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Wie man Freunde gewinnt

Wie man Freunde gewinnt

Titel: Wie man Freunde gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Carnegie
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großen Gefallen erwiesen, denn wenn unsere Buchhaltung Sie verärgert hat, dann ist es sehr wohl möglich,
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    daß sie auch noch andere gute Kunden verärgert, und das wäre äußerst unangenehm. Was Sie mir da erzählt haben, ist für mich von noch weit größerer Wichtigkeit als für Sie, glauben Sie mir.›
    Das war das Letzte, was er von mir zu hören erwartet hatte.
    Ich glaube, er war doppelt enttäuscht, war er doch nach Chicago gekommen, um ein Wörtchen mit mir zu reden, und nun dankte ich ihm noch dafür, anstatt mich mit ihm herumzustreiten. Ich versicherte ihm, wir würden den fraglichen Geldbetrag streichen und vergessen, denn er sei ein sehr gewissenhafter Mann und hätte nur ein Konto zu führen, während unsere Angestellten Tausende von Konten führen müßten und daher sei der Fehler sicher weniger bei ihm als vielmehr bei uns zu suchen.
    Ich sagte ihm auch, ich hätte volles Verständnis für seine Gefühle und würde zweifellos ebenso empfinden, wenn ich in seiner Haut steckte. Da er beschlossen hatte, nichts mehr von uns zu kaufen, empfahl ich ihm einige andere Wollwarenfirmen.
    Vorher hatten wir gewöhnlich zusammen zu Mittag gegessen, wenn er nach Chicago gekommen war und deshalb lud ich ihn auch jetzt zum Essen ein. Er nahm zögernd an und als er zur vereinbarten Zeit in mein Büro kam, um mich abzuholen, erteilte er unserer Firma einen größeren Auftrag als je zuvor. Er kehrte in sichtlich besserer Laune nach Hause zurück. Weil er sich uns gegenüber genauso anständig benehmen wollte wie wir gegenüber ihm, sah er seine Rechnungen noch einmal durch und stellte fest, daß er eine davon verlegt hatte. Er schickte uns einen Scheck mit einer Entschuldigung. Er blieb ein Freund und Kunde unserer Firma bis zu seinem Tod.»
    Vor Jahren pflegte ein armer Junge, der Sohn holländischer Einwanderer, nach der Schule jeweils die Fenster eines Bäckerladens zu reinigen, um seine Familie zu unterstützen. Sie waren so arm, daß er jeden Tag mit einem Korb die Straßen entlangging, um die Kohlenstücke aufzusammeln, die in den Rinnstein gefallen waren, wenn den Anwohnern Kohlen
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    geliefert wurden. Dieser Junge hieß Edward Bok. Er ging in seinem ganzen Leben nicht länger als sechs Jahre zur Schule.
    Trotzdem wurde er später einer der erfolgreichsten Männer des amerikanischen Zeitungswesens. Wie er es so weit brachte, ist eine lange Geschichte. Ihr Anfang jedoch läßt sich in wenigen Sätzen erzählen. Edward Bok begann seine Karriere damit, daß er genau nach den in diesem Kapitel beschriebenen Grundsätzen handelte.
    Mit dreizehn Jahren verließ er die Schule und wurde Botenjunge bei der Western Union. Sein Bedürfnis, etwas zu lernen, war aber so übermächtig, daß er anfing, sich aus eigener Kraft weiterzubilden. Er sparte das Fahrgeld, machte seine Botengänge zu Fuß und verzichtete so lange auf das Mittagessen, bis er genügend Geld beisammen hatte, um sich ein Nachschlagewerk mit den Lebensbeschreibungen berühmter Amerikaner zu kaufen. Dann tat er etwas, was vor ihm wohl noch keiner getan hatte: Erst las er die Biographien dieser berühmten Leute, und hierauf schrieb er ihnen einen Brief, in welchem er sie um nähere Angaben über ihre Kindheit bat.
    Edward Bok war ein guter Zuhörer. Er ermunterte die Menschen, von sich selbst zu sprechen. Er schrieb an General James A. Garfield, der damals für die Präsidentschaft kandidierte, ob es zutreffe, daß er als Schiffsjunge auf einem Kanalschlepper gearbeitet hätte. Garfield antwortete ihm. Er fragte General Grant nach Einzelheiten über eine berühmte Schlacht. Grant zeichnete ihm einen Plan davon, lud den vierzehnjährigen Edward zum Essen ein und unterhielt sich einen ganzen Abend lang mit ihm.
    Bald korrespondierte der Botenjunge der Western Union mit einer ganzen Reihe der berühmtesten Leute des Landes: Ralph Waldo Emerson, Oliver Wendeil Holmes, Longfellow, Mrs.
    Abraham Lincoln, Louisa May Alcott, General Sherman und Jefferson Davis.
    Er korrespondierte nicht nur mit ihnen: Sobald er einen freien
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    Tag hatte, besuchte er viele von ihnen zu Hause und war überall ein willkommener Gast. Durch den schriftlichen und persönlichen Kontakt mit diesen Menschen gewann er ein unschätzbares Selbstvertrauen. Diese Männer und Frauen vermittelten ihm Einsichten und weckten Ambitionen, die sein ganzes späteres Leben bestimmten. Das alles erreichte er einzig dadurch, daß er sich genau an die Regeln hielt, von denen in diesem

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