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Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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unseres Wiedersehens gefürchtet. Ich hatte Angst, dass alles ein Irrtum sein könnte.»
    «Ist es einer?»
    «Idiotin!»
    «Sag das nochmal!»
    «Idiotin! Ich werde dich nicht anfassen, ehe du nicht sicher bist!»
    «Bist du’s denn?»
    «Ziemlich!»
    «Ziemlich?»
    «Natürlich. Ich begebe mich nicht wehrlos in deine Hände!»
    Laura drehte sich auf den Bauch und legte ihren Kopf auf seine Brust. Sein Herz klopfte ruhig und regelmäßig.
    «Hältst du mich für gefährlich? Oder warum bist du so vorsichtig?», fragte sie nach einer Weile.
    «Natürlich halte ich dich für gefährlich. Jeder Mensch, den man liebt, ist gefährlich!»
    «Madonna! Du bist wie ein Fisch, der mir ständig durch die Hände gleitet!»
    Guerrini lachte auf.
    «Du musst ihn bloß festhalten, den Fisch! Du lässt ihn ja ständig los!»
    Laura robbte näher an ihn heran und legte beide Arme um ihn.
    «Besser so?»
    «Ein bisschen!»
    Da kletterte sie auf ihn und machte sich so schwer wie möglich.
    «Glaubst du, dass wir beide ein bisschen verrückt sind?», flüsterte sie in sein rechtes Ohr.
    «Natürlich!», antwortete Guerrini leise und ließ seine Hände langsam unter ihren Pullover gleiten.
     
    Natürlich hatte Kommissar Baumann bemerkt, dass seine Vorgesetzte die Nacht nicht in ihrem Einzelzimmer verbracht hatte. Laura konnte das schon an der Art sehen, wie er Guerrini ganz besonders aufmerksam und forschend betrachtete, während er beim Frühstück mit ihm über seine Erkenntnisse des gestrigen Tages sprach.
    «Nach Meinung der italienischen Kollegen war die ermordete Frau Prostituierte – vielleicht wurden deshalb die Ermittlungen nicht ganz so intensiv vorangetrieben. Enzo, das ist der Kollege, mit dem ich gestern auf euch gewartet habe – Enzo sagte, dass die, sobald sie eine Lücke finden, wie eine Flutwelle über das Land kommen. Unter den Carabinieri würden Aussprüche die Runde machen, die sich für Polizisten eigentlich nicht gehörten. Sätze wie: Je mehr von denen verschwinden, desto besser! Dann muss man wenigstens keine Flugtickets für sie bezahlen! Oder: Wenn eine von denen verschwindet, dann interessiert das niemanden! Eine Schande, dass der Staat Geld ausgeben muss, um einen Mörder zu suchen, der ihm Arbeit abnimmt!» Baumann tunkte ein Croissant in seinen Milchkaffee und schob es in den Mund.
    «So!», antwortete Guerrini undeutlich, denn auch er kaute gerade auf einem Butterhörnchen. «Hat er das gesagt.» Er hustete ein bisschen, hielt sich die Serviette vor den Mund.
    «Sagen die Kollegen bei euch in Deutschland niemals solche Sachen?»
    Baumann zeichnete mit dem Finger einen Kreis um einen Kaffeefleck auf der Tischdecke. «Natürlich fallen solche Sätze auch bei uns», murmelte er. «Ist nur noch ein bisschen heikler als bei euch in Italien. Wenn so was bei uns an die Öffentlichkeit kommt, dann schreien alle: Rassismus, Faschismus, Holocaust!»
    «Na, zu Recht schreien sie das!» Laura schob ihre Tassezurück und winkte der jungen Kellnerin. «Noch einen Cappuccino bitte und ein Glas Wasser.»
    Sie lehnte sich in den rosaroten Sessel zurück – wie alles andere war auch der Frühstücksraum des Bellarosa in rosigen Farbtönen gehalten – und trommelte einen kurzen nervösen Rhythmus auf die Armlehne.
    «Ich habe einen Vorschlag! Wir bitten die Kollegen, genau zu überprüfen, welche Crews auf den Zügen Dienst hatten, in denen die Morde verübt wurden. Oder haben die das schon gemacht?»
    Baumann schüttelte den Kopf. «Nein. Davon hat niemand etwas gesagt, und es stand auch in keinem Bericht, den ich mit Enzo durchgegangen bin.»
    «Dann waren sie wohl wirklich an der Aufklärung nicht sehr interessiert! Außerdem möchte ich unsere Pläne ändern. Ich würde gern diesen Südtiroler sehen, der in Mantua einsitzt. Vielleicht ist er nur eine von den bequemen Lösungen, die es manchmal bei der Polizei gibt. Dazu brauchen wir aber dich, Angelo. Ohne den offiziellen Weg lassen die uns sonst nie zu ihm.»
    Guerrini zog ein wenig die Schultern hoch und zerkrümelte den Rest seines Croissants.
    «Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, Laura. Falls irgendeiner dieser Bürokraten Rücksprache mit Florenz hält, dann wissen die sofort, dass ich absolut nichts mit diesem Fall zu tun habe   …»
    «Gibt es nicht einen alten Kollegen aus früheren Zeiten, der dir ein Papierchen ausstellen könnte oder so was?»
    «Na hör mal!» Guerrinis Stimme klang empört. «Ist das dein italienisches Erbe, oder macht ihr

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