Wie Sommerregen in der Wueste
ungewöhnlichen Aufzug hielten?
Sie konnte sich gut vorstellen, wie zornig Salim reagieren würde. Schließlich hatte sie ihm sogar dann nicht die Wahrheit eröffnet, als sie in seinen Armen gelegen hatte.
Und jetzt? Konnte sie es ihm denn nach allem, was geschehen war, überhaupt noch sagen?
5. KAPITEL
Freude erfüllte Salim, als er sich der untergegangenen Stadt näherte. Er saß am Steuer seines neuen Siebensitzers, den er gekauft hatte, um dem Familienzuwachs Platz zu bieten. Auf der hintersten Sitzbank spielten die Kinder, während Kazim und Sara begeistert zu der Siedlung blickten, wo der neue Hotelkomplex entstand.
„Erstaunlich, wie die Stadt einfach aus der Wüste zu wachsen scheint“, bemerkte Sara. „Das strahlende Weiß der Häuser finde ich herrlich. Vielleicht sollten wir unser Haus auch weiß streichen?“ Sie wandte sich an Kazim. „Ich wette, du hast es absichtlich hellbraun gestrichen, damit es sich nicht von der umgebenden Landschaft unterscheidet und dich niemand findet.“
Kazim lachte. „Wahrscheinlich hast du recht. Bevor ich dich kennengelernt habe, wollte ich auch nicht, dass mich jemand findet.“
Salim lächelte. Sein Bruder war offenbar sehr glücklich, obwohl er solch eine unkonventionelle Ehe eingegangen war. Salim hoffte, selbst auch bald ein glücklicher Familienvater zu sein.
„Wie kommt es, dass Celia nicht mit uns fährt?“, erkundigte sich Sara und vertrieb mit der Frage Salims Hochgefühl.
Schuldbewusst gestand er sich ein, dass es ein Fehler gewesen war, mit Celia zu schlafen.
„Sie ist schon da, zumindest hat mir das meine Assistentin mitgeteilt. Anscheinend wollte sie eine Lieferung von Pflanzen überwachen. Wir treffen sie sicher gleich.“ Er fragte sich, ob er überhaupt fähig sein würde, ihr jetzt in Gegenwart seiner Familie in die Augen zu sehen.
Denn Salim wusste genau, dass sie sich wieder ausgenutzt fühlen würde, wenn sie erfuhr, dass sich an den Bedingungen nichts geändert hatte. Ihre Beziehung hatte keine Zukunft.
Manchmal wünschte er, er wäre nicht der älteste Sohn und damit verantwortlich dafür, den Stammbaum der Al Mansurs fortzuführen, wie es die Tradition verlangte. Aber daran war nichts zu ändern. Ganz einfach.
Salim parkte den Wagen auf dem Gelände und half allen beim Aussteigen.
„Puh, ist das laut!“ Der kleine Ben hielt sich die Ohren zu.
„Wo gebaut wird, ist es laut“, erklärte Salim und hob ihn hoch. „Ohne Lärm kein Fortschritt. Hast du deinen Dad noch nie bei der Arbeit besucht?“
„Nein!“ Sara lachte. „Dafür ist er noch zu jung. Außerdem ist er zurzeit eher ein Künstler als einer, der in der Tiefe nach Öl bohrt.“
„Zeichnest du gern?“ Salim schaute Ben in die hellen Augen.
Das Kind nickte. „Auch malen. Und Geschichten erfinden. Aber ich kann sie noch nicht aufschreiben.“
„Er ist ein Genie“, verkündete Kazim stolz.
Salim nickte. „Er wird der nächste Leonardo da Vinci.“ Er strich dem Jungen über die Wange. „Du wirst dafür sorgen, dass die Al Mansurs in die Geschichte eingehen.“
„Und ich finde, dass du selbst auf dem besten Weg bist, das zu erreichen“, entgegnete Kazim.
„Unsinn. Ich baue ein paar Hotels, das ist alles. Hoffentlich gelingt es mir, dieses Gebiet hier touristisch zu erschließen. Denn das bringt unsere Wirtschaft voran und schafft Arbeitsplätze.“
„Hier handelt es sich aber um viel mehr“, widersprach Sara und sah sich begeistert um. „Unglaublich. Eine ganze Stadt inmitten der Wüste!“
Salim freute sich über ihren Enthusiasmus. „Es ist nicht mein Verdienst. Die Stadt gab es schon immer. Wir haben sie nur wiederentdeckt und vom Schutt der Jahrhunderte befreit.“
„Es ist atemberaubend. Sieh doch nur die Ornamente dort drüben!“ Sie wies auf den Fries, der eine gesamte Häuserfront überzog.
„Mein Architekt beschäftigt nur die besten Handwerker und Künstler. Mit ihnen zusammenzuarbeiten ist ein großes Vergnügen.“
„Da wir gerade davon sprechen – da drüben ist Celia. – Schaut euch bloß mal all diese wunderschönen Bäume an! Was ist das für ein Busch gegenüber?“
„Keine Ahnung. Celia weiß mittlerweile über die Flora von Oman viel besser Bescheid als ich“, erwiderte Salim und empfand so etwas wie Stolz auf ihr Wissen und Können.
Während er zu ihr hinüberging, fiel es ihm schwer, nicht an die gemeinsam verbrachte Liebesnacht zu denken. Für ihn war es der Himmel auf Erden gewesen.
Leider. Er verfluchte seine
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