Wie man sich beliebt macht
Talent angeben?« Das Lächeln, das er mir schenkte, war eine reizende Mischung aus Unsicherheit und gespielter Bescheidenheit. »Ich weiß nicht, ob Model die richtige Bezeichnung ist.«
»Ich schreibe mal Promoter hin«, sagte ich und lächelte ihn an. Und weil ich nicht wollte, dass Lauren denkt, ich würde sie ignorieren, sagte ich zu ihr: »Willst du auch mitmachen, Lauren? Vielleicht könntest du anbieten, jemanden in einem der BMWs von deinem Vater herumzufahren. Das fänden viele an unserer Schule bestimmt cool.«
Sie warf mir einen eisigen Blick zu. »Toller Vorschlag«, sagte sie ironisch. »Ich kutschiere garantiert keine Idioten in einem brandneuen BMW von meinem Vater herum.«
Dann verdrehte sie die Augen in Alyssas Richtung, die sich vor Lachen fast an ihrer Cola Light verschluckte, als Lauren hinzufügte: »O Gott, das Ganze ist mal wieder eine typische Steph-Landry-Nummer!«
Mark fand das anscheinend weniger lustig.
»Ach komm, Lauren«, sagte er und sah auf ihr spitzes kleines Rattengesicht herab, das von seinem (unglaublich muskulösen) Arm eingerahmt war. »Es ist doch für einen guten Zweck. Für unsere Abschlussfahrt, meine ich. Wieso sagst du so was Gemeines?«
Jetzt verschluckte Alyssa sich tatsächlich und versprühte Cola quer durch die (mittlerweile fast leere) Cafeteria.
Lauren sah zu Mark auf, rang sich ein Lächeln ab und stieß mit verkniffenem Rattengesicht hervor: »Das war doch bloß ein kleiner Witz.«
Dann schnappte sie sich das Klemmbrett, kritzelte hastig
ihren Namen hin und schrieb in die Spalte »Talent«: Denk dir was aus .
Nur gut, dass sie nicht geschrieben hat: Mark Finley in den Arsch kriechen , schoss es mir durch den Kopf. Es gäbe wahrscheinlich nicht viele Leute, die ihr dafür Geld bieten würden. Das Spektakel kriegen wir ja schließlich tagtäglich kostenlos zu sehen.
Ich nahm mir vor, später unbedingt Jason davon zu erzählen, weil ich weiß, wie sehr er solche kleinen geistreichen Bemerkungen zu schätzen weiß.
»Zufrieden?«, giftete Lauren, als sie mir das Klemmbrett wieder in die Hand drückte.
»Super!«, sagte ich, als würde ich ihren gehässigen Tonfall gar nicht bemerken. »Vielen Dank, echt! Wenn ihr beide dabei seid, wollen bestimmt noch viele andere mitmachen. Garantiert.«
Dann schenkte ich ihr ein letztes Lächeln, winkte, drehte mich um und schlenderte davon.
Zur Erinnerung noch einmal eine kurze Zusammenfassung der Qualitäten, die einen beliebten Menschen ausmachen.
Beliebte Menschen:
• behandeln andere stets mit Respekt und Höflichkeit.
• fühlen sich in andere Leute ein und nehmen Rücksicht auf deren Gefühle.
• stellen ihre Zeit und ihre Fähigkeiten bereitwillig in den Dienst der Allgemeinheit.
• sind fröhlich und offen.
Zwölf
IMMER NOCH TAG X
MONTAG, 28. AUGUST, 16 UHR
Jason und Becca waren auf der Heimfahrt im Beemer ziemlich wortkarg.
Ich redete mir ein, dass es nur daran lag, dass ich sie hatte warten lassen. Und das lag wiederum daran, dass mich auf dem Weg zum Parkplatz immer wieder Leute im Gang angehalten und gefragt hatten, ob sie sich auch in die Liste eintragen könnten. Mittlerweile waren es über hundert und damit viel mehr als erwartet. Eigentlich fast zu viele, um sie wirklich an einem Abend meistbietend versteigern zu können.
Jason und Becca wollten nicht mitmachen. Obwohl ich versucht hatte, den beiden klarzumachen, dass sie gut verkäufliche Talente haben.
»Du könntest doch Golfunterricht geben, Jason. Das würde bestimmt super ankommen«, sagte ich. »Oder du bietest eine Führung durch die Sternwarte an. Und du bastelst doch immer so schöne Alben, Becca. Du könntest einen Einführungskurs im Scrapbook-Basteln versteigern.«
Aber Jason bekräftigte noch einmal, dass er keine Lust hatte, bei einer Aktion mitzumachen, von der Mark Finley
profitieren würde. Und Becca sagte nur: »Das geht nicht. So toll sind meine Alben auch nicht. Außerdem glaube ich nicht, dass meine Eltern mir das erlauben würden. Dass ich meistbietend versteigert werde, meine ich.«
» Du wirst doch nicht versteigert«, sagte ich. »Sondern dein Talent.«
Aber sie schüttelte den Kopf.
Becca ist ziemlich schüchtern. Deshalb konnte ich verstehen, dass sie nicht mitmachen wollte. Aber Jason ist total kontaktfreudig … okay, falls das überhaupt geht, gleichzeitig kontaktfreudig und trotzdem ein Einzelgänger zu sein. Leider hatte ich auf der Heimfahrt keine Gelegenheit mehr, ihn weiter zu
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