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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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mehrmals, da er seinen
Augen nicht trauen wollte. Doch die kleine Gestalt, die er vor dem Fenster hängen
gesehen hatte, die Gestalt, die jetzt auf den Wald zulief, wollte nicht verschwinden.
Wie zum Teufel hatte sie es geschafft? Er hatte die Fenster selbst mit Nägeln
gesichert. Sie mußte das Glas zerbrochen haben, ohne daß er etwas gehört hatte.
Und jetzt lief sie fort, direkt in ein Gewitter hinein, das jeden Moment
losbrechen konnte.
    »Herrgott
...« Das Frauenzimmer war eine richtige Plage. Während er den letzten Knopf
seiner Hose schloß, zog er auch schon die Stiefel an und griff nach seinem
Mantel, den er sich um die Schultern schwang, als er aus der Tür lief. Blitze
zuckten, gefolgt von warnendem Donnergrollen. Das verdammte Weibsstück hatte
sich die richtige Nacht ausgesucht, um ihm Ärger zu bereiten.
    Bis er die
Wiese hinter sich gebracht hatte, der Richtung folgend, die sie einschlug,
prasselte der Regen nieder, und ein heftiger Wind fegte durch die Bäume. Immer
wieder blitzte es, und der rasch folgende Donner zeigte an, wie nahe das Gewitter
war.
    Ein Blick
zum Himmel, und Jason lief noch schneller, da er sich nun ernstlich Sorgen
machte. Er verwünschte seine kleine Gefangene mit jedem frostigen Atemhauch,
der weiß in der feuchtkalten Luft vor ihm stand, und lief in den Wald hinein.
Regentropfen stachen ihm ins Gesicht, der Wind zauste sein Haar, doch seine
ausgreifenden Schritte wurden immer länger.
Er sah ihre hellen Röcke hinter einem Baum aufschimmern, wieder im Dickicht
verschwinden, sah einen gezackten Blitz, hörte das Krachen und Zischen, als er
in einen überhängenden Ast einschlug.
    Er
beschleunigte sein Tempo noch mehr, und sein Herz dröhnte laut wie der Donner und
schlug wild gegen seine Rippen. Wenn etwas passierte? Wenn sie sich verletzte
oder sogar umkam?
    In seinem
Inneren krampfte sich etwas zusammen. Er hatte sie entführt. Es lag nun an ihm,
sie zu beschützen. Und das werde ich, gelobte er sich.
    Und betete
gleichzeitig darum, daß er nicht wortbrüchig wurde.
    Velvet atmete in keuchenden brennenden
Zügen. Ihr Seitenstechen war unerträglich, und ihre Beine zitterten, bis sie
glaubte, sie würden sie nicht weitertragen. Ihr Haar war eine verfilzte,
feuchte Masse, die ihr auf die nackten Schultern fiel, ihr Kleid ein schlaffer,
nasser Fetzen, der an ihren Beinen klebte und sie behinderte. Lieber Gott, wie
rasch das Gewitter gekommen war! Ein leichter Regen wäre ihr zu Hilfe gekommen,
da er ihre Spuren verwischt hätte, doch das Unwetter, das um sie herum tobte,
der starke Wind, der gegen Arme und Beine schlug und an ihrem Haar zerrte,
erschienen ihr geradezu als lebensbedrohlich.
    O Gott,
damit hatte sie nicht gerechnet! Und doch gab es kein Zurück für sie. Die Gefahr,
die in der Jagdhütte lauerte, war nicht weniger bedrohlich.
    Die Angst
saß ihr im Nacken, als wieder ein Blitz aufleuchtete, dem der Donner
unmittelbar folgte. Velvet stand wie angewurzelt da und sah die zischenden
gelben Zacken im Bogen auf sich zuschießen, so nahe, daß sie schon glaubte, um
sie wäre es geschehen. Er schlug in einen Baumwipfel über ihr ein, und sie stieß
einen Entsetzensschrei aus, als knapp vor ihr Flammen aus dem Geäst züngelten.
Hastig drehte sie sich um und lief in die entgegengesetzte Richtung.
    Nur um
gegen ein menschliches Hindernis zu stoßen und abermals laut aufzuschreien.
    »Verdammt,
Herzogin.« Feste Arme umschlossen sie, zogen sie aus der Gefahrenzone der
Flammen über ihrem Kopf, in Sicherheit. Er hielt sie an sich gedrückt, hüllte
sie in seinen Mantel und preßte ihr Gesicht an seine warme Brust. Trotz ihres
Zitterns spürte sie, daß auch er bebte.
    Auf
merkwürdige Weise fand sie es tröstlich.
    So standen
sie einige Augenblicke da, und seine Brust hob und senkte sich unter ihrer
Wange. Seine Kleider rochen nach Regen und dunkler, feuchter Erde.
    »Bitte«,
sagte sie schließlich, »lassen Sie mich los.« Sie hob den Blick zu seinem
regennassen Gesicht, ihr Puls hämmerte, ihr Atem kam stoßweise. »Ich ... ich
muß zurück.«
    Er
schüttelte nur den Kopf. Die Lederschnur war aus seinem Haar gerutscht, das
nun in dunklen Wellen fast bis zu seinen Schultern fiel.
    »Bitte ...
ich muß nach Carlyle. Ich muß den Herzog heiraten.«
    Ihre Worte
ließen ihn erstarren. Er rückte ein Stück ab. Härte legte sich über seine Züge.
»Sie können heiraten, wen sie wollen ... sobald Sie zurück sind. Bis dahin aber
bleiben Sie bei mir.«
    Sie wollte
sich zur Wehr

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