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Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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kräftig. Außerdem: wer bezahlt die Rechnungen? Die Sozialhilfe? Alles sehr unklar.» Der alte Gottberg setzte ein schlaues Lächeln auf und tunkte ein Butterhörnchen in seinen Kaffee. «Ich denke, ich werde mich da ein bisschen einarbeiten – juristisch, meine ich. Meine neue Nachbarin kann mir da behilflich sein. Die lernt alles ganz frisch auf der Uni!»
    Laura registrierte, dass seine Hand nicht zitterte und dasser seinen Körper aufrechter hielt als bei ihrem letzten Besuch. Und sie war irgendwie froh, dass Pier Paolo aus dem Zug gefallen war.
     
    Commissario Guerrini kam erst nach Mitternacht in Florenz an – sein Zug musste lange vor einem der vielen Tunnels warten, weil ein voranfahrender Güterzug einen Triebwagenschaden hatte. Als Guerrini den Zug verließ, schneite es schon wieder, und er empfand die feuchte Kälte wie Schmerz auf seiner Haut, war froh, dass die Hotelreservierung noch bestand. Er würde noch eine Nacht in Florenz verbringen und erst morgen früh nach Siena fahren, obwohl ihm davor graute, allein in das leere, aufgeräumte Hotelzimmer zurückzukehren.
    Es waren nicht viele Leute unterwegs um diese Zeit, und die Mitreisenden, die in Florenz den Zug verlassen hatten, verschwanden schnell im dichter werdenden Schneetreiben. Guerrini kaufte sich eine Zeitung beim letzten hartnäckigen Verkäufer, einem dunkelhäutigen Tamilen, der in einer Nische des Bahnhofs zähneklappernd der Kälte trotzte. Er belohnte sein Durchhaltevermögen mit zwei Euro Trinkgeld. Wegen der Kälte und weil es in Sri Lanka jetzt sicher warm war.
    Langsam verließ Guerrini die Bahnhofshalle, überlegte kurz, wo er seinen Wagen abgestellt hatte, war sich plötzlich nicht mehr sicher. Links oder rechts? Immer dichter fiel der Schnee, blieb auf der Straße, den Autodächern liegen. Guerrini wandte sich nach rechts, ließ seinen Blick suchend über die wenigen Autos gleiten, die noch vor dem Bahnhof parkten, glaubte endlich seinen Lancia ganz am Ende der langen Parkbucht entdeckt zu haben.
    Es war sein Wagen. Mit bloßen Händen wischte Guerrini den Schnee von der Windschutzscheibe und den Außenspiegeln.Doch als er den Schlüssel aus der Tasche zog, um die Tür zu öffnen, zögerte er plötzlich. Irgendetwas war ihm aufgefallen auf dem Weg zu seinem Wagen. Etwas, das erst jetzt allmählich in sein Bewusstsein eindrang, wie ein Bild, das erst unscharf ist und allmählich klarer wird. Guerrini drehte sich um und steckte den Schlüssel in die Tasche. Aufmerksam ging er in seinen eigenen Fußspuren zurück, musterte jeden Wagen, horchte auf jeden Laut.
    Auf halbem Weg zum Bahnhof blieb er jäh stehen. Der verrostete Lada am Straßenrand war zwar ziemlich zugeschneit, trotzdem erkannte Guerrini ihn auf Anhieb. Ehe er sich dem Wagen näherte, schaute er sich mehrmals nach allen Seiten um. Niemand war zu sehen. Nur hundert Meter weiter auf der anderen Straßenseite leuchteten durch den dichter werdenden Schnee hindurch rote und blaue Lichter einer Bar.
    Guerrini trat neben den Lada und fegte den Schnee von den Seitenfenstern, bückte sich dann und schaute ins Wageninnere. Es war eindeutig Flavios Lada – das Durcheinander auf dem Rücksitz hatte sich seit ihrer gemeinsamen Fahrt in die Außenbezirke von Florenz nicht verändert. Ansonsten war der Wagen leer.
    Guerrini richtete sich auf und überlegte, was Flavio wohl um diese späte Stunde am Bahnhof zu tun hatte. Vielleicht wohnte er ja hier in der Nähe. Vielleicht trank er mit ein paar Freunden noch etwas in der Bar, traf dort möglicherweise einen der anderen Verbindungsleute dieser merkwürdigen Organisation. Entschlossen überquerte Guerrini die Straße und ging auf die bunten Lichter der Bar zu. Als er die Tür öffnete, fand er drei Männer und eine Frau an einem runden Tisch. Sie schauten ihn erstaunt an. Keinen von ihnen hatte Guerrini je gesehen. Auf die Frage, ob er noch einen Espresso haben könnte, erwiderte einer der Männer entschuldigend, dass er die Kaffeemaschine bereits abgestellt hätte.
    «Macht nichts! Ohne Kaffee schlafe ich sicher besser!», sagte Guerrini.
    Die vier an dem runden Tisch nickten ernst.
    «Buona notte!»
    «Buona notte!»
, erwiderten sie im Chor.
    Guerrini kehrte auf die Straße zurück, blickte sich unschlüssig um. Falls Flavio hier wohnte, hatte es keinen Sinn, weiter nach ihm zu suchen. Langsam ging er an den hohen alten Häusern entlang, einhundert, zweihundert Schritte, überquerte wieder die Straße und kehrte um. Da war die

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