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Wie Sand in meinen Händen

Wie Sand in meinen Händen

Titel: Wie Sand in meinen Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Mädchen nicht mehr mitgenommen. Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Konnte es nicht mehr ertragen. Dich dort zu wissen.«
    Ihre Augen blitzten, und sein Herz begann zu klopfen; er fragte sich, wie es ihr ergangen wäre, wenn sie mit eigenen Augen gesehen hätte, wie grauenvoll es gewesen war, in der dunkelsten Zeit seines Lebens.
    »John, du warst die große Liebe meines Lebens. Und der Mittelpunkt unserer Familie. Unser Ein und Alles.« Sie schüttelte den Kopf und blickte zu Boden. Dann schien sie einen Entschluss zu fassen. Sie griff in die Tasche ihrer Jeans, zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier heraus. Er erstarrte, als sie es ihm hinhielt.
    »Was ist das?«
    »Lies es einfach.«
    »Wissen die Mädchen Bescheid?« Er war unfähig, einen Blick darauf zu werfen.
    »Es war ihre Idee …«
    »Honor.« Er starrte die Kante des Papiers an, die sich in der sanften Brise hob. Das war es also, das Ende seiner Ehe; es kam ihm vor wie das Ende der Welt. »Bitte nicht.«
    Sie drückte ihm das Blatt in die Hand, dann drehte sie sich um und ging. Er sah zu, wie sie den dunklen Strand entlang nach Hause eilte; seine Hände zitterten, als er das Blatt vor Augen hielt, im Dämmerlicht etwas zu erkennen versuchte.
    Er hatte erwartet, den Briefkopf einer Anwaltskanzlei zu sehen. Doch es war blassgraues Briefpapier, mit Honors Initialen. Und darunter stand, in ihrer Handschrift:
    Komm morgen zum Abendessen, um sechs Uhr. Wir erwarten Dich.
    Honor
    John las die Worte immer wieder und spürte, wie er langsam aus seiner Erstarrung erwachte.

[home]
    16. Kapitel
    E s war ein Gefühl wie Weihnachten, wo jeder zupackte und die Aufregung wuchs – nicht nur wegen des Essens, sondern wegen allem, wofür es stand: Zeit, um zu feiern, Dank zu sagen, beisammen zu sein. Und heute war ein ähnliches Festmahl geplant – mit allem, was Garten, Strand und Region zu bieten hatten.
    Regis hatte Venus- und Miesmuscheln in den seichten Gewässern unweit Tomahawk Point ausgegraben und gesammelt; sie hatte Peter gebeten, bei Tagesanbruch mit ihr angeln zu gehen, und es war ihr gelungen, im Morgennebel drei große Flundern zu fangen. Peter war still, was ihm gar nicht ähnlich sah; er schien mit seinen Gedanken meilenweit entfernt zu sein – wie immer, seit sie Devil’s Hole überquert hatten. Während sie den Fisch ausnahm, war Regis beklommen zumute, und sie hätte ihn am liebsten gefragt, was los war. Doch sie hatte geschwiegen, aus Angst vor dem, was sie zu hören bekommen könnte. Sie wollte sich die Freude, dass ihr Vater heute Abend zum Essen kommen würde, nicht verderben, indem sie schlafende Hunde weckte.
    Cecilia hatte sich mit dem Rad zum Gemüsegarten des Klosters aufgemacht, der sich hinter dem Weingarten befand. Dort traf sie Schwester Angelica und Schwester Gabrielle – in ihrer schwarzen Ordenstracht gingen sie bestimmt ein vor Hitze, denn die Sonne brannte vom wolkenlosen Himmel herab … doch die beiden Nonnen hatten gestrahlt, als wüssten sie, dass Cecilias Vater heute Abend zum Essen kam. Sie halfen ihr, den großen Weidenkorb mit Mais, Tomaten, Zucchini, Basilikum und Unmengen von Himbeeren zu füllen.
    Agnes war mit ihrer Mutter zum Arzt gefahren, um zu erfahren, was die Kernspintomographie ergeben hatte, ob die Wunde gut verheilte und um den Verband wechseln zu lassen. Der unförmige Gazeturban wurde durch einen kleineren Kopfverband ersetzt. Der rasierte Teil des Schädels rund um die Naht juckte wie verrückt, und sie fand, dass sie hässlich oder zumindest ein bisschen ausgeflippt aussah. Da Dr. Gradys Praxis zur Klinik gehörte, setzte Agnes vorsichtshalber eine Kappe auf, für den Fall, dass sie Brendan über den Weg lief, aber sie konnte weit und breit keine Spur von ihm entdecken.
    Auf dem Heimweg hielten sie am A&P-Supermarkt. Honor fragte, ob Agnes im Wagen warten wolle, während sie ihre Besorgungen machte, aber Agnes hatte das Bedürfnis, sich die Beine zu vertreten. Trotz der gelegentlichen Schwindelanfälle fühlte sie sich heute wesentlich kräftiger; der Gedanke an das bevorstehende Abendessen mit ihrem Vater war die beste Medizin.
    Sie schob den Einkaufswagen, während ihre Mutter die benötigten Lebensmittel holte: Füllung für die Pasteten, Käse und Kräcker, Crème double, Butter, frisches Brot. Als sie zur Schreibwarenabteilung gelangten, deckte sich Agnes mit allem ein, was sie für die Dekoration brauchte. Die Luftschlangen im Einkaufswagen erinnerten sie an die Party, die sie in diesem

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