Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Sand in meinen Händen

Wie Sand in meinen Händen

Titel: Wie Sand in meinen Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
Maiskolben.
    »Jetzt nicht«, antwortete John.
    »Schade; sie schmecken vorzüglich. Diese zart-süße Sorte ist die beste. In Connecticut versteht man etwas vom Maisanbau.«
    »Finde ich auch.«
    »Schätze, Sie haben den Mais vermisst, als Sie
weg
waren.«
    Agnes schnappte nach Luft, und Cece runzelte die Stirn. Für Honor war die Bemerkung wie ein Schlag ins Gesicht. Überrascht registrierte sie den beinahe übermächtigen Drang, John zu Hilfe zu eilen. Aber er reagierte gelassen, schien über Peters Worte nachzudenken, ohne sich bemüßigt zu fühlen, näher darauf einzugehen. Dennoch, Honor kannte ihn gut genug, um zu sehen, dass seine Worte ihn getroffen hatten, denn in Johns Augen trat ein Funkeln, das nichts Gutes verhieß.
    »Peter, was für Absichten haben Sie?«, fragte er.
    »In welcher Hinsicht?«
    »In Bezug auf meine Tochter Regis.«
    »Wir werden heiraten«, erklärte Peter selbstbewusst.
    »Sie besuchen noch das College?«
    »Ja. Tufts. Für mich ist eine abgeschlossene Ausbildung wichtig – für uns beide.«
    »Gut. Und wie wollen Sie das Ganze finanzieren?«
    »Ich arbeite mehrmals in der Woche am Nachmittag auf dem Golfplatz.«
    »Das ist ein Job für den Sommer. Woher soll das Geld für die Miete kommen?«
    Honor sah, wie Peters Blick unsicher wurde, und verspürte ein leises, aber köstliches Rachegefühl. Die Sachlichkeit, mit der John ihn zur Rede stellte, bewirkte, dass ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief.
    »Die Miete? Kein Problem, wozu hat man denn Eltern!«, versuchte Peter zu scherzen, doch als er bemerkte, dass John keine Miene verzog, verging ihm das Lachen.
    »Aha, so haben Sie sich das gedacht«, sagte John.
    »Meine Eltern machen mir die Hölle heiß, aber sie werden sich schon damit abfinden. Und ich bin davon ausgegangen, dass Sie und Mrs. Sullivan uns ebenfalls unter die Arme greifen …«
    »Wenn man einer Frau einen Heiratsantrag macht, sollte man reif genug sein, um die Zukunft zu planen und Verantwortung zu übernehmen; so wurde das jedenfalls dort gehandhabt, wo ich herkomme«, sagte John. »Das ist eine der Grundvoraussetzungen, an denen sich messen lässt, wie sehr sich zwei Menschen lieben.«
    »Hmm«, erwiderte Peter, als hätte er Johns Ansichten über die Liebe bereits gewogen und für zu leicht befunden. Er wischte sich den Mund mit seiner Serviette ab, warf einen Blick auf seine Uhr und danach in die Diele, zu Regis’ geschlossener Tür.
    »Habt ihr noch etwas vor, Peter?«, fragte Honor.
    »Eigentlich schon. Wir wollen ins Strandkino. Wir müssen bald los – die Vorstellung beginnt, sobald es dunkel ist …«
    »Da könntest du Pech haben«, meinte Agnes. »Ich habe das Gefühl, dass Regis heute keinen Fuß mehr vor die Tür setzt.«
    »Ich bin sicher, dass sie mitkommt.« Peter schob seinen Stuhl zurück, ignorierte John und sah Honor an. »Würden Sie ihr bitte ausrichten, dass ich hier bin?«
    »Sie weiß es bereits«, erwiderte Honor.
    »Ich hole sie«, erbot sich Cecilia, aber Agnes war schon unterwegs.
    »Ich warte draußen«, erklärte Peter.
    Als Peter gegangen war, blieb Honor allein mit John am Tisch zurück. Seine Augen funkelten missbilligend.
    »Du hättest nie gewagt, ihn so durch die Mangel zu drehen, wenn Regis dabei gewesen wäre«, sagte sie im Flüsterton.
    »Das ist mir völlig klar. Wie geht es ihr?«
    »Sie ist am Boden zerstört.«
    Er stand auf, kam auf sie zu und setzte sich neben sie, auf den Stuhl, auf dem Regis gesessen hatte. »Das kann ich mir vorstellen … gibt es irgendetwas, was ich tun kann?«
    »Sie ist völlig aufgelöst, weil wir beide nicht auf die Weise ›zusammen‹ sind, die sie sich wünscht.«
    »Möchtest du, dass ich gehe?«
    Honor schüttelte den Kopf. Sie sah, wie sehr ihn das alles mitgenommen hatte. »Es tut mir leid.«
    »Das muss es nicht.« Er nahm ihre Hand. Sie ließ ihn gewähren, hatte Angst, ihm in die Augen zu schauen, weil er etwas darin entdecken könnte, was sie ihm nicht offenbaren wollte.
    »John.«
    »Das bringt mich um den Verstand. Wieder in diesem Haus zu sein, bei dir und den Mädchen – und mich trotzdem so fremd zu fühlen. Ich bin ihr Vater, aber ich kenne sie kaum noch. Sie sind erwachsen geworden, während ich weg war!«
    »Ich weiß.« Sie fühlte sich mit einem Mal leer und ausgebrannt.
    »Und deine Nähe zu spüren. Wenn du wüsstest, wie ich davon geträumt habe, Nacht für Nacht – ich dachte, wenn ich bei dir sitzen, dir in die Augen blicken, deine Hand halten

Weitere Kostenlose Bücher