Wie Sand in meinen Händen

Titel: Wie Sand in meinen Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice

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bezweifelte, dass irgendetwas seiner Liebe zu Honor gleichkam. Sie setzten ihren Weg fort, und John dachte an Regis, die sich mühevoll einen Weg zu Peter bahnte – statt umgekehrt.
    »Glaubst du wirklich, dass es hier Geister gibt?«, fragte sie und duckte sich, um einem tiefhängenden Ast auszuweichen.
    »Und was meinst du?« Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie sich wieder schutzsuchend an ihn drängte.
    »Ich bin mir nicht sicher. Wie war das in Irland? Ich erinnere mich, dass du meiner Frage damals auch schon ausgewichen bist, genau wie jetzt.«
    »In Irland …« Er war kurz davor, sein Herz wieder zu verschließen, wollte nicht daran denken oder darüber reden, aber er hatte ihr versprochen, sie in seine Geheimnisse einzuweihen, und deshalb war er ihr eine Antwort schuldig. Als sie durch den Wald von Tomahawk Point gingen, ergriff Honor seine Hand, und der Bann des Schweigens war gebrochen; es drängte ihn, ihr alles zu erzählen, was sie wissen wollte.
    »Sie waren dort«, erwiderte er. »Ich spürte sie in Cobh, auf den Docks. Ich dachte darüber nach, wie es uns beiden gegangen wäre, wenn wir mit angesehen hätten, wie das Schiff mit unseren Töchtern an Bord ablegt, und gewusst hätten, dass wir sie niemals wiedersehen. Ich habe dort die Geister unserer Vorfahren gespürt, Honor, die Geister der Vergangenheit.«
    »Ich auch, immer wenn wir dich nach einem Besuch zurücklassen mussten.«
    »Weißt du, so schlimm es für mich war, euch nicht mehr zu sehen, ich war beinahe erleichtert, als die Besuche aufhörten. Weil mir der Abschied so schwerfiel.«
    »Uns ging es genauso.« Sie liefen eine Weile schweigend nebeneinander her; das einzige Geräusch war das Rascheln der Blätter unter ihren Füßen und die Schreie der Seemöwen, die vom Strand herüberdrangen.
    Als sie die Biegung erreichten, die aus dem Wald herausführte, lehnte sie sich an ihn. Der Weg, der den Hügel hinab zum Strand führte, war steil und durch einen umgestürzten Baum versperrt; entweder mussten sie über ihn hinwegklettern oder unter ihm hindurchkriechen. John bewegte sich nicht, genoss es, das Gewicht ihres Körpers zu spüren. Am liebsten hätte er sich die ganze Nacht nicht von der Stelle gerührt.
    »Bist du bereit?«, fragte sie und sah den Abhang hinab.
    »Wann immer du willst«, entgegnete er, duckte sich unter einen Baum und wartete darauf, dass sie ihm folgte.
    »Geh du voraus«, sagte sie, und er machte den ersten Schritt auf dem zerklüfteten Pfad, der holperig und von Furchen durchzogen war, in denen das Regenwasser ablief; Steine lösten sich unter seinen Füßen, als er sich gegen sie stemmte, damit sie nicht den Halt verlor und ausrutschte. Als sie wohlbehalten zum Fuß des Hügels gelangten und ihre Füße im weichen Sand versanken, reichte sie ihm abermals die Hand.
    Unten am Strand hatten schon viele Besucher ihre Decken ausgebreitet. Die Leinwand bestand aus einem weißen Laken, dass zwischen zwei Stützpfeiler gespannt war, die wie Torpfosten auf einem Footballfeld aussahen. Honor, die sich bereits einen Überblick verschafft hatte, deutete auf einen freien Platz; John war froh, dass er sich in der hintersten Reihe befand.
    »Wie wär’s hier?«, fragte er.
    »Der ist perfekt«, meinte sie. »Aber wir brauchen eine Kuhle.«
    »Stimmt.« Sie gingen in die Hocke und machten sich ans Werk.
    Sie buddelten eine Grube, schütteten den Sand an der schräg abfallenden Rückseite zu einem Wall als Rückenstütze auf. Dann breiteten sie ihre Decke in der Kuhle aus und wollten es sich gerade für den Film bequem machen, als Honor hörte, wie jemand ihren Namen rief.
    »Honor, bist du das?«
    »Ja.« Sie spähte in die Dunkelheit. Suzi Wright und Darby Reid, zwei ihrer alten Freundinnen aus Hubbard’s Point, kamen herübergelaufen. John kannte sie noch von damals.
    »Wir haben uns hereingeschlichen«, sagte Honor.
    »Keine Bange, von uns erfährt niemand etwas«, meinte Suzi. »Wir freuen uns so sehr, jemanden von der alten Truppe zu sehen. Es sind noch ein paar da … siehst du? Da drüben ist Bay McCabe, und da hinten auf der Strandpromenade sitzen Tara O’Toole und Maeve Jameson …«
    »Oh, Maeve«, sagte Honor erfreut. »Meine Mutter und sie waren eng befreundet.«
    »Stimmt es, dass deine Tochter einen jungen Mann aus Hubbard’s Point heiratet?«
    »Peter Drake«, erwiderte Honor. »Ja, die zwei sind verlobt.«
    »Seine Eltern sind auch hier. Siehst du sie? Gleich neben Maeve und Tara.«
    »Ach ja,