Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet
Eltern-Kind-Kommunikation haben ihre Ursache also vor allem in der Unklarheit, mit der viele Erwachsene Absichten und Grenzen formulieren. So setzen Sie sprachlich klare Grenzen:
Nehmen Sie zuerst mit den Augen Kontakt auf.
Suchen Sie dann Körperkontakt, etwa indem Sie die Hände Ihres Kindes nehmen.
Und verwenden Sie schließlich eine eindeutige Sprache, um Ihr Anliegen zu formulieren.
INFO
Zum einen Ohr rein, zum anderen raus …
Wie wenig das gesprochene Wort zählt, haben viele Untersuchungen der Kommunikationspsychologie gezeigt. Danach vermittelt sich der Inhalt von Gesprächen …
zu 55 Prozent über die Körpersprache,
zu 38 Prozent über den Klang der Stimme und die Art des Sprechens,
zu 7 Prozent über den Inhalt und den Sinn der Worte.
Kinder
durchschauen
ihre
Eltern
ohnehin
Schon kleine Kinder spüren, wenn ihre Eltern nicht authentisch sind. Auch wenn die Mutter sagt, es sei alles in Ordnung, spürt das Kind, dass etwas nicht stimmt. Was wird es tun? Es wird die Mutter so lange herausfordern, bis diese sich so zeigt, wie es ihrer Gemütslage entspricht. Es ist also völlig sinnlos und sogar kontraproduktiv, sich zu verstellen und den Kindern ETWAS VORZUMACHEN . Das führt höchstens dazu, dass die Eltern irgendwann explodieren, wenn die Kinder keine Ruhe geben oder sie sich entlarvt fühlen.
Olivers Mutter ist ein Morgenmuffel
Der zwölfjährige Oliver ist bei allen beliebt. Er ist höflich und zurückhaltend, hält aber mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. Er lebt mit seiner Mutter allein, und sein großes Vorbild ist Christoph Stadtler, sein Sportlehrer am Gymnasium. Was Herr Stadtler sagt, was Herr Stadtler tut, was Herr Stadtler meint, alles ist für den Zwölfjährigen von großer Bedeutung. Dass Christoph Stadtler neben Sport auch Mathematik gibt, verzeiht ihm Oliver großzügig. Obwohl Mathematik nicht zu Olivers Lieblingsfächern gehört – seine Noten sind entsprechend mäßig.
Das ist auch der Grund, warum Olivers Mutter, Helene Schaller, die Elternsprechstunde besuchen will. Das jedenfalls ist die Version, die sie Oliver erzählt. Dass es für sie noch mehr zu besprechen gibt, als nur die schlechten Noten, verschweigt sie Oliver. Helene Schaller glaubt nämlich, es gäbe etwas Wichtiges, das Oliver ihr nicht erzählen will. Denn sie hat seit einiger Zeit mit ihm morgens nur noch Stress. Da steht sie extra mit ihrem Sohn früh auf und versucht, ihm alles recht zu machen, und der provoziert sie nur. Nein, das hat sie nicht verdient. Denn leicht fällt ihr dieses frühe Aufstehen wirklich nicht. Aber ihrem Sohn zuliebe will sie sich das nicht anmerken lassen. Doch jetzt ist ein Punkt erreicht, an dem sie nicht mehr weiterweiß. Vielleicht hat Herr Stadtler, von dem ihr Sohn so viel hält, ja einen Tipp für sie.
»Ich lasse sie hochgehen wie eine Rakete«
Nach Helenes Besuch in der Sprechstunde kommt Christoph Stadtler auf Oliver zu und fragt ihn, ob er mal kurz mit ihm reden könne.
Oliver grinst: »Meine Mutter hat sich über mich beschwert, stimmt’s?«
»Nein, beschwert hat sie sich nicht, sie hat mir ihr Herz ausgeschüttet.«
»Klar. Sie denkt, ich bin das Problem.«
»Was für ein Problem?«
»Na ja, das mit dem Stress jeden Morgen. Hat das meine Mutter nicht erzählt?«
»Doch. Aber weshalb, meinst du, sollen wir uns unterhalten?«
Oliver lacht wissend. »Na ja, vielleicht weil ich meine Mutter jeden Morgen hochgehen lasse wie eine Rakete!«
Christoph Stadtler nickt. »So in etwa hat sich deine Mutter auch ausgedrückt. Und was …«
Doch bevor der Lehrer weiterreden kann, unterbricht ihn Oliver: »Aber es muss sein, Herr Stadtler, es muss!«
Der Lehrer schaut ihn skeptisch an. »Versteh ich nicht, Oliver! Ich will morgens auch meine Ruhe haben, keinen Stress!«
»Ich auch!«
»Aber was ist dann der Grund für deinen morgendlichen Auftritt?«
»Das ist ein verdammt starker Auftritt. Da könnten Sie echt noch was von lernen.«
»Findest du das denn gerecht deiner Mutter gegenüber? Die macht sich große Gedanken.«
»Viel zu viele. Vor lauter Gedanken schnallt sie gar nicht mehr, was wirklich läuft. Die will immer nur eins: die beste Mutter sein!«
Herr Stadtler zuckt mit den Schultern. »Wahrscheinlich meint sie es nur gut.«
»Sie hat Angst, sonst eine schlechte Mutter zu sein«
»Sie kennen sie nicht«, klärt Oliver ihn auf, »sie will schon morgens die beste Mutter sein, dabei ist sie ein Morgenmuffel. Und wissen Sie, warum sie aufsteht und mir das
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