Wie Sommerregen in der Wueste
pflücken. „Sie sind nicht giftig“, erklärte sie freundlich, „aber man hat sie in der Gärtnerei sicher behandelt. Ich pflanze niemals giftige Sorten, wenn ich weiß, dass Kinder die Früchte finden könnten.“
„Sehr lobenswert.“ Sara lächelte. „Fast würde ich annehmen, dass sie auch Kinder haben.“
Erschrocken hielt Celia eine Sekunde die Luft an. Dann sagte sie ausweichend: „Ich denke nur nach, ehe ich etwas tue. Meine Kunden mögen keine Gerichtsverfahren.“
„Stimmt, ich mag absolut keine Gerichtsverfahren“, meinte Salim leichthin und lächelte. „Ich werde Sara und Kazim jetzt die auferstandene Stadt zeigen. Kommst du mit?“
„Hm, na ja …“ Es war klar, dass sie eine Ausrede suchte, um hierzubleiben.
Salim ging nicht darauf ein. „Hier entlang, bitte“, sagte er und machte eine weit ausholende Armbewegung. „Celia kann euch erzählen, wie die Stadt Stein für Stein aus der Wüste gewachsen ist, denn sie hat davon viel mehr mitbekommen als ich.“
„Es war faszinierend.“ Celia ging voraus. „Zuerst hatte ich Sorge, dass die schweren Baumaschinen die Ruinen beschädigen könnten. Aber die Leute, die Salim engagiert hat, sind Profis. Sie waren äußerst behutsam, weil sie wissen, dass wir das Vergangene bewahren wollen.“
„Apropos Vergangenheit …“ Salim blieb vor dem zweistöckigen, weiß gestrichenen Gebäude mit Stuckverzierungen stehen. Große Dattelpalmen spendeten Schatten.
Kazim schaute sich den Fries mit diamantförmigen Ornamenten an. „Das … das sieht ja aus wie unser Haus. Das Haus, in dem wir aufgewachsen sind.“
„Es ist unser Haus. Komm mit rein.“
Salim führte die kleine Gruppe durch eine Rundbogentür ins kühle Innere des Hauses. „Mir ist klar, dass deine Kindheitserinnerungen nicht die besten sind, aber das alte Haus gibt es nicht mehr. Stattdessen habe ich es hier an dieser Stelle sozusagen neu errichten lassen.“
Neugierig blickte Kazim sich um. „Wow! Das ist wie eine Zeitreise.“
„Einst waren wir hier glücklich.“
„Ja, als wir noch alle zusammen waren.“
Salim schluckte. Ihr Vater hatte die Kindheit der drei Brüder abrupt beendet, indem er Kazim und Quasar auf englische Internate geschickt hatte. Ihre Mutter war bald darauf gestorben. Und Salim war mit seinem herrschsüchtigen Vater allein geblieben, der nie ein freundliches Wort für ihn gehabt hatte.
Lächelnd bemerkte Kazim: „Wenn Quasar hier wäre, könnten wir wieder Familie spielen.“
„Wir sind eine Familie“, entgegnete Salim schroff. „Quasar wird eines Tages heimkehren.“ Der jüngste Bruder war noch dabei, sich in der großen, weiten Welt auszutoben. Doch irgendwann würde er zurückkommen. Zumindest hoffte Salim es.
„Also, ich bin jedenfalls froh, dass ich hier bin“, erklärte Kazim und umfasste Saras Taille. „Wir müssen von jetzt an oft nach Oman kommen, nicht wahr?“
Sara nickte. „Es wäre schön, wenn Hannah und Ben sich in beiden Ländern, in beiden Kulturen zu Hause fühlen.“ Sie schenkte Salim ein warmes Lächeln. „Wir werden so oft wie möglich hier sein.“
Zärtlichkeit stieg in Salim auf, als er die kleine Hannah beobachtete, wie sie in Windeseile durchs Zimmer krabbelte. „Ihr seid hier jederzeit willkommen. Nichts bedeutet mir mehr, als meine Familie wieder zu vereinen.“
Unvermittelt verschluckte Celia sich und begann zu husten. „Tut mir … leid“, stammelte sie keuchend und trank einen Schluck Eistee aus der Thermoskanne, um den Hustenanfall zu bezwingen.
„Das liegt an der trockenen Luft“, sagte Kazim verständnisvoll. „Können Sie sich vorstellen, dass in diesem Haus eine fünfköpfige Familie und mindestens fünf Bedienstete gelebt haben?“
„Das Haus ist nicht groß“, gab Celia zu.
„Und man muss bedenken, dass die Frauen bei uns ihre eigenen Räume haben. Salim und ich haben uns ein Zimmer geteilt. Mann, ist das lange her. Aber ich glaube, so glücklich wie damals bin ich erst wieder gewesen, als ich Sara kennengelernt habe.“
„Du kanntest ja nichts als Arbeit, Arbeit und noch mal Arbeit, bis ich auf der Bildfläche erschien.“
„Das musst du gerade sagen, Miss Workaholic.“ Kazim kniff sie liebevoll.
„Mrs. Workaholic“, konterte sie. „Aber es stimmt. Wir sind beide aneinander gewachsen. Wahrscheinlich ist es gut, wenn ein Mensch, der gern und viel arbeitet, jemanden heiratet, der ähnlich gestrickt ist. Was meinen Sie, Celia?“
„Vermutlich“, erwiderte sie mit belegter
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