Wie Sommerregen in der Wueste
einer Autowerkstatt. »Was hast du denn hier vor?«
»Einen neuen Anzug kaufen. Was glaubst du denn?« Er zog sie aus dem Wagen und durch eine Tür hindurch. In der Halle stapelte sich eine unübersehbare Menge von Reifen, und es roch nach Gummi und Schmieröl. Hinter einem zerkratzten Tresen, auf dem sich dicke Kataloge stapelten, hockte ein kahlköpfiger Mann mit Lesebrille.
»Hallo«, rief er ihnen über den Werkstattlärm zu. »Was kann ich für Sie tun?«
»Sehen Sie das?« Craig zeigte durchs Fenster hinaus auf Amys Wagen. »Neue Reifen, überall, und einen Ersatzreifen.«
»Aber …« Bevor Amy Worte fand, blätterte der Angestellte schon die Kataloge durch. »Ich habe einige Angebote.«
»Ich will die besten«, entgegnete Craig, was ein gewisses Funkeln hinter den Brillengläsern des Mannes bewirkte.
»Craig, das ist …«
»Gut, gut.« Da er offensichtlich sein Geschäft gefährdet sah, schrieb der Angestellte schnell einen Preis auf ein Formular.
Craig warf einen Blick darauf, dann einen auf die Markenbezeichnung und nickte. »Schaffen Sie es bis fünf?«
Der Mann blickte auf die Uhr und dann ins Auftragsbuch. »Ja.«
»Gut.« Craig nahm Amy die Autoschlüssel aus der Hand und warf sie auf den Tresen.
Bevor sie auch nur einen Mucks herausbrachte, fühlte sich Amy schon wieder nach draußen gezogen. »Was sollte das wieder?«
»Ich wollte dir ein Geburtstagsgeschenk kaufen.«
»Mein Geburtstag ist im Oktober.«
»Dann bin ich ja gut abgesichert.«
Sie schaffte es kaum, nicht aus der Haut zu fahren. »Hör zu, Craig, du hast überhaupt kein Recht, solche Entscheidungen für mich zu treffen. Du kannst mich nicht einfach in diese Werkstatt schleppen und neue Reifen in Auftrag geben.«
»Besser hier als im Supermarkt. Ich will nicht, dass jemand, der mir sehr wichtig ist, auf Reifen herumfährt, die ihr Profil schon vor Monaten verloren haben. Willst du darüber etwa mit mir streiten?«
Weil er ihr den Wind aus den Segeln genommen hatte, runzelte Amy nur die Stirn. »Nein. Aber ich hätte es selbst erledigt. Ich hatte es mir schon vorgemerkt.«
»Für wann?«
»Irgendwann.«
»Nun ist es schon erledigt. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.«
Sie gab auf, beugte sich vor und küsste ihn. »Danke.«
An diesem Abend kam Amy gehetzt und später als sonst nach Hause. Die Arbeiten für die Fundamente der ersten Bungalows waren ohne Verzögerungen fertiggestellt worden. Amy hatte sich vom reibungslosen Funktionieren des gläsernen Schiebedachs überzeugt und ebenfalls von dem der Fahrstühle. Die Besprechung mit Tim hatte ihren Feierabend auf sechs Uhr hinausgeschoben, und dann hatte sie noch einmal fast eine Stunde auf ihren Wagen warten müssen.
»Nie sind sie zur versprochenen Zeit fertig«, schimpfte sie leise, als sie die Treppe zu ihrer Wohnung hochstürmte. Als sie ihr Stockwerk erreichte, sah sie vor ihrer Tür einen weiteren Grund für eine Zeitverzögerung.
»Mom, ich wusste nicht, dass du vorbeikommen wolltest.«
»Amy.« Mit einem kleinen Auflachen stopfte Jessie ein Stück Papier zurück in ihre Handtasche. »Ich wollte dir gerade eine Nachricht hinterlassen. Komme ich ungelegen?«, erkundigte sie sich, als Amy die Tür aufschloss.
»Nein – ja. Ich muss in ein paar Minuten wieder weg.«
»Ich bleibe nicht lange.« Mit einem schon gewohnheitsmäßigen Seufzer sah sich Jessie in Amys Wohnzimmer um. »Bist du aufgehalten worden?«
»Ja.« Amy steuerte direkt auf ihr Schlafzimmer zu. Sie wollte zum Dinner mit Craig nicht in Arbeitsstiefeln und staubigen Jeans erscheinen. »Dann musste ich noch meinen Wagen abholen und natürlich warten, bis er fertig war.«
Jessie folgte ihrer Tochter. »Hat er wieder gestreikt?«
»Nein, ich habe neue Reifen bekommen. Das heißt, Cr… ein Freund hat sie mir gekauft.«
»Jemand hat dir Reifen gekauft – als Geschenk?«
»Hmm.« Sie zog eine grüne Bluse aus dem Schrank. »Was hältst du davon?«
»Für eine Verabredung? Wunderbar. Du hattest schon immer einen guten Sinn für Farben. Hast du goldene Ohrringe dazu?«
»Vielleicht.« Amy zog eine Schublade auf und kramte darin herum.
»Warum hat dir jemand Reifen gekauft?«
»Weil meine abgefahren waren«, antwortete Amy abwesend, als sie sich durch baumwollene Unterwäsche und Socken durcharbeitete. »Und er fürchtete, ich könne einen Unfall haben.«
Jessie spitzte die Ohren. »Das ist das Romantischste, was ich je gehört habe.«
Amy zog einen silbernen Ohrring mit einer kupfernen
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