisende. Clara und Anita hatten die Vorhänge ihres Abteilfensters tatsächlich zugezogen, und Laura fragte sich, warum sie das taten. Aus Angst? War die Empfehlung des Kellners ein Befehl gewesen? Es war ja so einfach, den Frauen Angst zu machen   … und nach den Morden noch viel einfacher. Sie bewunderte Clara und Anita für ihren Mut, bei der Aufklärung dieser Morde zu helfen. Aber vielleicht war es gar kein Mut, vielleicht war es Verzweiflung, weil beide um ihre Zukunft fürchteten, diesen dünnen Traum, den die Organisation in ihnen geweckt hatte. Der Ehemann in England und das Luxusbordell in Schweden   …
    Entschlossen zog sie die Tür des Nebenabteils auf. Ein alter Mann döste am Fenster, seine Frau saß ihm gegenüber und aß geröstete Kastanien aus einer Papiertüte. Sonst war niemand im Abteil. Laura sah die alte Frau fragend an, die nickte. Da setzte Laura sich so, dass sie den Gang und das Abteil der beiden Frauen sehen konnte, lehnte den Kopf gegen die Glasscheibe und tat so, als versuche sie zu schlafen.
    Der Eurocity fuhr jetzt schneller, hatte Florenz längst hinter sich gelassen und schlängelte sich durch die engen Täler des Apennin. Bald würden die Tunnels beginnen, aber noch schien die Sonne auf eine Landschaft, die ganz leicht mit Schnee überzuckert war. Glitzernde Zypressen zogen am Fenster vorbei, Bauernhöfe, aus deren Kaminen steil der Rauch aufstieg. Dann wurde es

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