Wie Sie Ihre Ehe retten ohne Ihren Mann umzubringen - Guter Rat in 13 Kapiteln
wusste es nicht.«
» Oje«, sagte ich.
Nach einer Reihe von Untersuchungen stand die Diagnose fest: Transiente Globale Amnesie, eine vorübergehende Gedächtnisstörung also. Woher das kam, war nicht klar. Meine Mutter hatte keinen Schlaganfall gehabt, keine Hirnblutung, keinen Hirninfarkt. Man ging davon aus, dass ihr Gedächtnis binnen zwanzig Stunden seit Beginn des Ausfalls zurückkehren würde und sie sich dann auch wieder an so gut wie alles erinnern könnte. Um neun Uhr abends war sie wieder ganz die Alte. Sie rief an und fragte, ob sie mir denn in dieser ersten Woche überhaupt eine Hilfe gewesen wäre und fing an zu weinen. Eine Riesenhilfe, sagte ich ihr, ohne die ich es nie und nimmer geschafft hätte. Und dann musste auch ich weinen.
Am folgenden Tag wurde meine Mutter aus dem Krankenhaus entlassen, und mein Vater nahm sie mit nach Hause. Auf der einen Seite war ich erleichtert darüber. Warum? Weil meine Mutter ihre Meinung über Mark nicht für sich behalten konnte, und ich vor lauter Übermüdung nicht imstande war, meine Eheprobleme mit ihr zu diskutieren, ohne gleich schnippisch zu werden. Auf der anderen Seite war ich natürlich auch traurig.
Dann bekam Kaarina Koliken. Das Schreien begann meist um die Abendessenszeit. Wenn Mark zu Hause war, nahmen wir sie abwechselnd auf den Arm, gingen mit ihr herum und wiegten sie bis etwa zehn oder elf, bis Mark ins Bett ging. Danach kümmerte ich mich allein um sie, meist bis Mitternacht oder auch länger, bis ich sie endlich beruhigt hatte und sie eingeschlafen war. Wenn Mark nicht zu Hause war, musste ich sie allein ununterbrochen auf dem Arm halten.
Während der schlimmsten Wochen begann sie bereits um die Mittagszeit zu schreien. Ob sie nun schrie, weil sie Koliken oder weil sie Hunger hatte, wusste ich nicht, und so gab ich ihr stundenlang die Brust. Einmal war sie fast eingeschlafen, doch just in dem Moment bellten die Hunde los und schreckten sie wieder auf. Ich war völlig am Ende.
Mark kam abends gegen acht nach Hause. Ich saß oben im Kinderzimmer und hörte ihn die Treppe heraufkommen. Die Hunde liefen ihm japsend und schwanzwedelnd entgegen. Mark drückte die Tür einen Spalt breit auf und fragte: » Hast du das Abendessen fertig? Und warum sind die Hunde hier im Flur?«
» Weil ich seit acht Stunden hier in diesem Stuhl sitze und stille«, zischte ich. » Ich bin noch nicht einmal ins Bad gekommen.«
» Dann bestelle ich uns etwas und fahre es holen«, sagte Mark mit einer sanften Stimme. Ich brach in Tränen aus, einfach so. Und mit einem Lächeln um den Mund fragte er: » Brauchst du etwas? Kann ich irgendetwas für dich tun?«
» Ich kann nicht mehr«, schluchzte ich. » Ich halte das nicht mehr aus. Ich bin eine schreckliche Mutter.«
Er kam auf mich zu, kniete sich vor mich hin und legte mir die Hand auf die Schulter.
» Das ist nicht wahr. Du bist eine fantastische Mutter. Du hattest einfach nur einen schlechten Tag.«
Er hielt mich an sich gedrückt, bis ich mich beruhigt hatte. Dann ging er etwas zu essen holen.
Überlassen Sie Ihr Baby ruhig auch mal Ihrem Mann. Lassen Sie ihn das Fläschchen geben. Es macht gar nichts, wenn er es nicht richtig hält oder er die Windel falsch herum zumacht. Auch die beste Mutter klappt einmal zusammen. Lassen Sie es erst gar nicht so weit kommen!
Tagsüber klingelte das Telefon in einem fort. Irgendwann zog ich alle Stecker und hörte auch keine Nachrichten mehr ab. Wenn sich Freunde zu Besuch anmeldeten, wimmelte ich sie ab, sagte, ich sei zu müde. Es war mir einfach zu viel. Ich brauchte meine Zeit zum Stillen, Windeln zu wechseln und Spucke wegzuwischen.
Und dann rastete ich eines Nachmittags richtig aus. Ich fuhr aus dem Schlaf, weil Jasmine mal wieder wie verrückt bellte. Ich stürzte aus dem Bett, sah einen Beißknochen auf dem Boden, hob ihn auf, und schmiss ihn nach ihr. Ich traf ihren Kopf, und sie kippte um.
In der darauffolgenden Nacht weckte mich Kaarinas Geschrei auf. Ich fühlte mich, als wäre ich gerade erst eingeschlafen.
» Was willst du denn jetzt schon wieder?«, presste ich hervor, während ich sie aus ihrem Bettchen hob. Ich fühlte einen unbändigen Drang, sie zu schütteln, sie herumzuschleudern, sie gar zu ersticken. Dann würde mein Mann vielleicht endlich begreifen, dass er mir mehr hätte helfen müssen, dass er mich mehr hätte schätzen sollen. Ich packte ihren kleinen Körper mit festem Griff. Drückte sie. Meine Augen standen voll Tränen. Ich setzte
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