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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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einem ernst drein-blickenden, etwa sechzigjährigen Mann sprach. Mein Anblick schien ihn zu verblüffen, doch er fasste sich rasch und umarmte mich.
    »Hallo, Maria! Ich hab gehört, dass ihr den Mord an Petri aufgeklärt habt. Gute Arbeit! « Er schlug mir anerkennend auf die Schulter.
    »Danke«, antwortete ich düster. Lauri verstand meinen Tonfall falsch.
    »Entschuldige, dumm von mir, an deinem freien Abend von der Arbeit zu sprechen .  «
    »Das macht mir nichts aus, ich bin heute einfach nur mies drauf .  « Da ich ihm nichts von der erzwungenen Einstellung der Ermittlungen erzählen konnte, konzentrierte ich mich darauf, dem Mamba-Interpreten zu applaudieren.
    »Bist du allein? Setz dich doch zu Mara und mir .  «
    »Ich bin mit einer Kollegin da. Sie will unbedingt, dass ich singe .  «
    »Deshalb sind wir ja hier. Weißt du, was Petri immer gesungen hat, jedes Mal, wenn er hier war? ›Dich, dich liebe ich‹ von Chydenius. Eine schwierige Melodie mit all den Halbtonintervallen, aber Petri hatte eine schöne Stimme. Was willst du denn singen? «
    »Keine Ahnung .  «
    Im ganzen Lokal waren nur etwa zehn Frauen, die Männer waren deutlich in der Mehrzahl, was jedoch nicht störend wirkte. Man ließ uns in Ruhe. Allerdings kamen wir fast zwangsläufig mit unseren Tischnachbarn ins Gespräch. Die beiden waren nett, wenn auch ziemlich scharfzüngig. Der Blonde stand kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung zum Pfarrer. Infolgedessen diskutierten wir schon bald über den lautstarken Widerstand gewisser kirchlicher Kreise gegen gleichgeschlechtliche Ehen.
    »Wie kannst du in den Dienst einer Institution treten, die dich nicht so akzeptiert, wie du bist? «, ereiferte sich Liisa. »Ich gehör zwar auch zur Kirche, aber das ist eher eine Art Scheinchristentum. Wenn die Kirche die Frauenordination abgelehnt hätte, wäre ich auf jeden Fall ausgetreten .  «
    »Man kann das System nur von innen ändern«, antwortete der Blonde.
    »Ich glaube an Gott und will Pfarrer sein .  «
    Im Allgemeinen vermied ich es, über Glaubensfragen nachzudenken. Ich war mir nicht im Klaren darüber, woran ich glaubte, doch die nebulöse Wischiwaschi-Religiosität, die einem neuerdings überall begegnete, irritierte mich über die Maßen. Pfarrer segneten Einkaufszentren, und in den Kontaktspalten der Kirchenzeitungen bezeichneten sich manche Leute als Jesus-Fans. Die religiöse Überzeugung schien zur Ausstattung erfolgreicher Menschen zu gehören wie ein Auto und das neueste Handy-Modell. Ich hatte allerdings keine Lust, darüber mit einem Theologen zu debattieren. Außerdem stand plötzlich Kim Kajanus an der Tür.
    »Wer ist das? «, fragte der Dunkelhaarige, der fast alle im Lokal zu kennen schien. »Sieht aus wie ein neugieriger Hetero .  «
    Auch andere Köpfe drehten sich nach Kim um, der jetzt zur Theke ging und ein Bier bestellte. Den Blick fest auf die Wand geheftet, zog er sich mit seinem Glas in die hinterste Ecke zurück. Ein Blick auf Lauri Jensen verriet mir, dass er Kim wiedererkannt hatte. Am liebsten wäre ich gegangen, aber Liisa erklärte, sie werde »Mombasa« singen, und das musste ich mir einfach anhören. Ich blätterte in der Songliste und versuchte, für mich etwas ebenso Abgeschmacktes zu finden. Mein Glas leerte sich schnell, ich redete mir ein, ich wäre vom Fußball und vom Radfahren durstig. Liisa trank langsam ihren Cidre und sang bei den Auftritten der anderen halblaut mit, um die Stimme zu öffnen. Lauri Jensen stand auf, und ich glaubte, er wolle singen, doch der Showmaster kündigte einen gewissen Mika an. Lauri kam an unseren Tisch und beugte sich zu mir.
    »Petris Freund ist hier, der Fotograf .  «
    Ich nickte. Es herrschte wieder ohrenbetäubender Lärm, denn ein kleiner, etwa fünfzigjähriger Mann schmetterte Paula Koivuniemis Schlager »Eine erwachsene Frau«, und das ganze Lokal sang mit.
    »Ich unterhalte mich mal mit ihm, er wirkt so einsam«, grinste Lauri, als das Lied zu Ende war.
    »Frischfleisch, ja, ja .  « Liisa zog eine Grimasse. »Was für ein Glück, dass ich mir keine Partnerin mehr zu suchen brauche. Manchmal guck ich mir diese Single-Geschichten an, Ally McBeal und dergleichen, und frage mich, was daran so lustig ist. Ich erinnere mich noch genau, wie verzweifelt ich damals oft war .  «
    »Lauri ist auch verheiratet«, begann ich, doch da war Liisa schon an der Reihe. Sobald sie auf der Bühne stand, veränderte sich ihre ganze Gestalt. Ihr Körper wiegte sich,

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