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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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bezahlt, in deinem Garten eine Bombe zu legen! «
    Rahnasto versuchte erneut, die Tür ins Schloss zu ziehen, doch ich hielt sie fest. Koskinen, der natürlich vollkommen ahnungslos war, starrte uns verblüfft an. Liisa Rasilainen war auf den Gang gestürzt, als sie Väinöläs Ausruf gehört hatte, und Suvi stand mit großen Augen hinter ihr.
    »Bist du sicher, Jani? «, fragte ich.
    »Ja! Los, Kerl, red schon! Du Arsch hast mir nicht alles gesagt! Hast du mich auch noch verpfiffen? «, schrie Väinölä, und Koskinen hatte alle Hände voll zu tun, um ihn von Rahnasto fern zu halten. Zu guter Letzt musste ich ihm zu Hilfe kommen.
    »Ich habe diesen Mann nie gesehen .  « Rahnastos Stimme bebte vor Zorn.
    »Ich verlange, dass man mich sofort gehen lässt! Was wird hier eigentlich gespielt? «
    Ich schickte Väinölä mit dem Versprechen in seine Zelle zurück, auf die Sache zurückzukommen. Inzwischen hatte Liisa Rasilainen ihren Part erledigt und machte sich bereit, Suvi nach Hause zu bringen. Trotz der Aufregung, die hinter ihr lag, lächelte Suvi siegessicher. Offenbar glaubte sie, Rahnasto würde schon bald hinter Gittern sitzen.
    Ich ahnte, dass es anders kommen würde, und mein Gefühl wurde zur Gewissheit, als Rahnastos Anwalt Joel Sammalkorpi eintraf. Es wurde zwei Uhr, bevor wir unsere juristische Debatte mit einer Art Kompromiss beendeten. Rasilainen wurde zurückbeordert, um zu berichten, was bei den Seppäläs vorgefallen war. Die Fakten konnten wir natürlich nicht abstreiten. Suvi hatte Rahnasto angegriffen.
    Sammalkorpi wusste genau, auf welche Paragraphen er sich berufen musste. Rahnasto bestritt, Jani Väinölä je gesehen zu haben, und sein Anwalt versuchte die Identifizierung für ungültig zu erklären. Schließlich musste ich Rahnasto gehen lassen. Muukkonen würde ihn in der kommenden Woche vernehmen, und ich würde mich wieder mit dem Mord an Marko Seppälä befassen, falls ich dazu noch befugt war. Womöglich würde man mir den Fall mit der Begründung entziehen, dass derjenige, den ich des Mordes an Seppälä verdächtigte, gleichzeitig unter Verdacht stand, in ein gegen mich gerichtetes Verbrechen verwickelt zu sein.
    Kurz vor drei Uhr war ich wieder zu Hause. Um die Mittagszeit sollte ich meinen Vortrag halten, vorher musste ich unbedingt einige Stunden schlafen. Doch ich fand keinen Schlaf. Ich betrachtete die Sonnenstrahlen, die sich ins Schlafzimmer tasteten, und sah, wie sie den Schränken und dem Kunstdruck an der Wand, van Goghs »Krähen über einem Acker«, Farbe gaben. Im Garten zwitscherten Amseln und Rotkehlchen. Ich hatte Sehnsucht nach Iida und Antti. Zum Glück sprang Einstein auf Anttis Kissen, seine Halskrause schlug an den Nachttisch, als er es sich neben mir bequem machte. Ich streichelte seinen Rücken, bis er zu schnurren begann. Dann schlief ich endlich ein.
    Ich erwachte bereits kurz vor acht. Die Ereignisse der vergangenen Nacht ließen mir keine Ruhe, ich konnte weder Suvis hysterische Stimme vergessen noch Rahnastos überhebliches Lächeln, als er den Zellentrakt verließ. Heute würde ich für die Entscheidungen, die ich in der Nacht getroffen hatte, geradestehen müssen.
    Ich stand auf, trank ein Glas Orangensaft und zog die Joggingsachen an. Henttaa schlief noch, auf den ersten Kilometern begegneten mir nur eine von ihrem nächtlichen Streifzug heimkehrende bunt gefleckte Katze und eine Frau, die ihren Hund ausführte. Ich versuchte vergeblich, mich auf meinen bevorstehenden Vortrag zu konzentrieren. Mein Gehirn war damit beschäftigt, das Beweismaterial gegen Rahnasto zu sichten. Für eine Anklageerhebung reichte es noch nicht, aber es war mehr als genug, um seinen Ruf zu ruinieren. Ich hoffte, dass es mir erspart blieb, schmutzige Mittel anzuwenden.
    Erst als ich mir klarmachte, dass mein Vortrag dazu beitragen sollte, das Heranwachsen neuer Väinöläs zu verhindern, gelang es mir, mich zu sammeln. Die Berufspädagogen, die mir auf der Messe gegenübersaßen, hörten mir andächtig zu, als wäre ich eine Autorität auf ihrem eigenen Gebiet, dabei fühlte ich mich als Mutter oft unzulänglich. Wie konnte ich überhaupt allen Ernstes darüber sprechen, dass man Kinder zu gewaltfreiem Verhalten erziehen müsse, nachdem meine eigene Tochter beinahe Opfer eines Bombenanschlags geworden wäre?
    Nach dem Vortrag rief ich Muukkonen an. Er angelte im Schärengebiet bei Porvoo, doch als ich ihm von Väinöläs Identifikation berichtete, war er hoch erfreut und

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