Wie Liebe Heilt
Tochter Caroline in meine Sprechstunde kamen. Lucy war krank, und Caroline hatte Angst, ihre Mutter könnte sterben. Sie hatte das Gefühl, dass Lucys Ärzte nicht intensiv genug nach der Ursache ihrer Beschwerden suchten. Lucy hatte stark abgenommen, keinen Appetit, litt unter Kurzatmigkeit und sprach kaum. Alle diese Veränderungen machten Caroline Angst, sie wollte, dass ihre Mutter wieder so war wie früher.
Lucy machte in der Tat einen gebrechlichen und kraftlosen Eindruck. Sie musste beim Betreten meines Sprechzimmers gestützt werden und war von dem kurzen Weg ganz außer Atem.
Ich sah mir die medizinischen Unterlagen an, und es war offensichtlich, dass die Ärzte tatsächlich sehr gründlich vorgegangen waren und Lucy genauestens untersucht hatten. Den Berichten zufolge gab es keine medizinische Erklärung für ihren Zustand, abgesehen von einer möglichen Depression, weshalb sie Lucy auch seit kurzem mit einem Antidepressivum behandelten.
Ich fragte, ob Lucy im vergangenen Jahr einen geliebten Menschen verloren habe. Caroline erzählte mir, ihr Vater sei vor etlichen Jahren gestorben. Lucy lebe schon seit vielen Jahren allein, und es sei ihr immer gutgegangen. Ihr fiel niemand ein, der ihrer Mutter sehr nahe gestanden hatte und im letzten Jahr schwer krank geworden oder gestorben war. Ich formulierte meine Frage anders und fragte, ob Lucy irgendeine Art von schmerzlichem Verlust erlebt habe – etwa eine Freundin, die weggezogen sei, oder vielleicht sei Lucy selbst ja umgezogen. Oder war es vielleicht ein Hochzeitstag oder Todestag gewesen, als sich Lucys Symptome erstmals gezeigt hatten?
Diesmal antwortete Lucy und erzählte mir, dass sie vor etwa einem Jahr in ein Seniorenheim gezogen sei. Es war ihr zu beschwerlich geworden, sich um ihr Haus zu kümmern, aber sie wollte immer noch unabhängig sein. Caroline bestätigte nun, dass Lucys Symptome etwa um die Zeit ihres Hochzeitstages begonnen hatten. Genau genommen hatten sie begonnen, als Lucy den ersten Hochzeitstag außerhalb ihrer ehelichen Wohnung erlebte.
Bei den Worten der Tochter begann Lucy zu weinen.
Nachdem ich Lucy getröstet hatte, sprach ich allein mit Caroline und fragte sie, ob Lucy jemals einen Hund oder eine Katze gehabt habe. Als Caroline erzählte, dass sie ein Haustier gehabt hatten, als sie selbst noch klein war, ermutigte ich sie, für ihre Mutter einen Hund zu besorgen. Ich riet ihr, sie schrittweise an das Tier zu gewöhnen, den Hund anfangs nur bei Besuchen mitzunehmen, um erst einmal zu sehen, wie Lucy reagierte. Wenn alles gutging und das Seniorenheim das erlaubte, könnte Lucy den Hund als Haustier behalten.
Lucy verliebte sich sofort in Liza, eine Promenadenmischung, und freute sich sehr auf die Besuche. Sie begann wieder mehr zu essen, erreichte bald ihr altes Gewicht und, was noch wichtiger war, sie konnte wieder lächeln und hatte ihre Freude am Leben zurückgewonnen. Der Hund gab Lucys Leben wieder einen Sinn, sie konnte nun wieder bedingungslose Liebe bekommen und empfangen.
Geben und Nehmen
Zur sozialen Liebe gehört, dass man um Hilfe bittet und Hilfe annimmt, eine Gemeinschaft bildet und auf die Gemeinschaft vertraut, andere unterstützt und unterstützt wird, Liebe gibt und annimmt. Vielen fällt es leicht, andere zu unterstützen, sie haben jedoch Probleme, selbst Unterstützung von anderen anzunehmen. Irgendwie sind sie der Meinung, um Hilfe zu bitten sei »peinlich«, das zeige nur, dass man versagt habe und verletzlich sei. Die Wahrheit ist, wir Menschen können nicht leben, ohne Hilfe annehmen zu können. Sonst wäre es, als ob man der ganzen Gemeinschaft Wasser aus seinem Brunnen gibt, aber selbst nie einen Schluck trinkt.
Denken Sie einmal ganz in Ruhe über folgende Fragen nach:
Wie häufig kommt es vor, dass ich jemanden um Hilfe bitte?
Wäre ich bereit, Hilfe anzunehmen, selbst wenn man sie mir ungefragt anbieten würde?
Bin ich so vertieft darin, ängstlich, wütend oder allein zu sein, dass ich nicht genug Ruhe finde, mir über meine Bedürfnisse klarzuwerden oder zu erkennen, dass ich auf Unterstützung bauen kann?
Und umgekehrt: Bin ich so auf mich und meine eigenen Probleme fixiert, dass ich die Bedürfnisse anderer gar nicht mehr wahrnehme?
Wie häufig befinde ich mich in Beziehungen und Situationen, die aus dem Gleichgewicht geraten sind?
Sie wünschen sich, dass Ihr Brunnen der Liebe übervoll ist, damit genug Liebe für Sie und alle anderen da ist? Vergessen Sie nicht, dass das Leben
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