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Wie man die richtige Arbeit für sich findet

Wie man die richtige Arbeit für sich findet

Titel: Wie man die richtige Arbeit für sich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Krznaric
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wirklich nach tiefer beruflicher Erfüllung streben, sollten wir alles dafür tun, so arbeiten zu können, wie es unserer Persönlichkeit – mit all ihren Schwächen und Stärken – entspricht. Wenn wir die Wahl zwischen Sicherheit und Freiheit haben, sage ich: Wir wählen die Freiheit. Das war auch das Credo des amerikanischen Hobos und Abenteurers Christopher McCandless, der Hauptfigur des Films und des Buchs In die Wildnis , der 1992 in einem abgelegenen Gebiet in Alaska starb:
    So viele Leute sind unglücklich mit ihrem Leben und schaffen es trotzdem nicht, etwas an ihrer Situation zu ändern, weil sie total fixiert sind auf ein angepasstes Leben in Sicherheit, in dem möglichst alles gleichbleibt – alles Dinge, die einen scheinbar inneren Frieden garantieren. In Wirklichkeit wird die Abenteuerlust im Menschen jedoch am meisten durch eine gesicherte Zukunft gebremst. 50
    Was, wenn das Freiheitsideal nicht Freiheit und Unabhängigkeit bei der Arbeit ist, sondern Freiheit von der Arbeit? Wie wir gleich sehen werden, kann das bedeuten, dass wir uns von der herkömmlichen Arbeitsethik lösen und eine Philosophie des Müßiggangs entwickeln müssen.
    Abkehr von der herkömmlichen Arbeitsethik
    »Alle Arbeit ist eine Form freiwilliger Versklavung.« Karl Marx? Nein, James Lam, ein englisch-chinesischer IT-Experte. Er arbeitet für ein Software-Unternehmen und hat die letzten zehn Jahre in einer Reihe von einschlägigen Positionen verbracht. Die Bezahlung ist zwar gut, aber die wöchentliche Arbeitszeit ist lang, und der Stress ist groß. An der einen Arbeitsstelle wurde er regelmäßig um zwei Uhr nachts von seinem Blackberry geweckt, um dringende Software-Probleme zu lösen. »Mit 15 wollte ich herumreisen und ein Bohemeleben führen wie Jack Kerouac«, erzählte James mir. Die ganzen Jahre hat er sich seinen Traum von mehr Freiheit bewahrt.
    Woher kommt es, dass es so viele gibt, die wie James irgendwann feststellen, dass sie zu viel und außerdem zu oft in Jobs arbeiten, die ihnen eigentlich nicht gefallen? Vielleicht glauben sie, eine Anstellung, die ihnen ein attraktives Gehalt bietet, sei diesen Preis wert – der klassische Faust’sche Pakt der modernen Arbeitswelt. Für Soziologen wiederum sind sie womöglich die unglücklichen Erben der protestantischen Arbeitsethik, einer Ideologie, die im siebzehnten Jahrhundert in Europa aufkam und die propagierte, schwere Mühsal tue Menschen gut und bringe sie Gott näher. Es ist eine Hinterlassenschaft dieser Ehtik, wenn wir heute ein schlechtes Gewissen haben, weil wir uns nicht lange und nicht schwer genug plagen.
    Die dritte Möglichkeit ist, dass diese Menschen der derzeit endemischen Arbeitssucht erlegen sind. Über eine Million Briten geben an, arbeitssüchtig zu sein und freiwillig Überstunden zu leisten. In Japan sind zehn Prozent aller Todesfälle bei Männern auf Erschöpfung durch Arbeit zurückzuführen; das Japanische kennt sogar ein eigenes Wort dafür: kar o - shi , Tod durch Überarbeitung. Wer als Arbeitssüchtiger endet, den lockte anfangs vielleicht nur der Nutzen, den man von harter Arbeit hat, die Befriedigung etwa, ein Perfektionist zu sein, oder das Renommee, das Büro immer als Letzter zu verlassen. Irgendwann gerät die Arbeitswut schließlich außer Kontrolle. Der Psychotherapeut Bryan Robinson rät, uns zu fragen: »Kommt es vor, dass ich zwei oder drei Dinge gleichzeitig tue, beispielsweise zu Mittag essen und ein Memo schreiben?«, oder: »Investiere ich mehr Zeit und Energie in meine Arbeit als in meine Beziehungen zu meinen Angehörigen und Freunden?« Ein Ja könnte bedeuten, dass wir in die Sucht abgleiten, vor allem wenn wir regelmäßig »freiwillig« viele »Überstunden« an die offizielle Bürozeit anhängen. Gewiss, einen Zwölfstundentag zu haben, heißt nicht automatisch, dass wir arbeitssüchtig sind. Es kann auch ein Zeichen dafür sein, dass wir einen anregenden und fesselnden Beruf gefunden haben.
    Aber nehmen wir einmal an, wir sind wirklich überarbeitet – lassen wir dahingestellt sein, ob wir uns für arbeitssüchtig halten oder nicht –, was wäre das Gegenmittel? Weniger zu arbeiten selbstverständlich. Kein besonders hilfreicher Rat, ich gebe es zu. Um wirklich davon zu profitieren, müssen wir uns fragen, wie wir es schaffen, uns von der herkömmlichen Arbeitsmoral abzukehren, und was das bedeuten würde: zum einen für die Suche nach einem beglückenden Beruf und zum anderen für unseren Geldbeutel. Vielleicht

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