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Wie Sand in meinen Händen

Wie Sand in meinen Händen

Titel: Wie Sand in meinen Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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lagen.
    »Ein Muschelbrötchen.« Er nahm den Teller vom Tablett und stellte ihn auf den Tisch, an ihren Platz. Es war nicht der Rede wert, aber er hatte das Bedürfnis gehabt, ihr etwas zu schenken.
    Sie blickte ihn an, ihre Augen füllten sich mit Tränen. Er beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn.
    »Jetzt bin ich wieder zu Hause, Regis«, sagte er.

[home]
    12. Kapitel
    A gnes wusste, dass mit ihr etwas nicht stimmte, aber sie beschloss, niemandem etwas zu erzählen. Visionen waren eine Sache, aber was ihr nun widerfuhr, war zu viel, selbst für sie. Seit ihrer Kopfverletzung sah sie überall weiße Schwingen. Am Küchenfenster, während sie sich einen Toast zubereitete, im Badezimmerspiegel, wenn sie sich das Gesicht wusch, oder am Nachthimmel, das Mondlicht widerspiegelnd.
    Sie verbrachte viel Zeit damit, das Bild zu betrachten, das sie mit ihrer Digitalkamera aufgenommen hatte. Was um alles in der Welt stellte es dar? Manchmal starrte sie das Foto so hartnäckig an, als wartete sie auf eine himmlische Erscheinung, einen Engel, der herausfliegen würde. Ihr Vater wusste alles über Kameras und Fotografie, was es zu wissen gab, und sie musste ihn unbedingt fragen.
    »Mom«, sagte sie, als sie das Atelier betrat. Ihr Herz klopfte beim Anblick ihrer Mutter, die in ihre Arbeit vertieft mit hochgekrempelten Ärmeln malte. Im Atelier herrschte das reine Chaos, und obwohl es zu Agnes’ Aufgaben gehörte, dort zu putzen und Ordnung zu schaffen, kümmerte es sie nicht.
    »Was gibt es, Schatz? Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Honor, unfähig, den Blick von ihrer Leinwand zu lösen.
    »Mir geht es prima.« Agnes verkniff sich ein Lächeln.
    »Bist du sicher? Was machen deine Kopfschmerzen?«
    »Alles bestens.« Agnes bahnte sich ihren Weg durch den Raum. Sie liebte das Atelier – den Geruch nach Farbe, das klare Licht, das durch das Nordfenster fiel, Sisela, die auf der Fensterbank schlief, und die vielen Dinge, an denen man merkte, wie glücklich ihre Mutter hier war. Schon als kleines Mädchen hatte sie gespürt, dass Honor Befriedigung und Seelenfrieden in ihrer Arbeit fand wie sonst nirgendwo. Vielleicht war sie deshalb so versessen darauf gewesen, diese Aufgabe auf dem Campus zu übernehmen. Agnes griff nach dem Besen und begann zu fegen.
    »Ist Cece noch in ihrem Zimmer?«, fragte Honor. »Ich hatte sie gefragt, ob sie nach dem Abendessen einen Strandspaziergang mit mir machen wollte, aber sie hatte keine Lust.«
    Warum wohl, hätte Agnes am liebsten gefragt. Cece brannte darauf, ihren Vater zu sehen – genau wie Agnes. Aber Honor reagierte merkwürdig und verschlossen, wenn es um ihn ging, und auf die Frage, wann sie endlich wieder alle zusammen sein würden, hatte sie nur eine vage Antwort gehabt. Selbst beim Spaziergang hatte sie die Stelle unweit der Mauer, wo Agnes um ein Haar ums Leben gekommen wäre, gemieden und stattdessen den Weg zum anderen Ende des Strandes eingeschlagen, zu der Bucht mit den Austernbänken.
    »Mom«, sagte Agnes abermals, während sie den Fußboden rund um die Staffelei fegte.
    »Eine Sekunde, Schatz. Lass mich das kurz fertig machen …«
    Honor betrachtete ihr Werk mit zusammengekniffenen Augen, drückte einen Klecks Cadmiumrot aus der Tube auf die Palette und trug ihn mit dem Spachtel auf die Leinwand auf. Agnes schob ihren Besen näher heran, um einen Blick darauf zu erhaschen. Der Anblick verschlug ihr den Atem.
    Das Bild stellte sie und ihren Vater dar. Ganz eindeutig – seine Augen und Hände, ihre Haare und die Form ihrer Schultern waren unverkennbar. Es zeigte die Nacht ihres Unfalls – das von Sternen übersäte Firmament, die weißen Schaumkronen der Wellen, die weitläufige, dunkle Fläche des Sandes, und ihr Vater, der sie wie ein Baby den Strand hinauf trug. Eine gespenstische weiße Katze hockte auf der Mauer, die mit glitzernder Glimmererde bedeckt war. Das Cadmiumrot war für Agnes’ Blut auf dem T-Shirt ihres Vaters.
    »Mom«, sagte Agnes abermals. Dann stellte sie den Besen in die Ecke und verließ das Atelier, ohne zu warten, bis ihre Mutter fertig war. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Sie ging durch die Diele und betrat das Mädchenschlafzimmer. Cece war nicht da, deshalb verstaute sie ihre Kamera im Regal und trat auf die Veranda hinaus, wo es sich ihre Schwester auf der Hollywoodschaukel gemütlich gemacht hatte.
    »Was treibst du denn hier?«, fragte Cece. »Ich dachte, du sollst im Bett bleiben.«
    »Ich habe es satt, im Bett zu liegen;

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