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Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Dreitagebart schimmerte auf seinen Wangen und seinem Kinn. Etwas Entschlossenes ging von ihm aus, eine spürbare Energie, und Laura konnte sich ihn sehr gut bei Demonstrationen gegen die Globalisierung, den Irakkrieg oder die Machenschaften Berlusconis vorstellen – mit einem Halstuch über Nase und Mund, die Faust erhoben und auf der Hut vor den Gummikugeln und Wasserwerfern der Polizei. Denn er war nicht nur entschlossen, sondern auch vorsichtig.
    Jetzt bereitete er heißes Wasser mit einem Tauchsieder, und gleich darauf verdrängte Kaffeeduft für eine Weile die anderen Gerüche. Laura und Guerrini saßen den beiden Frauen gegenüber und versuchten irgendwie Kontakt zu bekommen.
    «Sprechen Sie Italienisch, Englisch, Deutsch?», fragte Laura.
    «Ich bisschen Italienisch, Anita Englisch wegen UNO!»
    «Clara ist aus Rumänien und Anita aus Weißrussland!», rief Flavio dazwischen und stellte Plastiktassen auf den Campingtisch.
    «Sie wissen, warum wir hier sind, nicht wahr?» Laura zog ihren Mantel aus, denn es war erstaunlich heiß in der kleinen Wohnung.
    Die junge Frau mit dem Transfer-Namen Clara nickte und presste die Lippen zusammen. Ihr dunkelbraunes Haar war – trotz der allgemeinen Unordnung um sie herum – sehr gepflegt und fiel in glänzenden, frisch gewaschenen Locken bis auf ihre Schultern.
    «Wir versuchen den Mörder Ihrer Kolleginnen zu finden und brauchen dabei Ihre Hilfe.»
    Wieder nickte Clara, sagte etwas zu Anita, die mit den Schultern zuckte. Anita war blond, sehr klein und zierlich. Ihr Gesicht erinnerte Laura an eine hübsche Maus, eine mit großen Augen und spitzer Nase. Minnie Maus, dachte Laura.
    Clara war eindeutig die Wortführerin, und nachdem Flavio den sehr schwarzen Kaffee in ihre Plastiktassen gegossen hatte, nahm sie einen kleinen Schluck, schüttelte sich und legte plötzlich los, als hätte sie nur auf diesen bitteren Geschmack auf der Zunge gewartet. «Sie müssen nehmen, was ich kann sagen   … mein Italienisch ist soso. Wäre besser, wenn Flavio nicht da   …» Sie warf ihr langes Haar zurück und sah den jungen Mann mit leicht zusammengekniffenen Augen an. Laura fiel auf, dass sie sehr lange Wimpern hatte, die sehr stark getuscht waren, und dass ihr Pullover und ihre Hosen so eng waren, dass sie vermutlich kaum atmen konnte.
    «Wieso denn?», fragte er. «Was ist denn jetzt schon wieder los?»
    «Gar nichts,
amore
! Aber es gibt Dinge, die nicht gut sind für Ohren von Flavio!»
    Guerrinis und Lauras Blicke trafen sich für den Bruchteil einer Sekunde, und Laura wusste, was er dachte. Wie sie hatte er in diesem Augenblick begriffen, dass zumindest diese Frau Flavio für naiv hielt, dass möglicherweise Flavio derjenige war, der hier benutzt wurde.
    «Bist du guter Junge und gehst raus – für fünf Minuten, ja?» Sie warf ihm eine Kusshand zu. «Gibt Sachen, die du nicht wissen sollst, weil zu gefährlich. Wir lieben dich. Wollen nicht, dass Flavio was passiert!»
    Laura dachte, dass diese Clara eine Professionelle war – Anita vermutlich nicht.
    «Aber ich will nicht rausgehen! Wie kommst du auf die Idee, mich rauszuschicken?»
    Clara schob das Kinn vor. «Weil ich es sage! Hast noch nie in einer richtigen Organisation gearbeitet, was? Wenn was nicht gut für Ohren, dann muss man verschwinden! Also geh schon!» Ihre Stimme klang scharf.
    «Hm!», machte Guerrini und probierte seinen Kaffee. «Eine interessante Situation!»
    «Wäre es zu viel verlangt, wenn Sie ein paar Minuten rausgingen?», fragte Laura. «Aufs Klo zum Beispiel oder das Schlafzimmer aufräumen   … sonst kommen wir hier nicht weiter!»
    Flavio schüttelte ratlos den Kopf, drehte sich dann um, stolperte über eine Holzkiste voller Raviolidosen und knallte die Tür hinter sich zu.
    «Bene!»
, lächelte Clara. «Sehen Sie, ich mag Flavio sehr – deshalb ich sagen, was ich sage! Es ist doppelt. Alles ist doppelt. Flavio ist guter Junge, aber vielleicht zu gut. Er hilft Mädchen, aber nicht alle Mädchen gut   …» Clara seufzte, quetschte und zerrte die italienische Sprache in alle Richtungen, um den beiden Polizeikommissaren verständlich zu machen, was sie meinte. Es dauerte länger als ein Toilettenbesuch und auch länger als das Aufräumen eines Matratzenlagers. Als Flavio nach einer Weile seinen Kopf in die winzige Küche steckte, scheuchten sie ihn wieder hinaus. Ganz allmählich begriffen Laura und Guerrini, was Clara ihnen mitteilen wollte. Es schien so zu sein, dass ein Teil der

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