Wie Sommerregen in der Wueste
Stimme. „Ich war noch nie verheiratet.“
„Es ist ja auch nicht leicht, den Richtigen zu finden“, erwiderte Sara. „Manchmal braucht derjenige auch ziemlich viel Zeit, um zu kapieren, dass er der Richtige ist.“
Salim runzelte die Stirn. War das wieder ein Versuch, ihn zu verkuppeln? „Lasst uns gehen“, sagte er schnell.
Als Salim und seine Familie sich verabschiedet hatten, um zurück in die Stadt zu fahren, atmete Celia auf. Familie, dachte sie. Kira gehört auch dazu, aber weder Salim noch sein Bruder wissen überhaupt, dass sie existiert.
Sie beschloss, Salim noch an diesem Tag zu beichten, dass er eine Tochter hatte. Was in der vergangenen Nacht zwischen ihnen vorgefallen war, konnte man nicht rückgängig machen. Doch es war Zeit, Kira und ihrem Vater eine Chance zu geben.
Abends wartete sie auf ihn, denn sie war sicher, dass er zu ihr kommen würde.
Salim kam nicht.
Celia versuchte, sich einzureden, dass er einen Termin hatte. Mehrmals in der Woche musste er zu Geschäftsessen.
In der folgenden Nacht schlief sie schlecht. Und als sie am Morgen wie zerschlagen erwachte, zog sie ihre Joggingsachen an, um sich bei einem Lauf am Strand von allem Stress zu befreien. Da sie Rücksicht auf die Sitten von Oman nahm, wählte Celia statt ihres knappen Bustiers und ihrer Shorts eine lange Baumwollhose und ein T-Shirt. Abgesehen davon waren weite Baumwollsachen bei der Hitze sowieso besser als enge Kunstfaser-Outfits, die viel nackte Haut zeigten.
Am Strand nahm sie ihr Handy und wählte die Nummer ihrer Eltern, um ihre Telefonverabredung mit Kira einzuhalten. Ihre Tochter hatte schon gewartet. „Hallo, Sweetie“, sagte Celia zärtlich.
„Mama, komm nach Hause!“
„Ich komme ja bald nach Hause, Sweetie. In zwei Wochen. Es dauert nicht mehr lange.“
„Mama, du sollst heute kommen“, jammerte die Kleine mit tränenerstickter Stimme.
Celia wurde schwer ums Herz. „Ich wünschte, das ginge, aber ich muss arbeiten.“
„Kira kann doch kommen und dir helfen.“
Nun hatte auch Celia Tränen in den Augen. „Das wäre schön, mein Baby, aber es geht leider nicht.“
„Aber warum denn nicht?“
Tja, warum nicht? Kira ging noch nicht zur Schule, und es gab eigentlich keinen Grund, weshalb sie ihre Mutter nicht begleiten konnte. „Eines Tages wirst du groß genug sein, um mir zu helfen.“
„Wann?“ Kiras Stimme klang plötzlich gar nicht mehr kindlich.
„Bald“, log Celia. „Willst du, dass ich dir ein Lied vorsinge?“
„Gut, Mama.“ Sie war hörbar enttäuscht. „Sing ‚Rock-a-bye Baby‘.“
Celia schluckte. Das Lied war ihr so vertraut, dass sie normalerweise kaum noch auf die Worte achtete. Doch diesmal bekamen die Verse vom Baby, das aus der Wiege purzelt, plötzlich eine tiefere Bedeutung für Celia. Wenn sie Kira und ihren Vater zusammenbrachte, konnte es sein, dass die heile Welt zerbrach, die sie für sich und ihr Kind geschaffen hatte. Was allerdings früher oder später sowieso geschehen musste. Celia atmete tief durch. Es ging darum, es Salim so schonend wie möglich beizubringen.
Sie versprach Kira, noch mehr Fotos von der Stadt und der neuen Hotelanlage zu schicken, beendete das Gespräch und rannte los. Es war schon sehr warm, aber die Meeresbrise zu spüren tat Celia gut. Und die Anstrengung, auf Sand zu laufen, forderte sie und gab ihr neue Kraft.
Ein schroffer Felsen markierte das Ende des hoteleigenen Strandes. Als Celia ihn erreicht hatte, gönnte sie sich in einer schattigen Felsnische eine Verschnaufpause. Wenige Minuten später wollte Celia zurücklaufen. Doch sie hörte zwei Männerstimmen, die ihr vertraut waren, und hielt inne.
„Celia ist noch schöner, als ich dachte“, hörte sie Kazim sagen und duckte sich hastig wieder hinter den Felsen.
„Dachtest du, ich verschwende meine Gefühle jahrelang an eine hässliche Frau?“ Salim schien bester Laune, und Celia spähte durch einen Felsspalt, um einen Blick auf die Brüder zu erhaschen. Salim trug wieder einen weißen Kaftan, diesmal hing an seinem bestickten Gürtel ein reich verzierter Dolch.
Gefühle? Jahrelang? Celia biss sich auf die Lippe. Zumindest hatte Salim neulich beim Abendessen etwas in der Art zugegeben.
„Ich bin froh, dass du anscheinend die richtigen Schlüsse gezogen hast“, erwiderte Kazim, der Jeans trug und sich ein weißes Handtuch um die Schultern geschlungen hatte.
„Was meinst du damit?“
„Du hast sie doch nicht umsonst hierher geholt. Ich weiß genau, dass ihr
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