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Wie Sand in meinen Händen

Wie Sand in meinen Händen

Titel: Wie Sand in meinen Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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liebst.«
    Honor servierte die Getränke, und Cece deutete auf die Cocktailsoße.
    »Die habe ich gemacht.«
    »Vorsichtig, Dad«, warnte Regis. »Sie isst gerne scharf.«
    »Ich auch.« Alle beobachteten gespannt, wie er einen kleinen Klecks Soße auf die Seite einer Muschel gab, sie zum Mund führte und aß. »Wow, schmeckt das gut.«
    »Danke für das Kompliment!« Cece strahlte, als er sich noch einmal bediente.
    Die Muschel schmeckte würzig und frisch, kam geradewegs aus dem Long Island Sound. Er hatte seit langem keine Schalentiere mehr gegessen. Jeder Bissen war köstlich und erinnerte ihn daran, was er versäumt hatte: scheinbar so unbedeutende Dinge wie eine Vorspeise waren in Vergessenheit geraten, weil ihm das Wichtigste – sein Leben mit Honor und den Kindern – gefehlt hatte.
    »Und jetzt möchte ich hören, was es Neues gibt«, sagte er.
    »Da gibt es eine Menge zu erzählen«, erwiderte Cece feierlich. »Womit sollen wir anfangen?«
    »Wie wäre es mit dir, Regis? Wann werde ich Peter kennenlernen?«
    »Gleich.« Regis lächelte. »Ich habe ihn zum Nachtisch eingeladen. Ich dachte, je früher, desto besser, in Anbetracht …«, sagte sie mit einem raschen Blick auf ihren Verlobungsring. John sah Honor fragend an, und ihr Blick war vielsagend. Selbst nach sechs Jahren Trennung konnte John daran ablesen, dass zu diesem Thema das letzte Wort noch nicht gesprochen war.
    »Regis ist nicht die Einzige, die einen Freund hat«, sagte Cece.
    »Du hast auch einen?«, fragte John.
    »Ich doch nicht!«, erwiderte sie entrüstet, so wie früher Regis, wenn er auch nur angedeutet hatte, sie könnte sich für einen Jungen interessieren.
    »Wer dann?« Einen Augenblick lang stockte ihm der Atem, weil er dachte, die Antwort könnte »Honor« lauten.
    »Agnes«, sagte Cece und sah ihre Schwester an.
    »Er ist
ein
Freund, aber nicht
mein
Freund.« Agnes errötete.
    »Da hatte ich aber einen ganz anderen Eindruck«, meinte Regis.
    »Könnten wir bitte das Thema wechseln?«, bat Agnes.
    »Sag mir wenigstens, wie er heißt«, meinte John.
    Agnes bedachte ihn mit einem strahlenden Lächeln, das ausschließlich ihm zu gelten schien. »Brendan«, erwiderte sie.
    »Der Erzengel«, fügte Regis hinzu.
    »Hör auf, deine Schwester aufzuziehen«, sagte Honor, und John bemerkte ihre Besorgnis, weil sie sah, wie Agnes erblasste.
    »Meine Kamera ist kaputt«, erklärte Agnes. »Ich habe nicht aufgepasst und sie fallen lassen.«
    »Oh Agnes!«, hauchte Honor.
    »Du hast bestimmt einen Riesenschrecken bekommen.« John musterte Agnes. Sie sah bleich und betroffen aus. »Um was für eine Kamera handelt es sich denn?«
    »Eine Canon EOS 300D.«
    Was den aktuellen Stand der Entwicklung von Fotoausrüstungen betraf, hatte sich John in den vergangenen Jahren bestmöglich auf dem Laufenden gehalten. In der Gefängnisbibliothek gab es Fachmagazine, und Tom hatte für ihn
Camera World
abonniert. Agnes besaß eines von den guten neueren Modellen; konnte es sein, dass sie ein Auge und ein Gespür für die Fotografie hatte, dass sie mit dem Gedanken spielte, in seine Fußstapfen zu treten?
    »Hattest du noch Bilder gespeichert? Fürchtest du, dass die ganze Arbeit umsonst war?«
    »Die Kamera war teuer. Deshalb ist es so schlimm.«
    Doch John sah, dass mehr dahintersteckte: Der Verlust der kostspieligen Ausrüstung war eine Sache, der Verlust von Bildern, an denen das Herz hing, war ungleich schmerzvoller – und genau das war es, was Agnes quälte.
    »Ihr geht es vor allem um das Foto, das sie auf der Mauer gemacht hat«, meinte Cece. »An dem Abend, als sie gegen den Felsen geprallt ist.«
    »Hör auf, Cece!«, sagte Agnes.
    »Schade, ich hätte es mir gerne angesehen«, meinte John.
    »Ich habe es mit dem Selbstauslöser aufgenommen. Und mit Blitzlicht zur Belichtung und für die Tiefenschärfe.«
    »Hattest du ein interessantes Motiv?«
    Sie zögerte, dann nickte sie. »Doch, schon.«
    »Wenn es dir recht ist, könnte ich mir deine Kamera mal anschauen; vielleicht lässt sich ja doch noch etwas machen.«
    »Ja, vielleicht.«
    »Sie versteht eine Menge vom Fotografieren«, sagte Honor und trank einen Schluck Bier – statt Rum mit Tonic, ihrem üblichen Sommergetränk. Dass sie sich für das Gleiche entschieden hatte wie er, stimmte John aus irgendeinem unerfindlichen Grund glücklich. »Agnes, mein Schatz, warum holst du nicht deine Kamera und zeigst sie deinem Vater, während ich das Essen auftrage?«
    »Mach ich.« Agnes lief in ihr

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