Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)
Western, Polit-Thriller, Techno-Thriller, historischer Roman, Abenteuerroman und so weiter.
Genreromane werden von Leuten gelesen, die eine spannende Lektüre und gute Unterhaltung
wollen. Wenn Sie einen solchen Roman schreiben, besteht Ihr Vertrag mit dem Leser unter anderem darin, daß Ihr Roman sich an die Konventionen des Genres halten muß. So wird es im Kriminalroman in jedem Fall einen Mord geben und irgendwer wird ihn lösen. Und am Ende wird der Mörder seiner gerechten Strafe zugeführt.
Einige Genres, wie zum Beispiel der Liebesroman, gehen über simple Konventionen hinaus. Sie sind formelhaft. Der Autor bekommt von seinem Verleger häufig sogar ein Merkblatt, auf dem die formalen Anforderungen aufgelistet sind. So könnte beispielsweise eine Heldin verlangt werden, die zwischen dreiundzwanzig und achtundzwanzig ist und blonde oder kastanienbraune Haare hat. Außerdem soll sie in ihrem Beruf sehr fleißig sein, aber finanzielle Probleme haben. Der Held könnte auf zweiunddreißig bis achtunddreißig Jahre festgelegt sein, reich, mit dunkelbraunen oder schwarzen Haaren. Eine weitere Forderung könnte besagen, daß das Paar erst dann eine sexuelle Beziehung haben darf, wenn ein Eheversprechen existiert. Die Vorgaben sind spezifisch und strikt, und wenn Sie für diesen Markt schreiben wollen, müssen Sie sich daran halten.
Wenn die Verleger keine Merkblätter ausgeben, eignet man sich die Konventionen am besten an, indem man ein paar Dutzend Romane von dem Typus liest, den man schreiben will. Auf diese Weise bekommen Sie rasch ein Gefühl für die Konventionen. Spionagethriller werden beispielsweise meist in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven geschrieben. Oft spielen sie an mehreren Schauplätzen über die ganze Welt verstreut. Die Spione benutzen exotisches Spionagegerät und schrecken nicht vor Mord, Entführung, dem Einsatz von Drogen und vielem anderen zurück. Normalerweise sind sie durch das motiviert, was sie als ihre patriotische Pflicht betrachten. Die Protagonisten sind nach außen hin zynisch, doch im Grunde ihres Herzens Idealisten. Sie sind die neuzeitlichen Ritter, die gegen die neuzeitlichen Drachen in den Kampf ziehen. Die Helden und Heldinnen stehen immer einem großen Übel gegenüber, meist einer Verschwörung von internationalem Ausmaß.
Diese Konventionen sind natürlich nicht unumstößlich. Es sind lediglich Konventionen, die gebeugt und gelegentlich sogar gebrochen werden können - anders als die formalen Vorgaben, die Verleger mit manischem Eifer ihren Autoren aufzwingen.
Abgesehen davon, daß Sie haufenweise Romane lesen sollten, um die Konventionen zu erlernen, ist es empfehlenswert, sich Organisationen wie den Mystery Writers of America [in Deutschland existiert eine Vereinigung von Krimiautoren »Das Syndikat« - Anm. d. Übers.] oder den Romance Writers of America anzuschließen und Workshops und Konferenzen zu besuchen, die es reichlich für alle Sorten von Romanen und Erzählungen gibt. Außerdem gibt es mehrere Zeitschriften, die sich mit dem Schreiben von Genreliteratur befassen. Ich habe beispielsweise Mystery Scene abonniert, die mit Informationen über das Schreiben von Kriminalromanen gespickt ist. Fast alle Artikel sind von herausragenden Krimiautoren verfaßt. Es gibt auch Zeitschriften für die Autoren von Science-Fiction, Western, Horror und anderem.
Die großen Genres lassen sich noch in Untergenres aufspalten. Allein beim Liebesroman gibt es über hundert verschiedene Untergenres. Auch beim Krimi gibt es verschiedene Richtungen: beschauliche, hartgesottene, gefühlvolle, Psychothriller, Comedies und so weiter. Bei den Spionageromanen gibt es comicmäßige internationale Thriller und ernsthafte internationale Thriller. Ian Fleming hat den comic-artigen Typus geschrieben, während John le Carre den ernsthaften Typus vertritt. Leser erwarten von Ihnen, daß Sie sich sowohl an die Konventionen des Untergenres halten wie an die Konventionen des Genres insgesamt. So ist es in einem hartgesottenen Krimi durchaus okay, wenn der Held persönliche Rache an dem Schurken nimmt; in einem beschaulichen oder einem gefühlvollen Krimi wäre es das nicht.
MAINSTREAM
Die Konventionen für Mainstream-Romane sind nicht so starr wie für Genreliteratur. Mainstream-Romane werden entweder als Hardcover oder als Taschenbuch verkauft. Die aktuellen Mainstream-Romane findet man normalerweise in Buchhandlungen, meist in der Nähe des Eingangs, und das dann in großen
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