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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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eisernen Kelle in der Hand auf ihn zu. Auch damals war
sie ihm immer mit großer Freundlichkeit begegnet. Gut möglich, daß sie ihm deswegen
in Erinnerung geblieben war.
    »Ein
köstlicher Duft lockte mich. Ich könnte einen Happen vertragen.«
    Sie besah
seine schmucken Lederbreeches, den dunkelblauen Reitrock und die
Spitzenmanschetten, die ihm bis zu den Kuppen seiner gebräunten Finger hingen.
Obwohl sein zurückgebundenes Haar nicht gepudert war, verriet seine Kleidung
den Landedelmann.
    »Mein Aal
steigt Ihnen in die Nase und meine gebratene Rehkeule dazu. Ich kann Ihnen im
Handumdrehen etwas servieren, Sir.«
    Jason
lächelte. Eigentlich war er nicht hungrig, aber wenn er sie damit zum Reden
brachte, konnte es nicht schaden, wenn er etwas zu sich nahm. »Meinen innigsten
Dank, Mistreß. Darf ich mich hier drinnen niederlassen?«
    Erst
runzelte sie die Stirn. Ein sonderbares Ansinnen von einem Mann seines Standes.
Dann lächelte sie. »Falls Sie nach meiner Betsy Ausschau halten, die kommt
nicht so bald. Sie ist ins Dorf gelaufen und wird erst abends wieder da sein.
Aber ich kann ihr sagen, daß Sie da waren, wenn Sie mir sagen, wie Sie heißen.
Betsy wird es leidtun, daß sie einen so schmucken Gentleman verpaßt hat.«
    »Mein Name
ist Hawkins«, sagte er. Es war ein Name, der ihm nach den letzten acht Jahren
leicht über die Lippen kam. »Jason Hawkins.«
    Sie nickte
nur und machte sich daran, ihm eine ausgiebige Portion zurechtzumachen. In der
Küche war es feuchtwarm. Ein großer schwarzer Kessel mit blubberndem Inhalt
hing an einem Haken über dem Feuer, und einen Moment verschwand die beleibte
kleine Köchin hinter einer Dunstschwade. Als sie wieder auftauchte, trug sie
einen Zinnteller mit Fleisch und einem Stück Roggenbrot, den sie vor ihm auf
den massiven Holztisch stellte. Sie verschwand wieder, um gleich darauf mit
einem Zinnkrug voller Bier zurückzukehren.
    »Ich war
außer Landes«, sagte Jason leichthin. »Eine ganze Weile ... trotzdem kann ich
mich erinnern, daß Sie schon vor Jahren hier in der Küche gearbeitet haben.«
    Sie
betrachtete ihn nachdenklich, in ihrer Erinnerung kramend. »Ja, irgendwie
kommen Sie mir auch bekannt vor, aber ich könnte wirklich nicht sagen, wohin
ich Sie tun soll.«
    Fast
wünschte er, sie könnte es, da sie sich dann vielleicht auch an die Umstände
des Mordes erinnert hätte.
    »An einen
Abend, den ich hier versaß, kann ich mich besonders deutlich erinnern. Es war
ein aufregender Abend – damals wurde der alte Duke of Carlyle ermordet.«
    Die Köchin
verdrehte ihre von Fältchen umgebenen Kulleraugen. »Ja, damals herrschte
freilich helle Aufregung. Der arme alte Mann ... was für ein Ende ... von
seinem eigenen Fleisch und Blut umgebracht.«
    »Sie haben
es mitangesehen?«
    Sie
schüttelte den Kopf. »Ich war hier in der Küche, als es geschah, aber den
großen Schreck, den bekam ich mit, glauben Sie mir.«
    »Ich weiß
noch, daß man den Mörder gefaßt hat. Obwohl später Gerüchte umgingen, daß es
der älteste Sohn gar nicht getan hätte. Manche sagen, es wäre der jüngere
gewesen.«
    Ein
sonderbarer Ausdruck glitt über ihr Gesicht. »Das hörte ich auch, aber das ist
lange her. Eine Zeitlang hörte man allerlei Gemunkel, das dann verstummte. Der
Herzog ist hier in der Gegend ein mächtiger Mann. Nicht viele würden es wagen,
etwas gegen ihn zu sagen.« Ihr Blick erfaßte sein Gesicht genauer. »Komisch,
wenn ich es recht bedenke, sehen Sie ihm ein wenig ähnlich, dem Ältesten des
Herzogs, meine ich. Er war dünner, und so groß habe ich ihn nicht in
Erinnerung. Und er war auch blasser und sah weicher aus ... nicht so männlich,
wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Niemand
wußte es besser als er.
    Als sie
grinste, sah er, daß ihr unten ein paar Zähne fehlten. »Sie sind wohl nicht aus
der Verwandtschaft?«
    Jason
lächelte in der Hoffnung, sein Lächeln würde ehrlicher aussehen, als es
gemeint war. »Das will ich nicht hoffen, wenn man bedenkt, daß der Mann ein
Mörder war.«
    Sie zog die
Schultern hoch. »Wie Sie sagten, wurde geflüstert, daß nicht er es getan
hätte. Ich selbst habe keine Ahnung. Ich war hier unten in der Küche und habe
nichts gesehen, ehe der Konstabler kam und den Jungen mitnahm – aber das ist
alles lange her. Der Junge ist tot und begraben. Am besten, man läßt die alten
Geschichten auf sich beruhen.«
    Daraufhin
sagte Jason nichts und aß schweigend weiter, obwohl er sich im Zustand höchster
Anspannung befand und

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